Im Rückblick auf „Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit“ hat man wirklich groteske Gedanken, die Ausdruck für das misslungene Drehbuch von Terry Rossio und Bill Marsilii sind. Vieles hat man schon gesehen und an sich Interessantes wird ins Absurde geführt. Innovation wird hier groß geschrieben, doch funktionieren mögen letztendlich nur die alten Mechanismen.
Es beginnt mit einem Anschlag in New Orleans. Am Mississippi explodiert eine Fähre und erfordert über 500 Todesopfer. ATF-Agent Doug Carlin (Denzel Washington) ist schon bald am Tatort, um Spuren zu deuten und mögliche Hinweise auf einen Terroranschlag zu finden. Hier bleibt alles beim Alten, Regisseur Tony Scott leitet den Anfang mit gewohnt grobkörniger Optik und schnell geschnittenen Bildern gut ein. Die Story bewegt sich dabei noch auf ungefährlich, altbekannten Gewässern.
Lächerlich wird es erst, wenn Das FBI in Person von Agent Pryzwarra (Val Kilmer) Carlin anheuert, um mit Hilfe einer neuen Technik den Täter zu überführen. Hier wird man besonders kreativ. Durch Satellitenbilder kann man einen Zeitraum von über 4 Tagen rekonstruieren und den Tatort und Umkreis nach Hinweisen akribisch absuchen. Man kann sogar durch Wände hindurch sehen. Weil Doug aber kein dummer Provinz-Cop ist, hat er schon bald Zweifel an der Richtigkeit der Sache.
Nun folgt der Overkill hin zu modernen, filmischen Themen. Zeitreise. Das Wurmloch wurde gefunden, altbekannte Apparaturen ermöglichen es sogar Dinge zu teleportieren. Erst ein Zettel, der auf den Täter und die bevorstehenden Ereignisse aufmerksam machen soll und dann schließlich nach Klischee ein Held, nämlich Doug, der jene Frau (Paula Patton) retten möchte, die als Opfer des Terroristen Hinweise auf dessen Identität gab. Das was wir auf vielen Monitoren sehen, ist nun nicht mehr das technische Wunder perfekter Satellitenüberwachung, sondern das lebendige Abbild der Vergangenheit. Dazwischen folgt mehr oder weniger Interessantes über Zeitreisetheorien, die in dieser Form schon in den letzten Jahren wesentlich besser verarbeitet wurden. Nachdem der Terrorist (James Caviezel) aufgrund gesammelter Hinweise in der Gegenwart geschnappt wird, verliert sich der Film endgültig in der Zeit.
Der Wettkampf geht verloren, weil der gezeigte Tiefgang völlig belanglos erscheint, wenn die alten Motive greifen. Mann rettet Frau, dazwischen der Lauf gegen die Zukunft. Spannung ist bedingt. Die Charaktere sind so flach, wie ein Blatt Zeitungspapier. Über Doug Carlin erfährt man nahezu gar nichts, Ansätze von zwischenmenschlichen Gesprächen zwischen ihm und einem pummelig gewordenen Agent-Kilmer sind rudimentär. Die einzige Erkenntnis daraus ist, dass Doug heute kein Sex haben kann, weil der Beruf zeitraubend alles zerstört. Dass der Protagonist nicht völlig unnah wirkt, liegt in erster Linie an Denzel Washington, der der mauen Hülse Konturen verleiht. Val Kilmer ist dagegen ausschließlich pummelig und schafft es nicht die Blässe des Charakters zu kaschieren. Das zu rettende Frauchen strahlt noch durch charmante Schönheit, ansonsten erleben wir sie auch nur, als Opfer, das zu retten ist. Der böse Terrorist, immerhin kein Nahost-Klischee, darf über die Motive, als Hardcore-Patriot, der im Auftrag Gottes handelt sinnieren. In der Tat ist das Verhör zwischen Caviezel und Washington noch Ansatzweise interessant, weil beide ihre Rollen mit Ausdruck füllen und die Dialoge Substanz haben.
Verloren in der Belanglosigkeit von merkwürdigen Zeitreiseauswüchsen und Oberflächlichkeit punktet „Déjà Vu“ ansonsten nur noch durch die Bilder der Örtlichkeiten von New Orleans. Zerstörte Außenbezirke deuten noch die große Umweltkatastrophe der jüngsten Vergangenheit an und vermitteln in Kombination mit Tony Scotts grobkörnig wirkender Optik eine gewisse Melancholie. Die Schauplätze sind dreckig und unbehaglich, eigentlich genau richtig, um einen Thriller atmosphärische gedeihen zu lassen. Wenn da nicht die Zeit wäre.
Man hat alles schon erlebt und das, was neu ist, hätte man am besten gar nicht in dieser Form erleben wollen. (4/10)