Penny Dreadful – tatsächlich nichts weiter als ein schnöder Groschenroman?
Hier eher Stoff, der wie eine Mischung aus „Hitcher“ und „Cujo“ daherkommt, denn ein Anhalter sorgt dafür, dass unsere Titelfigur mit dem Auto zwischen Bäumen eingeklemmt wird – und die Kleine leidet auch noch unter Amaxophobie.
Also Angst vor Autos oder dem Steuern solcher, wie kommt denn so was?
Penny (Rachel Miner) musste als Kind erleben, wie ihre Mutter vor ihren Augen verblutete, nachdem sich das Auto überschlug.
Nun ist sie um die 18 und unternimmt gemeinsam mit ihrer Therapeutin Orianna (Mimi Rogers) einen Ausflug zum Ort des damaligen Geschehens, so als Teil der Konfrontationstherapie.
Dumm nur, dass man in der nächtlichen Walachei einen Anhalter mitnimmt, der kurz darauf für eine wahre Schocktherapie sorgt…
…und den Zuschauer dazu bringt, eventuell vorhandene Klaustrophobien neu behandeln zu lassen, da sich das überwiegende Geschehen im Innenraum des eingeklemmten Autos abspielt.
Bis es dazu kommt, trifft man an der Tanke aber noch als kleines Vorzeichen Michael Berryman, wirft sich heimlich Sedativa ein, muss sich Atemübungen und Beruhigungseinheiten per Tape geben, bis endlich Dämmerung einsetzt und man nach zwei vermeintlichen Schlaglöchern auf den Anhalter zusteuert und diesen dabei fast überfährt.
Schließlich nimmt eine Therapeutin, die bereits Literatur über das Besiegen von Ängsten verfasst hat, aus Prinzip so eine mysteriöse Erscheinung mit, dessen weit heruntergezogene Kapuze nur einen Blick bis auf die Nasenspitze zulässt.
Man steht auch darüber, wenn einem vom Rücksitz aus stumm ein Schaschlikspieß mit frisch blutigem Gekröse zum Probieren gereicht wird, - alles kein Grund zur Beunruhigung.
Nur als man nach dem Absetzen des Anhalters einen Spieß im Reifen bemerkt, muss Frau Therapeutin diesen prompt herausziehen, weil man eben keinen Ersatzreifen dabei hat.
Ein herrlich doof konstruierter Vorlauf.
Als Penny schließlich im eingekeilten Auto landet, erhält die Situation hingegen etwas Bedrückendes. Man mag sich zwar ein wenig wundern, wie der Psycho den Wagen ganz genau zwischen den Bäumen platzieren konnte, so dass keine Tür mehr zu öffnen ist, aber just diese Tatsache bietet genügend Stoff für klaustrophobische Momente.
Immer wieder meint Penny, den Kapuzentypen in der Nähe wahrzunehmen, was sich nach Einnahme weiterer Beruhigungspillen noch verstärkt. Dann scheint er auf dem Dach des Autos herumzutrampeln, verschwindet wieder, um kurz darauf erneut sein Gesicht zu zeigen, - er spielt mit ihr, wie die Katze mit einer in die Ecke getriebenen Maus.
Leider konzentriert sich das Geschehen nicht ausschließlich auf diese Szenerie, schließlich muss man dem Killer auch einige Opfer bieten.
So werden einem zwischendurch noch ein alter Camparbeiter, ein junger Camparbeiter und dessen Fremdgehinteresse vorgestellt, was zugleich die intensive Atmosphäre im eingeschlossenen Auto unterbricht. Zudem gestalten sich die Morde nicht innovativ oder sonderlich blutig, bis auf harmlose Messerstiche und kleinen Kehlenschnitt ist da nichts Derbes auszumachen.
Aber zurück ins Wageninnere. Zugegeben, allzu viel ergibt sich hier spannungstechnisch nicht und konstatiert, der Vergleich zu „Cujo“ ist auch eher oberflächlicher Natur: Im Auto eingeschlossen, während draußen das Grauen wartet. In Stephen Kings Verfilmung konnte man raus, wollte aber aufgrund des tollwütigen Hundes nicht. Hier will man raus, aber ein Psycho legt dem Unterfangen Bäume in den Weg.
Klar kommen da Versuche in Betracht, Front- und Heckscheibe einzutreten, aber letztlich handelt es sich bei dem Autofabrikat um deutsche Qualitätsarbeit.
Auch als man später erfährt, woher der Killer stammt, wundert es im Nachhinein, warum da nicht mehr Leute zugegen sind. Ebenso dumm erscheint das plötzliche Einsetzen eines Rotfilters, weil der Killer sämtliche Scheiben mit Blut besudelt, als würde der Vollmond daraufhin gleich dreifach erstrahlen.
Dennoch packt die Situation und das liegt einerseits an der handwerklichen Sorgfalt, mit effektvoll ausgeleuchteten Waldabschnitten, passenden Soundeffekten und sauberer Kameraführung und andererseits an Hauptdarstellerin Rachel Miner, die hier eine überaus glaubhafte Performance hinlegt.
Zwar erscheint sie einem zu Beginn aufgrund traumatischer Nebenwirkungen nicht sonderlich sympathisch, doch mit der Zeit gewinnt sie Sympathien und vermag besonders negativ geprägte Emotionen nachvollziehbar auszudrücken.
Allein das recht bereits, um über weite Teile das Interesse aufrecht zu erhalten, - Frau im eingeschlossenen Auto, welche auch teilweise etwas halluziniert.
Unterm Strich bleibt natürlich kein Reißer, denn allzu viele Schreckmomente finden sich nicht und wirklich hochspannende Szenen, sowie ein zufrieden stellender Ausgang (man lässt die letzten Szenen offen im Raum stehen) stellen sich auch nicht ein.
Aber im Slasher-Bereich ist es mal eine willkommene Abwechslung, sich ausnahmsweise mal primär um nur ein potentielles Opfer zu kümmern, anstatt ein halbes Dutzend Gesichtsloser abzuschlachten.
Es gäbe zwar Verbesserungsvorschläge, aber Gesehenes hinterlässt ein gutes Gefühl von fast durchweg gegebener Unterhaltung.
6,5 von 10