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Da werden sich wohl einige Zuschauer in die Irre geführt sehen, denn hier hat man es ganz und gar nicht mit umherwankenden Fleischfressern zu tun.
Vielmehr handelt es sich um Rachegeister, Kinder, die anno 1913 in einer Bergmine verschüttet wurden und nun während nächtlicher Streifzüge auf der Suche nach Opfern sind.
Auch das kann man sich geben, sollte dabei allerdings keine sonderlich innovative Geschichte erwarten.

Mitfiebern darf man mit der alleinerziehenden Mutter Karen, die mit ihren Töchtern Sara und Emma nach dem Tod ihres Mannes dessen Haus erbt, - eine Bruchbude im hinteren, ländlichsten Fleck von Pennsylvania.
Zunächst wundert man sich nur über das Blut an der Haustür, die Ratte auf dem Küchentisch und die alten Fotos, die die Kinder der eingestürzten Mine zeigen.
Doch als der kauzige Nachbar Hanks ominöse Andeutungen macht und die kleine Emma von der Bekanntschaft mit dem Minenkind Mary spricht, verdichten sich die dunklen Vorzeichen.

Eine geschlagene Stunde muss man sich auf tempoloses Vorgeplänkel einlassen, bis endlich einmal Spannung aufkommt.
Denn mit der Figureneinführung lässt man sich massig Zeit. Wie man in den Ort kommt, wie die spätpubertierende Sara zunächst ständig mault und dann doch drei gleichaltrige Leute kennen lernt, wie der alte Handwerker vorbeikommt, um recht unspektakulär das erste Opfer zu werden und man Nachbar Hanks trifft, bei dem gleich klar ist, dass der nicht mehr alle Neune in der Holzhütte hat.

Dennoch weist die lange Vorlaufzeit einige Stärken auf. Bisweilen wird mit gemächlichen Kamerafahrten durch Haus und umliegenden Wald eine recht dichte Atmosphäre erzeugt, die sich im Verlauf noch intensiviert. Selbst bei Tageslicht wirkt der Wald, mit goldenem Laub auf dem Boden, leichtem Nebel und nicht allzu dichter Bewachsung sehr stimmungsvoll.
Auch die Figuren fungieren im Verlauf als Sympathieträger, obgleich Mutter Karen außer den üblichen Nachforschungen in der Minenchronik und der kleinen Emma im Wald hinterher zu laufen nicht viel mehr auszeichnet.

Mit dem vermehrten Auftreten der Minenkinder kommt in der letzten halben Stunde ein wenig Bewegung ins Spiel. Da ist es durchaus spannend, wenn ein Auto mit vier Jugendlichen drin im Boden feststeckt, während die Kinder mit ihren Spitzhacken und Schaufeln langsam näher rücken oder man sich final in Hanks´ Haus verschanzt und die Fensterscheiben eingeschlagen werden.
Vom Verlauf her gestaltet sich das allerdings wenig überraschend, man ahnt weit im Vorfeld, wer da überleben wird und wem es besonders dreckig an den Kragen gehen könnte.
Auch das Einbinden diverser Geheimnisse, wie Dads Tod, dessen ominöse Krankheit und sein Bezug zur Mine bringt oftmals nichts, da diese entweder unter den Teppich gekehrt oder nur unzureichend erklärt werden.

Letztlich noch zu den Rachekindern selbst: Die erinnern ein wenig an eine Mischung aus „Kinder des Zorns“ und die aus „Dorf der Verdammten“, nur, dass sie hier keine weißen Haare haben, sondern schwarze Wollmützen tragen, zudem bleiche Gesichter, Augenränder, blutverschmierte Schnute und Minenarbeiterwerkzeug. Wenn die sich im finsteren Wald gruppieren, still dastehen, um alsbald zur mörderischen Tat zu schreiten, wirkt auch das zeitweilig sehr atmosphärisch.
Allzu graphisch fallen die wenigen Morde jedoch nicht aus, entweder die Kamera befindet sich oberhalb des Opfers, so dass man lediglich Blut hoch spritzen sieht oder es ist zu dunkel, um Einzelheiten auszumachen. Okay, schließlich kann man auch schlecht Minderjährige auf irgendwelche Dummys einhacken lassen, immerhin täuschen die bereits kurze und ebenfalls im Halbdunkel gefilmte Fressszenen vor.

Aber im Endeffekt geht „Wicked Little Things“, so der besser zutreffende Originaltitel, als netter Horror für Zwischendurch in Ordnung.
Die Story an sich ist nicht sonderlich originell, noch bietet sie irgendwelche Überraschungen.
Dafür kann man mit den passablen Darstellerleistungen leben und ein paar atmosphärisch ansprechende Momente ausmachen.
Nur, genretypische Zombies, die finden sich eben nicht.
Knapp
6 von 10

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