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"Die Faust im Nacken" mag zwar von 1954 sein, die Thematik jedoch könnte nicht zeitloser und aktueller sein. Ein Meilenstein der Filmgeschichte über Gewissen, Vertrauen, Verrat, Recht und Unrecht unter kontrastären Umständen. Es geht um arme Hafenarbeiter, die jeden Morgen aufs Neue hoffen müssen, einen Job zugeteilt zu bekommen, um sich und ihre Familien über Wasser zu halten. Die korrupte Gewerkschaft ist es, die sich als Götter aufspielen und die anderen, nach und nach verarmenden Hafenarbeiter unterdrücken. Wer sich dagegen wehrt und auflehnt, wird nicht nur zurechtgewiesen, sondern auch kaltblütig ermordet. Terry Malloy ist eine Art Handlanger für diese herzenslose Bande und eines Abends soll er einen Verräter, der bei der Polizei gesungen hat, in eine Sackgasse locken, damit dieser dann einen Denkzettel bekommen kann.

Was Terry da noch nicht weiß, ist, dass seine Chefs ganz andere Ideen haben, nämlich diesen Verräter umzubringen. Was sie letztendlich auch tun. Die Schwester des Getöteten kann es nicht glauben und vermutet irgendein finsteres Geheimnis hinter dem Ableben ihres Bruders. Sie lernt Terry kennen und schon bald weiß nicht nur Edie, so heißt diese Schwester, dass Terry zwar weiß, was wirklich gespielt wird, doch aus Schutz vor sich selbst möchte er mit seinem Wissen nicht an die Öffentlichkeit treten, sonst endet er wie Edies Bruder. Diese und ein Pfarrer jedoch reden Terry immer mehr ins Gewissen, bis er sich letztendlich der kaltblütigen Gewerkschaft stellt und sein Geheimnis lüftet.

Die Macht der Stärkeren siegt sozusagen. Die Gewerkschaft lebt in ihrem Wohlstand, weil sie die restlichen Hafenarbeiter unterdrücken. Wer sich gegen diese ungeschriebene Regel stellt, wird ausradiert. Als Doyle, Edies Bruder, ermordet wird, weiß auch jeder, wem dieser Mord anzukreiden ist. Aber aus Angst, sein eigenes Leben zu verlieren, schweigt jeder still und hofft weiterhin auf Arbeit. Lieber die Wahrheit verschweigen als sie auszuplaudern, mit reinem Gewissen zu leben, dafür aber mit der Gefahr, selbst Opfer zu werden. Terry Malloy, ein ehemaliger Super-Boxer, der dank einer Korruption einst eine sehr gut Aussicht auf eine Karriere zum Profi-Boxer verlor, hat das Zeug zum rebellieren, traut sich aber zunächst aus den selben Gründen wie der Rest nicht, einen Aufstand zu wagen. Zudem ist sein geliebter Bruder Mitglied der Gewerkschaft. Als er Edie kennenlernt, bekommt er aber immer mehr Mut, sich gegen die finsteren Machenschaften zu wehren und zu guter letzt der Pfarrer ist es, der mit seinen Worten auf die Aufmerksamkeit Terrys stößt.

So ist es nur eine Frage der Zeit, bis Terry den Mut fasst und sich der Wahrheit stellt. Um kurz darauf jeden gegen sich zu haben. In einem legendären Finale jedoch scheint sich alles auf seine Seite zu stellen.

Wie der Pfarrer es treffend formuliert. Ist es besser, etwas zu riskieren, die Wahrheit zu sagen und sich den Tatsachen sich und den Hafenarbeitern zuliebe zu stellen oder dafür ein ungerechtes, unterdrücktes Leben führen und der unangenehmen Situation aus dem Weg zu gehen. Malloy entscheidet sich für die erste Variante, nicht zuletzt seiner großen Liebe Edie zuliebe. Diese Szenen gehen für mich unter die Haut. Vom ersten Moment an sind die Sequenzen, in denen Edie und Terry auftauchen, von großer Intelligenz und Leidenschaft getragen, die man einem Hafenarbeiter wie Terry gar nicht zutrauen möchte. Auch Edies Vater reagiert sofort eher geschockt, als er von seiner Tochter erfährt, dass sie sich mit Terry einmal treffen möchte. Die besser Situierten meiden die simplen Menschen und jene verachten wiederum die Wohlhabenden. Eine Gesellschaft, die klassengeteilt ist und ein geregeltes Leben somit kaum möglich machen. Klar, dass es dabei Anspannungen gibt, die schließlich von Terry beseitigt werden müssen.

Wie gesagt, "Die Faust im Nacken" mag zwar schon 52 Jahre alt sein, aber von seiner Intensität hat er Nichts verloren. Ein sagenhafter Soundtrack und eine wirklich tolle Liebesgeschichte mit dem Hintergrund einer Zwei-Klassengesellschaft und anderen gesellschaftlichen Problemen.

Zeitlos und wirklich verdammt gut.

8,5/10 Punkte

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