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Das Beste, was man dem typischen amerikanischen Weihnachtsblockbuster für die ganze Familie bescheinigen kann, ist ein gewisser Unterhaltungswert und nicht ganz so ausgeprägte Saccharinsüße, die sich durch alle Plomben frisst.

Insofern ist „Nachts im Museum“ durchaus als Erfolg zu werten, denn der jüngste effektlastige Film von Ben Stiller kommt hauptsächlich ohne jede Sülze aus.
Die Story vom großen Museum, in dem aufgrund eines ägyptischen Fluchs allnächtlich sämtliche Ausstellungsstücke zum Leben erwachen, was einen jungen Museumsnachtwächter vor turbulente Probleme stellt, ist vor allem eines: ein Ausstattungsfest für die Augen.

Ben Stiller spielt den relativ unbedarften Neuling, dem plötzlich die Heroen der Geschichte um die Füße laufen, während er die afrikanischen Tiere einsperren muß; Miniaturvölker bekriegen sich vor seinen Augen und Neandertaler- und Hunnenhorden rasen die Gänge hinab, ganz zu schweigen vom apportiersüchtigen Skelett eines Tyrannosaurus Rex.
Schauwerte sind also Trumpf, mehr Hysterie als subtile Komik, eher Slapstick als durchdachte Handlung, aber immerhin soll der Film bei Kindern funktionieren und Erwachsene nicht vor den Kopf stoßen.

Das Skript war wohl attraktiv genug, dass sich reichlich Filmcomedygrößen für Rollen und Röllchen hergaben. Neben Stiller in der Hauptrolle bietet sich Robin William als Teddy Roosevelt und Leitfigur an, Owen Wilson und Steve Coogan bekriegen sich als Cowboy und Römercenturio und die Altherrenriege um Dick van Dyke und Mickey Rooney spielt knapp dies- und jenseits des achtzigsten Lebensjahres, als ginge es um Oscars.
Stillers Wunsch, einmal mit britischen Comedy-Größe Ricky Gervais („The Office“) zu arbeiten, erfüllte sich ebenfalls – Gervais spielt den Museumsdirektor. Allerdings will seine Performance irgendwie nicht zum Rest des Films passen, die Auftritte wirken improvisiert und stellen fast nur absurde Kommunikationsdifferenzen mit Stiller dar. Gervais erinnert dabei unheimlich an Piet Klocke, der ebenfalls einen Satz begann und in einem ganz anderen Thema beendete, wenn er es überhaupt tat.

Ansonsten hat „Nachts im Museum“ alles, was man braucht: Stillers Sohn als Childappeal, eine hübsche Frau für den Geschiedenen, ein paar ganz kleine Familienprobleme, einen simplen Plot (erweitert um einen Museumsraub am Ende) und jede Menge schräge Einfälle.
Leider misslingt ausgerechnet in Stillers Figur der Grenzgang zwischen dem Kindlichen und dem Kindischen, denn sein doch recht erwachsener (wenn auch unreifer) Vater, ist angesichts des Chaos ein wenig zu bescheuert und wirkt manchmal recht infantil in seinen Reaktionen.
Williams liefert jedoch eine Topleistung und die meisten anderen können auch recht gut punkten. Persönlicher Liebling wird sicherlich die Statue von den Osterinseln, die man sich auch den kompletten Film hätte ansehen können.

Für alle unter 12 dürfte das ein Bombenhit sein, alle darüber werden es nicht so schlimm nehmen, wenn nicht jeder Gag sitzt und manche Dialoge nicht zünden – den Kinogang mit den Kindern werden sie zumindest nicht bereuen. Erfreulich: 6/10.

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