Wann war ich zuletzt im Museum? Das muss kurz vor der Jahrtausendwende gewesen sein, bei einer Ausstellung von Dali-Werken.
Wenn ich so recht darüber nachdenke, könnte man mal wieder Madame Tussauds besuchen, oder das Überseemuseum in Bremen, das Freilichtmuseum in Detmold…
Ja tatsächlich, der Film legt dem Zuschauer den Gang ins Museum auf eine recht lebendige Art und Weise nahe und beflügelt dabei die nicht nur die Fantasie des jungen Publikums.
Denn „Nachts im Museum“ werden sämtliche Exponate des Naturkundemuseums in New York lebendig. Der geschiedene Familienvater Larry (Ben Stiller) hat hier soeben seine erste Schicht als Nachtwächter übernommen und löst damit drei merkwürdige, alte Kauze ab.
Nachdem Larry die turbulente Nacht mit Müh und Not überstanden hat, ist er fest entschlossen zu kündigen, doch dann wird ein überaus wertvolles Exponat gestohlen.
Nach einer etwas zähen Einleitung (Sohn betrachtet Daddy als Loser, der Neue an Moms Seite ist ein erfolgreicher Broker) erfolgt mit der Einführung der drei alten skurrilen Nachtwächter bereits der erste Höhepunkt. Da schlägt sich Mickey Rooney (zum Drehzeitpunkt 86!) frech als aufbrausender Ex-Boxer, Dick van Dyke als spitzbübischer Wortführer und Bill Cobbs geht glatt als Ur-Vater eines weise spielenden Morgan Freeman durch.
Kurz darauf geht der Zauber los und Stiller muss mit dem Skelett eines T-Rex Stöckchen werfen spielen, Cowboys und Römer von einer Schlacht abhalten, Neandertalern und Attila nebst Hunnenvolk ausweichen, Kolumbus erdulden und sich von einem Kapuzineräffchen anpinkeln lassen.
Dass die Story nebst trickreicher und schneller Inszenierung stark an „Jumanji“ erinnert, ist nicht zuletzt auf Robin Williams zurückzuführen, der hier als Wachsfigur von Teddy Roosevelt entscheidend tätig wird.
Auch wenn dem jüngeren Publikum Werte von Zusammenhalt über die Völkergrenzen hinaus und Vertrauen und Respekt gegenüber den Eltern aufgezeigt werden, - es fließt beiläufig ein und kommt nie mit der moraltriefenden Brechstange.
Entscheidend ist hier der Spaß am bunten Treiben, dabei treffen zwar nicht allzu viele Gags mein Humorzentrum (den grölenden Attila zum Weinen bringen, Hinweis einer Fährtenleserin), aber die gute Laune bleibt bei alledem dauerhaft erhalten.
Primär sorgen die überzeugenden Animationen für kurzweilige Unterhaltung, denn diese lassen in keiner Form zu wünschen übrig. Von einfachen Tricks, wie dem sprechenden Kopf der Osterinsel, bishin zu Löwen, Mammut oder einer Verfolgungsjagd im Schnee wurde alles flüssig und detailverliebt in Szene gesetzt. Auch die Platzierung des „Riesen“ Ben Stiller innerhalb eines Zwergvolkes von Kriegern ist gut gelungen.
Dazu untermalt die Musik von Alan Silvestri das Geschehen hervorragend, sie wird nur etwas spärlich eingesetzt und sorgt erst zum Finale wieder für antreibendes Tempo.
Darstellerisch teilt sich das Ganze in zwei Lager: Die drei alten Herren bestechen bereits durch ihre Präsenz und bilden das schauspielerische Highlight des Streifens.
Daneben sieht Hauptdarsteller Ben Stiller reichlich blass aus, auch wenn er hier nicht zum Oberacting neigt und angemessen mit Slapstick hantiert, vielleicht liegt es an der unpassenden Synchro von Oliver Rohrbeck, dessen Stimme ich ansonsten sehr schätze.
Auch Love Interest und Museumsführerin Carla Gugino geht bei all dem Trubel ein wenig unter.
Nichts desto trotz bildet dieser niedliche Film eine kurzweilige Abwechslung mit einer sehr guten Prämisse, die vielleicht noch etwas variationsreicher hätte entfaltet werden können.
Auch ein leichter Gruseltouch hätte der Geschichte sicherlich gut getan, doch die gut 100 Minuten verfliegen mit einer gelösten Leichtigkeit, die der Zuschauer auch noch einige Zeit nach dem Abspann verspürt.
7 von 10