Review

Nach "Rigor Mortis" von Timo Rose und Olaf Ittenbachs "Legion Of The Dead" war "Slasher" mein dritter Low-Budget-Streifen aus deutschen Landen aus dem Bereich des Splatterfilms, wobei "Slasher" seinen Weg sogar vereinzelt in Lichtspielhäuser fand.

Für mich als gebürtiger Essener war es schon ulkig im Laufe des Films anhand der Autokennzeichen immer wieder zu erkennen, dass "Slasher" in den Wäldern des Ruhrgebiets gedreht wurde.

Nun gut, der Pott diente etlichen "Tatort"-Episoden und Kinofilmen wie "Manta Manta" als Schauplatz, warum soll dann nicht auch an unseren Baggerseen ein unheimlicher Mädchenmörder mit Kettensäge sein Unwesen treiben?

Hat man sich damit abgefunden, kommt der Film bei einer Laufzeit von 78 Minuten auch recht schnell in Fahrt, zumal in den ersten drei Minuten das erste Paar Titten über den Bildschirm hüpft und der Bodycount auf zwei Todesopfer ansteigt.

Während Amateurproduktionen wie der bereits erwähnte "Rigor Mortis" noch über den Hauch einer eigenständigen Handlung verfügen, die lediglich dazu dient, exzessive Foltereinlagen zu zeigen, bedient sich Frank W. Montag bei "Slasher" ganz einfach bei unzähligen Vertretern des amerikanischen und europäischen Horrorfilms. Diese Werke werden dann genauso ausgeschlachtet wie so manches Opfer in "Slasher" und Spannung kommt in keiner Sekunde auf. Vielmehr unterhält der Film damit, dass der Zuschauer während des gesamten Laufzeit rätselt, aus welchem Film die einzelnen Stücke stammen, die aneinander gereiht den kompletten Film abgeben.

Sei es als Ironie oder Hommage zu verstehen, "Slasher" wirkt wie die Gore-Variante der "Die nackte Kanone"-Trilogie, jener Filmreihe, in der sämtliche Hollywood-Hits auf die Schippe genommen worden sind. Die Gags entstehen auf Kosten der Veralberung bekannter Filmszenen und so gewinnt auch "Slasher" seinen Unterhaltungswert und macht auch Spaß:

Da bedient sich der Regisseur und Drehbuchautor schon beim Vorspann an "The Texas Chainsaw Massacre" und während des weiteren Verlaufs des Films wird dieser Klassiker noch mehrmals zitiert. Da wird eine Szene aus "Blair Witch Project" nachgestellt, hier und da gibt es etwas "Freitag, der 13."-Feeling samt Lagerfeuer-Romantik und das Folter-Szenario in der Waldhütte erinnert nicht nur rein zufällig an "Hostel". Ganz nebenbei trägt der Killer die obligatorische Maske. Sie erinnert an Michael Myers, aber weit gefehlt! Wer sich in der Filmgeschichte auskennt, der weiss, dass dies die Maske des "Phantoms der Oper" ist und auch hier versucht der Mörder damit die Brandverletzungen in seinem Gesicht zu kaschieren.
Auch wurde auf die ironischen Brechungen mit dem eigenen Genre nicht verzichtet, wie man sie aus den "Scream"-Filmen kennt. Einer der Darsteller erklärt den anderen die Defintion des Slasherfilms und weist darauf hin, dass der Killer in solchen Filmen Drogenmißbrauch und vorehelichen Sex ahndet, nur um zwei Minuten später die obligatorische Sexszene einzubauen.

Lobenswert an dem ganzen Film ist vor allem, dass trotz des niedrigen Budgets auf billige Videooptik verzichtet wurde. Der Humor und die Sexszenen sind weniger verkrampft als bei den amerikanischen Vorbildern. Mit Sex haben die Deutschen weniger Probleme als die Amerikaner, bei uns wirkt der Sex nicht gestellt und da wird auch ohne Skrupel "geritten" und "von hinten genommen".

Für Laiendarsteller spielen die Akteure eigentlich besser als ich erwartet hätte. Hier und da schwächelt bei den Dialogen etwas der Ton und man versteht nicht alles. Dafür sind die Darsteller sympathisch und natürlich.

Manche Kameraeinstellungen sind wirklich gelungen, beispielsweise in der Szene, in der ein Ei in die Pfanne geworfen wird und es so aussieht, als würde es dem Zuschauer direkt entgegenkommen.

Die Morde sind zahlreich und die Mordmethoden vielseitig, auch wenn gegen Ende die Motorsäge einmal zu oft zum Einsatz kommt. Ansonsten weiss der Killer, dessen Gesicht, Name und Motiv gleich ganz zu Anfang bekannt wird und somit an eigentlicher Bedrohung verliert, wie man mit Drahtschlingen, Schlachtermessern und Äxten jemanden blutig zur Strecke bringt.

Das Kunstblut, das hier mehr nach Sirup aussieht, kommt literweise zum Einsatz, ansonsten sind die Special Effects auf einem guten Niveau.

Leider, leider beginnt der Film nach 60 Minuten zu schwächeln. Eine überraschende Wendung wird auch hier erneut zu früh ausgespielt und man merkt dem Film in den letzten 20 Minuten an, dass bei zu wenig eigenen Ideen auch irgendwann das Anwerfen der Kettensäge nicht mehr ausreicht, um die Löcher in der Handlung mit Blut zu füllen.

Und somit fällt der Film trotz seines Unterhaltungswertes, trotz seines wirklich gelungenen Humors (auch wenn einige Szenen unfreiwillig komisch erscheinen) wieder in die Mittelmäßigkeit ab.

Da kann auch kein eingebauter Story-Twist a la "High Tension" am Ende des Filmes mehr etwas ausrichten, zumal dieser bei aller Einfachheit doch arg konstruiert wirkt.

Was bleibt ist ein blutiger, aber spannungsarmer Ritt durch die Geschichte des Slasherfilms, gedreht von Fans für Fans mit wohltuend natürlichen Darstellern und einer guten Portion Humor.

5 von 10 möglichen Motorsägen für den Horror aus den Wäldern des Ruhrgebiets.

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