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Sayuri ist eine typische Büroangestellte in Nagasaki. Nun, vielleicht nicht ganz so typisch... Sie ist tollpatschig und hoffnungslos romantisch und träumt davon, dass eines Tages - wie in einem Manga - ihr Traumprinz kommen und sie zur July 24th Avenue in Lissabon, Portugal, bringen wird - ihr idealisiertes Paradies. Und nun, da die Weihnachtszeit naht, und um sie herum alle Menschen zusammen zu finden scheinen, fühlt sie sich umso einsamer. Bis sie unerwartet auf Satoshi trifft, ihre alte Highschool-Liebe.
Fortan versucht sie, aus ihrem Graue-Maus-Schatten heraus zu springen, doch Satoshi ist bereits vergeben, was alles noch zusätzlich verkompliziert. Wird Sayuri sich ihren Traum erfüllen können?

Christmas On July 24th Avenue ist ein schnulziger Liebesfilm, wie er im Buche steht. Und somit hat er alles an Bord, um ja auch kein Klischee zu umschiffen. Das hässliche Entlein, das zum Schwan wird. Der schöne Prinz (dessen Charaktertiefe jedoch kaum unter die Grasnarbe reicht), ein paar mehr oder weniger skurrile Nebenfiguren, viel Herzschmerz und einige Slapstickeinlagen. Tief ergreifen tut einen das alles nicht wirklich, dafür fehlt der nötige Tiefgang. Der Film ist ein recht glattes Kommerzprodukt. Auch weiß wohl einzig Sayuri, was so irrsinnig toll an Satoshi (Takao Ôsawa aus Aragami und Ichi) ist. Ôsawa ist in dem Film etwas zu glatt und geleckt und generell nicht gesegnet mit Profil. Was rettet den Film nun also davor, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken?

Zum einen die Nebendarsteller, allen voran Juri Ueno (Turtles Are Surprisingly Fast Swimmers, Swing Girls) und You (Nobody Knows, Still Walking), die den Film angenehm beleben und markante Akzente setzen.

Zum anderen - ganz klar: Miki Nakatani. Auch wenn ihre mit Gewalt auf Graue Maus getrimmte Rolle noch so aufgesetzt wirken mag (und sie aus dem Matsuko-Fundus schöpfen darf), muss man sie einfach lieben. Selbst mit Brille und wirrem Haar ist sie wunderschön, bringt einen dazu, sie bei all ihrer Tollpatschigkeit im Film einfach nur knuddeln zu wollen, und ist für mich persönlich so etwas wie die japanische Audrey Hepburn. Selbst wenn sie auf die Nase fällt, hat sie eine innere Grazie an sich, die imo selten ist. Sie trägt den Film, und ihr ist es zu verdanken, dass man ihrer Figur alles nur erdenkliche Gute wünscht, mag der Weg dahin auch noch so klischeebeladen und schmalzig sein. Sie überstrahlt alles.

Wer also gelegentlich mal sein Hirn - oder zumindest den Teil davon, der für Kritik und rationales Denken zuständig ist - etwas in den Leerlauf schalten und sich mal für knapp zwei Stunden dem Glauben an romantische Liebe, trotz aller Widrigkeiten, hingeben mag, der wird hier gut bedient.

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