Martin Scorcese ist so etwas wie der ungeschlagene König des modernen Gangsterfilms. Obwohl Coppola die monumentale „Der Pate“-Trilogie drehte und sich Brian De Palma „Scarface“ widmete, ist Herr Scorcese in aller Munde, wenn es um Gangsterfilme geht. So kommt es nicht von ungefähr, dass er in der genialen Mafia-Serie „Die Sopranos“ mal direkt und mal indirekt zitiert wird.
In Scorceses Mafia- und Gangsterwerk stechen zwei Filme deutlich hervor: „Good Fellas“ und eben „Casino“. Beides sind hervorragende Filme, die es schaffen, das Leben eines oder mehrerer Gangster auf eine epische Art auszuweiten und dabei trotzdem zu fesseln. Um es vorweg zu nehmen: „Casino“ bekommt hier 9 Punkte. Die hat er sich auch verdient. Dies an dieser Stelle nur, um die gleich kommende leichte Kritik an dem Film zu relativieren, denn an „Good Fellas“ kommt er nicht heran. Warum ich zu diesem Ergebnis komme (da wird es sicherlich auch andere Meinungen geben), ist gar nicht mal so einfach zu erklären. Schließlich ist der Film auf Robert De Niro und Joe Pesci fokussiert, die in „Good Fellas“ eher Nebendarsteller sind. In diesem Film spielt (der ebenso großartige) Ray Liotta die Hauptrolle und verkörpert den Gangster, um den sich die gesamte Handlung dreht. Ich glaube, dass es der Story von „Good Fellas“ besser bekommt, dass sie eine längere Zeitspanne abdeckt und somit „noch epischer“ ist, als „Casino“. Während im letztgenannten Film eine Zeitspanne von ein paar Jahren abgedeckt wird, in denen De Niro zu einem wichtigen Mann in der Glitzerwelt von Las Vegas aufsteigt, widmet sich „Good Fellas“ einem ganzen Gangsterleben! Der Zuschauer identifiziert sich mit der Figur Liottas besser, als mit der von De Niro in „Casino“, vor allem weil in erstgenanntem Film die Anfänge der Gangsterkarriere in einer leichten und beschwingten Art dargestellt werden. Vielleicht ist das Mafia-Kitsch, doch in einem Medium wie Kino hat Kitsch noch immer am Besten funktioniert!
Ein anderer leichter Kritikpunkt von „Casino“ ist Sharon Stone. Nicht falsch verstehen: Sie ist eine respektable Schauspielerin und macht ihre Sache auch sehr gut, doch ihr wird einfach zu viel Raum zu Verfügung gestellt. So sind die Szenen zwischen den Gangstern in den Casinos oder der Wüste um ein Vielfaches interessanter, als die zwischen De Niro und Stone, die auch aus einem Ehedrama stammen könnten.
Dennoch kann „Casino“ mit einigen mächtigen Pfunden wuchern: Der Film ist mit hochkarätigen Darstellern besetzt, die auch alle in Hochform agieren. Neben De Niro ist dabei Joe Pesci absolut sehenswert: Hier perfektioniert er die Rolle des unberechenbaren Pulverfasses weiter, die ihn schon in „Good Fellas“ auszeichnete! Seine Charaktere sind wirklich einzigartig. In einem Moment lacht man mit ihm und im nächsten wirkt er bedrohlicher, als die meisten Anderen auf der Leinwand. Gerade wenn er zu sehen ist, sind oftmals für einen Film mit 16’er-Freigabe erstaunlich brutale Szenen zu sehen. So gibt es z.B. Kopfschüsse en masse, die relativ offen zu sehen sind. Diese Szenen sind (wie auch bei „Good Fellas“) das Salz in der Suppe und erinnern den geneigten Zuschauer daran, dass das Dasein als Gangster keinesfalls eitel Sonnenschein ist und vermindert eine Glorifizierung dieser Verbrecher (eine Glorifizierung findet nichtsdestotrotz statt). Beide Filme sind unterm Strich dennoch ganz großes Kino und Meilensteine des modernen Gangsterfilmes!
Fazit:
9/10