Rudy Youngblood spielt einen Maya-Jäger, dessen Stamm von einem anderen brutal überfallen wird, wonach er, wie die übrigen Männer und Frauen, gefesselt wird, um später versklavt zu werden. Seine schwangere Frau und seinen jungen Sohn konnte der tapfere Krieger zuvor noch in einem tiefen Erdloch verstecken, aus dem sie jedoch nicht aus eigener Kraft entkommen können. Will er seine Familie retten, muss er sich befreien und aus den Händen seiner Feinde entkommen.
Nun wurde Mel Gibson ja in jüngster Zeit des Öfteren kritisiert, egal, ob es sein Privatleben, sprich diverse Alkoholeskapaden oder seinen Antisemitismus, oder sein filmisches Wirken, also "Die Passion Christi", betraf. Und auch "Apocalypto" erhitzte manche Gemüter, was Gibsons beste Regiearbeit neben "Braveheart" definitiv nicht verdient hat.
So ist Gibsons Film, der wohl mal ein Maya-Epos werden sollte, aber mehr ein Survival-Thriller geworden ist, vor allem in handwerklicher Hinsicht regelrecht beeindruckend. Gibson setzt den tropischen Regenwald perfekt in Szene, beweist immer wieder einen tollen Blick für Flora und Fauna, für Berge und Wasserfälle, wobei auch die künstlich erstellten Maya-Tempel ihre Wirkung in keiner Weise verfehlen. Die Bildgewalt, mit der "Apocalypto" über weite Strecken daherkommt, ist enorm, erinnert beinahe an Ridley Scott, während auch die Aufmachung der Maya mit ihrem Körperschmuck und den Bemalungen mit viel Liebe zum Detail in der Maske erstellt wurde und sich somit ebenfalls sehen lassen kann.
Dabei ist der Score durchaus solide, aber nicht das akustische Highlight von Gibsons Film. Denn dieses ist die Verwendung der Maya-Sprache, die den Film punktuell fast schon authentisch wirken lässt und ihm etwas Ursprüngliches, Realistisches verleiht, auch wenn die Rahmenhandlung selbstverständlich nicht einmal einen semidokumentarischen Charakter hat. So sollte auf jeden Fall zu verschmerzen sein, dass durchgehend Untertitel gelesen werden müssen, zumal sich die Dialoge in Grenzen halten.
Dabei ist die Story, an der Gibson ebenfalls beteiligt war, relativ dünn. Vor allem in der ersten Hälfte fragt man sich mitunter, warum die Maya-Stämme sich gegenseitig bekriegen und es wird nicht ganz klar, worauf "Apocalypto" eigentlich hinaus will, wofür die Bilder natürlich entschädigen. Doch dann, in der zweiten Filmhälfte, mündet Gibsons Film schließlich in eine knallharte Survival-Hatz auf Leben und Tod und weiß von da an auf ganzer Linie zu überzeugen.
Mit einer enormen atmosphärischen Dichte fesselt die Verfolgungsjagd quer durch den tropischen Regenwald durchgehend und nimmt, auch wenn sie dem einen oder anderen etwas zu lang sein mag, zunehmend an Fahrt auf, während auch die Action-Sequenzen dabei überzeugen. Überhaupt hat der Film, der mit seinen unverbrauchten Darstellern und der Maya-Sprache in seiner Machart sehr authentisch wirkt, zum Ende hin immer mehr naturalistische Züge. Es geht in der Verfolgungsjagd um Leben und Tod, sie wirkt nicht gestellt und wer die überaus brutalen, teilweise sehr explizit dargestellten Gewaltszenen gesehen hat, weiß, dass es hier einzig und allein heißt "fressen und gefressen werden". So ist Gibsons Film hart, humorlos aber auch ungeheuer mitreißend, trotz der etwas schwächeren ersten Filmhälfte.
Darstellerisch gibt es dabei an den unbekannten Schauspielern, mit denen Gibson seinen Film konsequenterweise besetzt, derweil nichts auszusetzen. So ist Rudy Youngblood in der Hauptrolle absolut überzeugend, leistet sich keine Fehler und ist durchweg mit dem nötigen Ernst, aber auch einem durchaus sympathischen Auftreten bei der Sache, während auch seine Kollegen vollkommen authentisch erscheinen, als seien sie gerade dem Urwald entlaufen.
Fazit:
Auch wenn Mel Gibsons Maya-Drama zunächst einmal nicht so recht zu wissen scheint, worauf es hinaus will, entpuppt sich der finale Survival-Trip als extrem spannend. Mit der bildgewaltigen Inszenierung kratzt "Apocalypto", der konsequent, hart, brutal, humorlos, regelrecht naturalistisch daherkommt, an der Schwelle zum Meisterwerk, was nicht zuletzt der Konsequenz seines Regisseurs zu verdanken ist.
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