Gerüchte herrschten nach Gibsons Bibel-Umsetzung, dass der Regisseur jetzt noch weiter geht und einen Film komplett im Mayadialekt drehen will. Lange Zeit blieb es ruhig um den Film, und als Mel dann schon mehr durch private Eskapaden als durch sein Schaffen Schlagzeilen machte, kam er dann endlich heraus. The Passion Of The Maya...äh, 'tschuldigung. Apocalypto. Schonungslos und kontrovers sollte es sein und auch für Gorehounds einiges bieten. Da war ich natürlich neugierig.
Gibson erzählt also die Geschichte von Jaguar Paw, dessen Dschungel-Dorf von den Azteken überfallen wird. Gefangene werden als Sklaven oder Opfer mit in die Stadt genommen. Jaguar Paw schafft es aber, seine hochschwangere Frau Seven und seinen kleinen Sohn in eine Tiefe Felsgrube hinabzulassen. Doch die beiden kommen dort nicht aus eigener Kraft wieder heraus. Jaguar Paw muss entkommen und seine Familie retten.
Dieser Ausgangspunkt ist der rote Faden des Films. Gibson nutzt dabei - wie schon in Passion - einen historischen Hintergrund als Alibi für eine recht sadistische Zelebrierung von Gewalt. Zwar ist der Gore-Anteil nicht zu weitreichend, aber morden, vergewaltigen und brandschatzen wirkt weitaus brutaler als jeder frühe Peter Jackson-Film. Mad Mel will dem Zuschauer also zeigen, wie die Maya-Kultur sich selbst zerstörte, bevor die Spanier den Rest erledigten. Inszenatorisch gibt es da auch nichts zu meckern. Die Cinematography ist klasse, es wurde fast ausschließlich auf DV gedreht, um dem Film einen dokumentarischen Stil zu verleihen und auch subjektive Stilisierungen kommen in der ersten Hälfte nicht viel zum Einsatz. Der Dschungel ist eine tolle Kulisse, aus der mit gewaltiger Bildsprache alles rausgeholt wird. Ein guter Regisseur ist Gibson, da kann wirklich keiner meckern.
Wie man der Geschichte entnehmen kann, befinden wir uns chronologisch in der Endphase der Maya-Kultur. Allerdings merkt man von dieser "Kultur" im Film nicht viel. Gibson inszeniert das Dorf von Jaguar Paw einzig als abgeschottetes, idyllisches Paradies. Die Bewohner sind freundlich und furchtlos aber vor allem menschlich und erlauben sich auch Scherze miteinander. Die Azteken-Stadt stellt er als krassen Kontrapunkt daneben. Eine von Krankheit, Chaos und Wahnsinn zerfressene Gesellschaft, die in religiösem Fanatismus badet und pausenlos Menschenopfer erbringt. Dass das wirklich so gewesen ist, zweifle ich gar nicht an. Es ist bekannt, dass die Azteken täglich Menschenopfer brachten, und was im Film zu sehen ist, ist eine laut Überlieferungen originale rituelle Opferbringung für Huitzilopochtli, den Sonnen- und Kriegsgott, damit die Sonne täglich scheint. Aber es ist doch eine sehr einseitige Sichtweise, die ganz klar die Maya als "Gut" und die Azteken als "Böse" definiert.
Im letzten Viertel darf Jaguar Paw dann im Wald die Sau rauslassen und was der Zuschauer hier zu sehen bekommt, ist ein Rachefeldzug, den John Rambo nicht besser hinbekommen hätte. Auf Guerilla-Art macht unser Protagonist einen nach dem anderen der bösen Stadtverfolger unschädlich. Auf die Art hat man "10 kleine Negerlein" auch lange nicht mehr gesehen. Überraschend ist es jedoch nicht, man bleibt aber man Ball, denn man möchte ja wissen, wie der Nächste abtritt. Auch werden hier dann die schon in "Passion" gern verwendeten stilisierten Zeitlupen verwendet, um dem Zuschauer auch klar zu machen, mit welcher Energie das Geschehen grad vor sich geht.
Am Ende entlässt Gibson den geneigten Seher in ein Semi-Happy End. Jaguar Paw darf mit Familie in den Wald, aber vor der Tür stehen noch die Spanier, und man weiß ja, dass diese die Maya in der Kolonialzeit unterworfen haben.
So bleibt ein Film, den man aus verschiedenen Sichtweisen betrachten muss. Inszenatorisch wird dem Zuschauer jede Menge geboten. Da stimmt fast alles. Die Handlung ist aber arg vorhersehbar und nicht immer wirklich spannend. Außerdem hat Gibson Einiges geklaut. Dazun kommt, dass der Film an sich nur leidlich spannend ist. Unterhalten lassen kann man sich davon schon, man darf aber nicht außer Acht lassen, dass Mel hier erneut nichts weiter tut, als eine historische Rahmenhandlung als Rechtfertigung für eine Schlachtpalette abzuliefern. Genau dieser bittere Beigeschmack hing auch schon an "Passion". Und tatsächlich sind sich beide Filme sehr ähnlich. Wenn man sie nebeneinander stellt, dann müsste man sich eigentlich fragen, was für eine kranke Mel Gibson geworden ist ;) . Dem Film an sich kan ich so nur eine durchschnittliche Wertung verpassen, auch wenn er handwerklich sitzt. 8 von 15 (3).