Review

Mel Gibson hat uns mal wieder einen wahrhaften Film beschert. Er hat sich im Vorfeld wissenschaftlich beraten lassen, läßt Akteure in Maya-Dialekt agieren und gibt seinem Film die Untertitel oben drauf. Um die Authentizität seiner Offenbarung noch einmal zu unterstreichen, scheut er sich auch nicht seinen Stoff mit einer für einen "Historienepos" beachtlichen Portion Brutalität und Schmodder anzureichern, die einem Deodato oder Lenzi auch gut zu Gesicht gestanden hätte.

Vorsicht Spoiler!

Aber erst einmal der Reihe nach. Pranke des Jaguars lebt mit seinen Brüdern und Freunden im schönen Wald. Sie vertreiben sich die Zeit mit Tapir jagen, Kinder zeugen und viel Humor. Doch eines Tages begegnen sie auf der Jagd einem anderem Stamm, sein Dorf wurde verwüstet und nun suchen sie einen neuen Anfang. Pranke des Jaguars ist sichtlich verängstigt, doch sein Vater möchte nicht, dass er mit seiner Angst die Dorfgemeinschaft beunruhigt. So wird weiter gefeiert und am Abend der Medizinmann befragt. Am nächsten morgen wird Prankes Dorf von Sklavenhändlern überfallen. Ein nicht geringer Teil der Bewohner vergewaltigt, erschlagen und aufgeschlitzt, die schönen Hütten abgefackelt. Pranke schafft es noch so gerade seine schwangere Frau und seinen kleinen Sohn in einem Felsloch zu verstecken. Seinem Vater wird vor seinen Augen die Kehle aufgeschlitzt, aus reinem Sadismus. Hui, ersteinmal durchatmen. Aber Pustekuchen, Mel Gibson verschont uns auch nicht mit dem langen Marsch zur Stadt. An langen Stangen mit dem Kopf festgebunden und an den Händen gefesselt geht es erst durch den Dchungel und schließlich durchs Flachland. Immer gepeinigt vom sadistischen Entführer. Auf dem Weg begegnet der Deportierungszug einem kranken Mädchen, dass den Entführern den Untergang ihrer Welt vorraussagt. Der Jaguarmann wird kommen. Der erfahrene Kinogänger weiß spätestens jetzt worauf die ganze Choose hinauslaufen wird.

Die Stadt der Maja ist ein einziges Sodom und Gomorrha. Sklaven, Zwangsarbeiter, Verrückte, tote Tiere. Es wimmelt nur von kranken Individuen. Arme Kinder streiten sich um einen Fetzen Fleisch. Haidewitzka, ganz schön übel diese Mayazivilisation. Inmitten des Leids, der Ungerechtigkeiten und sonstigen Absurditäten laben sich die herrschenden dekandent in ihrer Unbeschwertheit. Die gefangenen Frauen werden auf dem Sklavenmarkt verkauft, die jungen Männer sollen als Menschenopfer dienen. Denn es hat lange nicht geregnet und die Ernte steht auf dem Spiel. Sie werden auf die Stadtpyramide gebracht wo schon so einigen anderen vor ihnen das Herz herausgerissen und der Kopf abgeschlagen wurde um die Götter gnädig zu stimmen. Doch Pranke hat Glück, eine zufällige Sonnenfinsterniss beendet ersteinmal den Spuk und der Hohepriester gebietet die Männer wegzuschaffen. Dies kann Pranke des Jaguars zur Flucht nutzen, das Schicksal der anderen Männer bleibt unerwähnt. Was nun folgt ist Prankes Flucht, Prankes Rache und Prankes Nachwuchs, dessen Geburt in einer selten dämlichen Szene zur Schau gestellt wird. Am Ende des Films landen noch die Spanier, aber Pranke und seine Familie ziehen es vor wieder in den Wald zu gehen.

Dies ist Mel Gibsons Film über Angst. Mal ganz davon abgesehen, dass die Story nicht mehr oder weniger als ein unausgegorener Mix aus Mondofilmen, Rambo, Mad Max und einem Hauch Monumentalfilm ist, hat er mit Authentizität gegenüber dem Leben der Ureinwohner Amerikas höchstens soviel gemein wie Peterchens Mondfahrt mit der real existierenden Raumfahrt. Wie kann Gibson behaupten einen Film über den Untergang der Mayakultur gedreht zu haben, bietet aber nichts anderes als Klischees monströser Opferrituale und moralischer Verkommenheit. Wie kann man als ernsthafter Filmemacher, und als dies versteht sich Gibson nun einmal, eine Hochkultur, die über Schrift, Mathematik, Kalender, Politik und Kunst verfügte, als man in Europa noch für die Behauptung, die Erde sei rund auf dem Scheiterhaufen landete, so undifferenziert und eindimensional darstellen. Hätte Gibson den Film eindeutig als Fiktion gekennzeichnet, wäre dies alles nicht so schlimm und man könnte es als typischen Hollywoodquatsch abtun, jedoch beruft sich Gibson immer wieder auf die Authentizität seines Stoffes.

Auch handwerklich kann Gibson nicht mehr als Durchschnittsware bieten. Zwar liefert sein Kameramann schöne und düstere Bilder, vor allem in der Stadt, doch wirken der Einsatz von Handkamera und deplazierter Zeitlupe mehr bemüht als gekonnt. Eine Dramaturgie von der Stange, ich erinnere nur an Prankes Familie im Felsloch, und lächerliche Stereotypen verfrachten den Film letztendlich an den Abgrund zur Drittklassigkeit.

Ein ärgerlicher Film in Remembrance of Abel!!!!(Abspann)

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