Wenn heutzutage der Name Mel Gibson über einem Filmprojekt tront, kann man mit gutem Recht nicht ganz konventionelle Kost erwarten.
So verhält es sich nach der kontrovers diskutierten "Passion Christi" auch im Falle von "Apocalyto", wo Gibson den Zuschauer in die insbesondere dem Europäer völlig fremde Welt der Majakultur entführt.
Selbstverständlich wird auch bei "Apocalypto" durchgehend im O-Ton gesprochen, weswegen man auch namhafte Darsteller vergebens sucht. Dem Film schadets freilich nicht, im Gegenteil! Anscheinend hat Regisseur Gibson eine echtes Faible für das Exotische, Extraordinäre entwickelt und entwickelt da auch allmählich so etwas wie eine hochklassige Routine!
Mir als Zuschauer solls jedenfalls recht sein im Angesicht der Mainstreamfilme, die einem derzeit im Kino sonst so vorgesetzt werden. Wie schon bei der "Passion" schafft es Gibson auch bei "Apocalypto" allein schon durch das unverbrauchte Szenario und die hohe Autenzität der Darstellung den Zuschauer an den Kinosessel zu fesseln.
Da vergisst man auch beinahe direkt den etwas zähen Auftakt der Geschichte, in dem man einige Eingebohrene bei der Jagd und anschliessend im Dorfalltag beobachten. Dank unzähliger, liebevoller Details und dem O-Ton-bedingten Pseudorealismus staunt man mehr oder weniger die ganze Zeit vor sich hin - denn eines ist schon seit "Passion of Christ" sicher: Mel Gibson ist ein durchaus begnadeter Regisseur, versteht es den Zuschauer förmlich einzuwickeln. Staunen und Schocken statt Denken und Gewöhnliches bieten - das ist seine Devise!
"Apocalypto" lebt von seinen faszinierenden Schauwerten. Denn ehrlich gesagt ist die Story wirklich vernachlässigbar und praktisch mit einer weiteren "Rambo"-Variation von der Stange zu vergleichen: Friedliebende Dorfbewohner werden versklavt, von den fanatischen Übeltätern auf brutalste Weise den Göttern geopfert und es obliegt einem toughen Helden, zunächst mit knapper Not aus der Hölle der Sklavensiedlung zu entkommen und anschliessend seine Verfolger im Dschungel ebenfalls auf heftigste, durchaus kreative Art und Weise aus dem Weg zu räumen. Das Happyend mit geretteter Frau + Kind ist natürlich obligatorisch, nett gelungen auch die Ankunft der europäischen Eroberer als Schlusspunkt.
Wie gut, dass ich auch gern mal Filme ohne Anspruch schaue. Aus diesem Grund verdient "Apocalypto" auch locker seine 8 Wertungspunkte. Zu berauschend ist das schockierend-schöne Maja-Szenario, zu packend ist die finale Rambo-Hatz durch den Dschungel geraten und zu überwältigend ist das, was Augen und Ohren über die gesamte Filmlänge geboten wird. Cineasten sollten sich "Apocalypto" in keinem Fall entgehen lassen - aber sich bei diesem Hardcore-Tripp in eine völlig fremde Welt auch auf sadistische Gewaltszenen der härtesten Kategorie einstellen.
"Apocalypto" ist darüberhinaus ein Film, der wie kaum ein zweiter für künftige HD-Veröffentlichungen prädestiniert ist. Ein megadetaillierter Optik- und Akustikhammer der ersten Güteklasse!