Mel Gibson bleibt mit dem aktuellen Werk APOCALYPTO seinem Image treu, das er sich mit DIE PASSION CHRISTI erarbeitet hat. Auch in seinem neustem Epos, in dem er sich mit den Halcone-Krigern, einem unbekannten Maya-Stamm, und dem bevorstehenden Untergang einer gesamten Zivilisation auseinandersetzt, verzichtet er zugunsten der Authentizität auf eine englische Sprache und verwendet zuhauf kompromisslose Gewaltdarstellungen als Stilmittel.
In einer abenteuerlichen Odyssee begleiten wir den jungen Krieger Pranke des Jaguars (Rudy Youngblood) dessen Stamm von den brutalen Halcone-Kriegern überfallen, verschleppt und versklavt wird. Im letzten Moment kann er noch seine hochschwangere Frau und ihren kleinen Sohn in einer tiefen Grube verstecken - Ohne fremde Hilfe ist auch hier jedoch kein Entkommen möglich. In einer sagenumworbenen Bergstatt sollen die Gefangenen ihrem Gott geopfert werden. Durch einen glücklichen Zufall werden einige Krieger jedoch im letzten Moment verschont und Pranke des Jaguars kann sich sogar aus deren Klammern befreien. Es beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit, in der er sich und seine Familie retten muss!
Handwerklich gesehen ist der Film eine wahre Augenweide - In den undurchdringlichen Tiefen des mexikanischen Regenwaldes gedreht, gerät man sofort in den Bann phantastischen Aufnahmen. Ausstattung, Bauten, Masken und Kostüme sind beeindruckend, die Kameraführung sensationell und direkt im Geschehen, schnelle Schnitte sorgen für faszinierende Bilder, die wie geschaffen für die große Leinwand sind. James Horner liefert erneut die passende Musik dazu, auch wenn manchmal Anleihen bei BRAVEHEART herauszuhören sind, der ebenfalls von ihm stammt.
Auf darstellerischer Seite ist zu erwähnen, dass der Film fast komplett mit Laiendarstellern der mexikanischen Bevölkerung gedreht wurde. Die Natürlichkeit der "Schauspieler" verleiht dem Ganzen einen unglaublichen Realismus und unterstützt zusammen mit dem komplett im Maya-Dialekt gesprochenen Geschehen die Intensität des Films ungemein. Hervorzuheben ist besonders die Leistung des "Modell-Athleten" und Cherokee-Nachfahren Rudy Youngblood, der mit seiner Darstellung als Pranke des Jaguars für einen nachhaltigen Eindruck sorgt.
Auf technischer Ebene überzeugt der Streifen auf der ganzen Linie. Dennoch muss man Mel Gibsons' Inszenierung vorwerfen, dass er sich inhaltlich leider zu wenig mit den mysteriösen Riten der Maja-Kultur auseinandersetzt hat, was einem Epos von diesem Format sicherlich den entscheidenden Kick gegeben hätte. Zu wenig erfahren wir über die verschiedenen Stammes-Verhältnisse, dieses sagenumworbene Zeitalter, zu oberflächlich werden Charaktere eingeführt und verheizt, so das man ihm vordergründig Plakativität und fehlende Tiefe vorwerfen könnte. Besonders die majestätische Maya-Stadt und die langen Opfer-Zeremonien besitzen zwar beachtlichen Schauwert, über Hintergründe erfährt der interessierte Zuschauer jedoch nichts - Schade!
Wer über diese Informationslücken hinwegsehen kann, wird sich immerhin an einem knallharten Abenteuer-Thriller erfreuen, der mit traumhaften Bildern und martialistischer Härte am Rande der Gewaltverherrlichung in das raue Leben der Maya-Zivilisation einblicken lässt und damit fast zweieinhalb Stunden spannende Unterhaltung bietet. „BRAVEHEART" im Dschungel eben - Obwohl dessen Qualität niemals erreicht wird und der Vergleich sicherlich hinkt, scheinen meiner Meinung nach hin und wieder offensichtliche Parallelen durch.
Dennoch überwiegt der positive Eindruck und macht das „Magnum Opus" trotz fehlendem Tiefgang mehr als empfehlenswert!
(knappe 8 / 10)