Ich wußte eigentlich so gut wie nichts über APOCALYPTO, nur das mir der Trailer gut gefallen hat. Also unvorbelastet hinein ins Vergnügen.
Ein friedlicher im Dschungel lebender Indiostamm wird von Majakriegern überfallen und ausgelöscht. Männer und Frauen werden versklavt und in die Majastadt verschleppt, die Kinder sich selber überlassen. Der junge Indio Häuptlingssohn Jaguarpranke kann fliehen und hat bei der Rückkehr in sein Heimatdorf zwei Probleme: 1. Kann er die 10 an seinem Hintern hängenden Majabluthunde abhängen? und 2. Lebt sein kleiner Sohn und dessen schwangere Mutter noch, welche er in einer Höhle zurücklassen mußte?
Der Film überzeugt als spannendes eigenwilliges "ja was eigentlich" Kino. Ein Abenteuerfilm ist APOCALYPTO jedenfalls nicht. Für mich ist dieses Ungetüm schon fast ein Horrorfilm! Ich habe mir so meine Gedanken gemacht, welch Geistes Kind eigentlich dieser Regisseur Mel Gibson ist. Ein Komplettidiot scheint der Mel nicht zu sein, sonst würde der Film nicht zu großen Teilen so gut funktionieren. Ne perverse Ader hat der gute Mann aber auf jeden Fall. Ich meine dabei nicht die Tapir-Jagd, den Jaguar "Götter" Mord, die Herzrausschneidereien, die Köpfungen oder die 666 anderen Monströsitäten. Es gibt beim Transport der Indios in die Majastadt Szenen, die leider absolut klare Parallelen zu Gibsons PASSION OF CHRIST zeigen. Ich empfand dies als fürchterlich, wirklich! Gibson sühlt sich freudig wie eine Sau im Schlamm bei der Folter der Indios. Das tat er schon perfide beim Leid des lieben Heilands. Auf diese christlichen kranken Folter und Erlösungsfantasien kann ich leider garnicht. APOCALYPTO hat außerdem viele Macken. Die gefangenen Indios brabbeln christliche Gebete. In der Majastadt explodieren dann die Klischees. Verblödeter Sonnenkönig, fetter fieser Mops als Königssohn, dekadente Kurtisaninnen, Sonnenfinsterniß wenn der Held diese gerade benötigt, bei der Menschenjagd haben alle Beteiligten die Physis eines Iron Man, etc.etc. .
Diese Kritikpunkte halten mich aber nicht im geringsten davon ab den Film toll zu finden. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt. Die Darsteller sind over the Top. Der Look aller Eingeborenen ist sensationell. Die Musik ein Hammer. Der Film ist atemberaubend gemacht und bietet unglaubliche Bilder. Gespenstisch die Vorraussagungen des von "Der Krankheit" gezeichneten ausgestoßenen Mädchens. Und passend zum Titel vermittelt Gibsons neuer Streich besonders in der Majastadt, ein teilweise verstörendes, ja abartiges apokalyptisches Feeling. Jodorowski läßt schön grüßen!
APOCALYPTO stellt sich definitiv als Härtetest für Otto-Normalverbraucher herraus. Heute verließen einige Pärchen verstört das Lichtspielgebäude, lange bevor der Film in den 5. Gang hochgeschaltet hat. Ich frage mich langsam ganz ehrlich, wann im US Mainstreamkino nach Werken wie THE DEVIL'S REJECTS, HILLS HAVE EYES oder nun APOCALYPTO eigentlich das Ende der Fahnenstange erreicht ist?
Optisch imponierendes Bombastkino, inhaltlich primitives Märchen für Erwachsene. Gemacht von Hirni Mel Gibson für Spatzenhirne wie mich.
Der Hauptdarsteller sieht übrigens aus wie Ronaldinho nach nem Besuch im Piercing/Branding Studio!