James Bond 007 - Casino Royale, 2006
Vier lange Jahre dauerte es, bis der neue Bondfilm in die Kinos kam. Die Verfilmung des ersten Romans von Ian Fleming über den britischen Agenten erforderte mehr oder weniger einen neuen Darsteller, ebenso fungiert der Film als starker Reboot der Reihe und begründet den Neuanfang, zeigt den Fans die Ursprünge. Brosnan war zu alt um die Rolle des Agenten erneut zu verkörper, vor allem da Casino Royale die Anfangszeit des Agenten als 00-Agent zeigen sollte. Der Engländer Daniel Craig, bekannt aus Filmen wie München, Layer Cake oder Road to Perdition bekam die Rolle und wurde vorab viel kritisiert. Er war zu blond, er war zu klein usw. Es gab viel Kritik an seiner Person, welche das ganze Projekt nur spannender machte. Judi Dench blieb als einzige Darstellerin der Brosnan-Ära erhalten. Hinzu kamen Eva Green als Bondgirl Vesper Lynd, der Däne Mads Mikkelsen als Le Chiffre und Jeffrey Wright als Felix Leiter. Auf dem Regiestuhl saß nach GoldenEye erneut Martin Campbell der die nächste Ära von Bond einleiten sollte.
Nachdem der noch relativ unbekannte James Bond nach 2 Aufträgen den Doppel-Null Status erreicht hat, setzt er sich an einen Fall um Le Chiffre, Bankier für weltweit operierende Terroristen, zur Strecke zu bringen. Dieser und seine Kunden unterstützen mit Millionenbeiträgen Waffenhandel und Terrorismus. Bond muss nach einem Fehler Le Chiffres versuchen ihn bei einem Poker Spiel im Casino Royale in Montenegro zu besiegen um so an die Terrororganisationen hinter Le Chiffre heranzukommen.
Im Vorfeld gab es viele zweifelhafte Stimmen zur Verpflichtung von Craig als Bond. Viele hielten ihn für eine Fehlbesetzung, für unpassend, zu blond usw. Auch ich war ein skeptiker was unter anderem auch daran lag, das ich Brosnan gerne noch länger gesehen hätte, da ich ihn für einen großartigen Bond und tollen Kerl hielt. Als ich dann zum ersten Mal Casino Royale sah, war ich beeindruckt. Craig hat eine solch starke, physische Präsenz im Film die es zuvor höchstens bei Connery gab, in dem Ausmaß. Auch sonst ist seine Leinwandpräsenz großartig. Er spielt die Rolle des noch relativ unerfahrenen und fehlerhaften Agenten so glaubhaft, großartig und auch die emotionale Seite kommt extrem gut rüber. Mit Craigs Verpflichtung ist man sicherlich ein Risiko eingegangen, hat aber alles richtig gemacht und eine absolut großartige Entscheidung getroffen. Eva Green als Vesper Lynd, Bonds große Schwäche im Film ist ebenfalls eine erstklassige Besetzung die voll aufgeht. Sie spielt ihre dominante aber verletzliche Rolle so großartig und hat eine fantastische Chemie mit Craig die einfach nur spannend auf der Leinwand zu beobachten ist. Selten hatte ich bei Bond dieses Gefühl zwischen 007 & Bondgirl welches ich hier hatte. Beide harmonieren perfekt zusammen und sind eine tragende Säule im Film. Mikkelsen als Le Chiffre ist ebenso großartig wie Dench als Bonds Vorgesetzte M. Beide erweitern diesen fantastischen Cast auf perfekte Art und Weise und heben die Qualität nur an. In weiteren Rollen überzeugen Jeffrey Wright als CIA-Bruder Felix Leiter, Giancarlo Giannini als Mathis und Jesper Christensen als Mr. White. Letzterer punktet in seinen Szenen sehr, trotz der wenigen Screentime die er hat. Er hinterlässt einen bleibenden Eindruck und nicht seinen letzten in dieser Reihe.
Campbell erzählt die Geschichte auf sehr spannende Art und Weise, gibt dem Film und den Charakteren genügend Zeit für ihre Entwicklung und bringt immer mal wieder großartige Actionszenen mit rein. Jeder Actionhöhepunkt weiß zu überzeugen, so ist z.B die Verfolgungsjagt zu Beginn des Films eines der Highlights innerhalb der Reihe. Großartige Parcour-Action, gepaart mit einem großartigen Soundtrack und tollen Darsteller/-Stuntmanleistungen. Fantastisch. Auch die Verfolgung zum und am Flughafen ist gelungen, genau wie die Szenen im Finale. Die eigentlich Stärke sind aber die Charaktere, ihre Entwicklung und die Dialoge, wie ich finde. Bonds Entwicklung im Film, der Aufbau seiner Beziehung zu Vesper und die Entwicklung davon, einfach stark geschrieben und gespielt. Selten hat mich eine Beziehung und eine Charakterentwicklung bei Bond so sehr überzeugt wie hier. Ich würde sogar so weit gehen und sagen das es nie besser war. Hier wird eindeutig mehr Fokus auf die Charaktere und ihre Geschichte gesetzt als noch zuvor, bei Brosnan wurde dieser Wandel zuletzt aber angedeutet und ebenfalls toll umgesetzt. Hier ist man jedenfalls noch weiter gegangen und zeigt auf starke Art und Weise wie Bond zum Agenten wurde den wir kennen. Auch die Beziehung zu M ist stark umgesetzt, jedoch nichts im Vergleich zur Vesper-Beziehung die eindeutig das Prunkstück des Films ist. Der Humor kommt trotz der Action und der Charakterentwicklung nicht zu kurz und bietet einige Highlights. Selbst in Momenten des Schmerzes, siehe Folterszene, ist der Humor noch präsent und schmerzhaft unangenehm. Bond war noch nie so emotional, verletzlich und gleichzeitig so cool. Großartig was man hier gemacht hat. Zudem sind einige Dialoge echt verdammt großartig und gelungen.
Fantastisch ist es auch wie Campbell bei einem Pokerspiel so viel Spannung aufbaut, wie es die meisten Thriller und Actionfilme gar nicht schaffen. Der Film macht vieles anders als seine 20 Vorgänger, enthält dennoch viele klassische Elemente die Bond ausgemacht und definiert haben. Es fühlt sich zweifelsohne wie Bond an, wenn auch etwas anders. Man verzichtet auf viele, typische Elemente wie den Martini-Spruch, der klassischen Gunbarrel oder dem Maintheme von Barry im Film, was aber trotzdem irgendwie funktioniert. Der Soundtrack ist jedenfalls äußerst gelungen und bringt auch den verdammt starken Titelsong perfekt in den Film. Dieser wirkt etwas rebellisch und wild, so wie auch Bond im Film teilweise noch wirkt. Die Stücke welche den Song bzw. dessen Instrumental beeinhalten sind äußerst gelungen, aber auch ruhige Stücke wie das 'Vesper'-Stück sind sehr stark und unterstreichen viele tolle Momente im Film hervorragend.
Die Drehorte in Tschechien (Prag und auch außerhalb davon) sind absolut gelungen eingesetzt. Sowohl der Flughafen ist ein Highlight im Film aufgrund der Umsetzung der Action, ebenso ist es auch das Militärhospital außerhalb Prags das für das Finale der Verfolgungsjagt zu Beginn des Films herhielt. Die Dreh's auf den Bahamas und in Italien sorgen ebenfalls für Abwechslung und geben dem Film einen exotischen und auch klassischen Bondflair. Wunderschön wurde Venedig eingefangen, genauso wie die Orte am Comer See. Unglaublich toll auch die Kameraarbeit von Phil Meheux, der all diese tolle Orte perfekt eingefangen und auch beim Rest des Fims großartiges geleistet hat. Sehr stark.
Casino Royale ist ein perfekter Film der durch und durch unterhaltsam ist, seine Charaktere immer weiterentwickelt und ebenso die Geschichte nicht vernachlässigt. Es ist stetig Bewegung vorhanden und neben viel Handlung wissen auch die großartigen Actionszenen absolut zu überzeugen. Campbell hat bei der Inszenierung alles richtig gemacht und schafft es sogar noch sein starkes Debut GoldenEye zu übertrumpfen, in allen Belangen. Es ist sicherlich ungewohnt keine klassischen Figuren wie Moneypenny oder Q dabei zu haben, gleiches gilt auch für 'besondere' Gadgets oder die klassische Gunbarrel, nichtsdestotrotz funktioniert der Film auch ohne diese Dinge hervorragend und bietet großartige Unterhaltung, Spannung und zwischendurch auch mal 1-2 Lacher bzw. Schmunzler. Bonds Anfang ist interessamt, visuell toll umgesetzt und großartig musikalisch untermalt. Hier stimmt einfach alles.
10/10