Ja da ist er nun. Der neue James Bond. "Casino Royale". Ein Remake des erkennbar minderwertigeren Originalfilms von 1967, das sich entgegen der Bond-Fangemeinde als eine haarsträubende Parodie herausstellte. Anders die Neuvermfilmung aus heutigen Tagen, welche dem Erfinder Ian Fleming, in dem zum ersten mal der Spion mit der Lizenz zum Töten seinen Auftritt hat, wohl eher gefallen hätte. Schon vor den Dreharbeiten gingen die Meinungen über den neuen Hauptdarsteller Daniel Craig auseinander. Er hätte nicht das Zeug zum James Bond. Er hätte keine zu der Figur passende Ausstrahlung, hieß es mancherorts. Aber man schaue sich diesen Streifen an. Weit gefehlt.
Der neue James Bond erinnert beinahe an den ersten, Sean Connery. Er ist seit vielen Jahren wieder der Bond, der er sein sollte. Ein Geheimagent des britischen MI-6, der seine Lizenz voll ausschöpft. In dem Film geht es von der ersten bis zur letzten Minute knallhart zur Sache. Besonders gefielen mir am Anfang die Verfolgungsjagd über die Baustelle und am Ende der Kampf in dem Haus in Venedig. Farbenprächtige Bilder verwöhnen unsere Augen mit sonnenüberfluteten, edlen Hotelanlagen unter Palmen, teuren, starkmotorigen Autos und natürlich schönen Frauen am Strand, mit weit ausgeschnittenen Abendkleidern im Casino und im Bett.
Dieses Werk hat meiner Meinung nach alles, was ein guter Agententhriller haben sollte. Er beeinruckt mit atemberaubenden Action- und Stuntsequenzen, einer spannenden und unvorhersehbaren Handlung, mit prickelnder Erotik und einprägsamen Chrakteren. Das Pokerspiel gegen den aus einem Auge bluteneden Fiesling Le Chiffre, welches einen sehr wichtigen Teil des Films darstellt wurde sehr langatmig, aber keineswegs langweilig umgesetzt. Erstreckt es sich ja über mehrere Tage ist es doch das irgendwie interessanteste Pokerspiel, das ich je in einem Film sah. Die Romanze zwischen Vesper Lynd und James Bond danach lässt den Zuschauer nach einer gewissen Zeit hoffen, dass bald wieder etwas passiert. Aber enttäuscht wird man dann nicht. Eben war er noch kurz davor eine Frau zu lieben, schon steht sie auf der Gegenseite oder ist tot. In solchen Momenten beweist der Agent fast erschreckend, wie schnell er sich emotional distanzieren kann, wie kaltblütig und brutal er werden kann, wenn es ernst wird. Aber so ist eben der neue James Bond. Vorbei die Zeiten des britischen Musterknaben Pierce Brosnan. In schnellen Schnitten führt er den Zuschauer von Afrika über Montenegro nach Italien. Er kann sich noch nicht entscheiden, ob er seinen Martini gerührt oder lieber geschüttelt trinken will. Und erst am Ende sagt er zum ersten Mal seinen berühmten Satz.
Also diesen Film fand ich sehr gut, obwohl er einem manchmal kurz das Gefühl verleiht, er sei mit seinen 146 Minuten zu lang. Und bei der dunklen Folterszene sinnt man mal ein wenig über die Altersfreigabe ab 12 nach. Doch ich vergebe "Casino Royale" hiermit eine 9 von 10 Punkten, für die gute Unterhaltung und die Hoffnung, dass mit dem neuen Darsteller noch weitere sehr gute James-Bond-Abenteuer über die Leinwand flimmern werden. In diesem Sinne dann: Mein Name ist Bond. James Bond.