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"Fahren Sie meinen Wagen auf den Parkplatz, schnell!"

Ist es vorstellbar, daß Irgendjemand so mit Sean Connery, Roger Moore oder Pierce Brosnan zu reden gewagt hätte und ihm dann noch den Wagenschlüssel zugeworfen hätte ? - Wohl kaum, aber selbst wenn, hätte er mit dieser Aufforderung keinen Erfolg gehabt.

Gut, Daniel Craig als James Bond nutzt diese Verwechslung zu weiteren Ermittlungen und im Nachhinein stellt es sich sogar als von ihm gewollt dar, aber hat er sich dafür umgezogen oder wenigstens ein Cappy aufgesetzt oder ähnliches ? - Nein, kurz danach checkt er im selben Outfit in eine sündteure Unterkunft ein...

Die zu Beginn der Dreharbeiten aufkommende Frage, ob Craig für die Rolle als "James Bond" nicht hart genug ist, ist an Dummheit kaum zu übertreffen und nur signifikant für den Charakter der Diskutanten. War jemals ein James Bond hart ? - Sean Connery hatte eine sehr männliche Ausstrahlung - mehr als die ihm folgenden Schönlinge - aber auch er zeichnete sich im Kampf vor allem dadurch aus, daß er mit minimalem Aufwand, möglichst effektive Wirkung erzielen konnte.

Der kurze Griff zur Fliege, um das leicht derangierte Outfit nach einer Auseinandersetzung wieder zurecht zu zupfen, war sein Markenzeichen, genauso wie die ironisch, nonchalante Bemerkung gegenüber der nächsten weiblichen Schönheit über die "kleine Störung" kurz zuvor.

Dagegen ist Daniel Craig hart. Er kämpft mit vollem Körpereinsatz, ohne Rücksicht auf seine Kleidung oder körperliche Unversehrtheit und erinnert in seinem Einsatz stark an Bruce Willis in "Die Hard" - gerade die Szene auf dem Flughafen ist in ihrer gesamten Ausgestaltung sehr vergleichbar.

Viel mehr hätte man sich Fragen sollen, ob Daniel Craig nicht zu sympathisch für die Rolle ist ? - Zwar hat er bisher mehr als Psychopath wie in "Road to Perdition" überzeugt, aber hier ist er mit seinem leicht schrägen, aber keineswegs unattraktiven Gesicht ein deutlich nachvollziehbarer und dem Publikum näherer Charakter als es James Bond jemals war. Auch seine Leistungen haben nichts von der üblichen Unfehlbarkeit, geschweige denn läßt er sich zu Aktionen herausfordern, wie etwa das Springen aus einem Flugzeug ohne Fallschirm...

Kurz, der Mann ist uns sympathisch - und als er erfährt, daß eine wichtige Person auf dem Weg zum Flughafen ist, nimmt er sofort die Verfolgung auf ohne die sich ihm bereitwillig anbietende rassige Schönheit noch mitzunehmen. Im Gegenteil, sie muß den Champagner auch noch alleine trinken - James, James, was ist aus dir geworden ? - Oder besser - es handelt sich ja um eine Vorgeschichte - wie soll jemals James Bond aus dir werden ?

Man sollte sich - rückblickend auf eine 45jährige Historie - noch einmal vor Augen führen, um was es sich bei den "James Bond" Filmen eigentlich handelt. Es sind comichafte, stilisierte Werke, die eine Person in den Mittelpunkt stellen, die in jeder Hinsicht unrealistisch ist. Ein Mann, der nie die Contenance verliert, jederzeit wie aus dem Ei gepellt daher kommt und bei jeder Frau nur durch sein bloßes Auftreten weiche Knie erzeugt.
Passend dazu hat er nur mit ausgesprochen überdimensionalen Bösewichtern zu tun, die in ihren besten Momenten eine besonders sadistische Intelligenz ausstrahlen.

Doch nicht nur die Protagonisten waren überlebensgroß, sondern auch die Orte, an denen sie agierten. So hat es schon Ausstellungen gegeben über die fantastischen Filmbauten, die zu James-Bond Filmen erfunden wurden. Ob es sich um das Innere eines Vulkans handelte mit Raketen-Startrampe oder einen riesigen U-Boot-Hangar, immer war der Zuseher voller Erstaunen als er diese Räume zum ersten Mal auf der riesigen Leinwand sah.

Eines erwartete man von "James Bond"-Filmen nie - sie mußten nicht logisch nachvollziehbar sein. Die Schaueffekte, die überbordende Action und überdimensionalen Hintergründe hatten zwar in den besten Filmen einen ordentlichen Erzählstrang, aber über gewisse Feinheiten sah man beeindruckt gerne hinweg.

Es ist nicht erstaunlich, daß dieser Anspruch immer wieder neu zu überraschen auf Dauer einfach nicht funktioniert - Übersättigung und auch Wiederholungen waren die Folge davon und so war der Wunsch nach einer Erneuerung bei Fans und Machern verständlich., besonders wenn man bedenkt, daß die "James Bond" Filme immer kompatibler für ein jüngeres Publikum wurden.

Doch ist das hier gelungen, handelt es sich wirklich um ein "Back to the Roots" ?

Ich meine nicht. Im Gegenteil man hat fast Alles, was die James Bond-Filme einmal ausmachte ,weggelassen. Und damit meine ich nicht Action, schöne Frauen, Herumgeballere und wechselnde, schöne Locations, sondern seinen Charakter - bei "Casino Royale" handelt es sich um einen gut gemachten Agenten-Thriller, der unter dem Franchise Namen "James Bond" natürlich viel mehr Aufmerksamkeit erhielt und als kleine Reminiszens wenige Elemente wie M (Judi Dench) wieder verwendete.

Im Grunde ist das den Machern klar - die Entscheidung den Film als Vorläufer der Bond-Geschichte darzustellen mit der künstlerischen Freiheit ihn in der Gegenwart spielen zu lassen, befreit von der Pflicht noch einen drauflegen zu müssen. Der Wegfall von technischen Spielereien, typischen Wortgefechten wie mit Miss Moneypenny, deutlicher Reduzierung vorbei stolzierender aufgepeppter Schönheiten ,ermöglicht den Abstand zum comicartigen Charakter und damit eine realer anmutende Geschichte, die auch mit einem irdischen Bösewicht (Mads Mikkelsen, absolut überzeugend) mit irdischen Absichten aufwartet.

Jetzt schreit alles hurra - "James Bond" ist wieder ein spannender realer Thriller mit sensiblen Charakteren und einer angemessenen Härte !!

Dabei vergißt man, daß er das niemals war - außer das er früher für ein erwachseneres Publikum war, war er nie real und auch die Härte war immer stilisiert ,ja futuristisch ,wie etwas der Zylinder mit der Kreissäge oder die Folter mit dem Laserstrahl in "Goldfinger" - "Eierschlagen" wäre immer unter Niveau gewesen, auch für die Bösewichter - eine Verfütterung an die Haie war da schon Minimalanspruch.

Dank der Begeisterung für diese "erfrischende Erneuerung" vergißt man das vorliegende Werk genauer zu betrachten. So hat man in Sachen Logik keineswegs aufgeholt. James ' Hatz über die Kontinente ähnelt in ihrer Sprunghaftigkeit und konstruierten Abfolge den früheren Werken. Auch hier werden uns keine kleinschrittigen Ermittlungen, Alltagsarbeit von Agenten oder fehlgeleitete Vorhaben gezeigt - nein - James findet wie üblich den direkten Weg zum Attentäter.

Ähnlich verhält es sich mit seiner Liebesaffäre. Eva Green als Staatsmitarbeiterin Vesper ist ein Gegenentwurf zu früheren Bondgespielinnen. Nicht betreffend ihres Aussehens, sondern bezüglich ihres Charakters und ihrer distinguierten, intelligenten Erscheinung. Deshalb steht sie James' Machismo emanzipatorisch kritisch gegenüber und so muß dieser schon viel Einfühlungsvermögen zeigen, um sie zu überzeugen.

Im Vergleich zu sämtlichen früheren Bond-Filmen (außer Lazenby und Diana Rigg) ist die hier gezeigte Beziehung von deutlich sensiblerer Darstellung und ich kann nicht umhin zuzugeben, daß ich Eva Green deutlich attraktiver finde als fast alle früheren Gespielinnen, gerade weil sie menschlich nachvollziehbarer ist. Das ist aber auch kein Wunder, da sich James sonst fast nur mit "Kampf-Barbies" umgab, die auch meist ebenso rücksichtslos waren wie er - passend zum angestrebten Comic-Charakter.

Trotz einiger schöner Szenen wie unter der Dusche bleibt aber auch die hier geschilderte Beziehung oberflächlich, nicht wirklich mitreißend, denn das hätte Auswirkungen auf den Betrachter gehabt, die die Macher selbst durch ihren "renovierten" James Bond nicht auslösen wollten.

Fazit : gut gemachter Agententhriller, der davon profitiert als Erneuerung zum abgehalfterten "James-Bond-Konzept" daher zu kommen.

Im Vergleich zu den comicartigen, bewußt übertrieben dargestellten früheren Bond-Filmen, wirkt "Casino Royale" deutlich realer, in seiner Charakterdarstellung nachvollziehbarer. Daniel Craig gefällt als hart arbeitender Agent mit vollem Körpereinsatz ,Eva Green als sensible ,zarte Schönheit, Mads Mikkelsen als raffinierter, leicht nervöser, hochintelligenter Bösewicht, aber diese Leistungen können nicht überdecken, daß es sich bei diesem durchwegs unterhaltenden Action-Film um ein eher mittelmäßiges Werk handelt, dessen Abläufe nicht logisch sind und die Tiefe der Charaktere nur im Vergleich zu den sonst Bond-üblichen Standards ausgelotet sind, aber keineswegs mit Klassikern des Actionfilms mithalten können.

Es macht Spaß sich den Film anzusehen, aber ich möchte behaupten, wenn er als normaler Agententhriller in unsere Kinos gekommen wäre, wäre die Begeisterung und auch die Zuschauerzahlen deutlich niedriger. Das ist dem Bond-Franchise zu verdanken und deshalb wird er auch von mir als Bondfilm bewertet und da fehlt ihm Einiges (5/10).

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