Sauberes Actionkino. Daniel Craig ist die dringend benötigte Frischzellenkur für die zuletzt doch sehr angejährte Altherrenriege. Die logische Folge nach Timothy Dalton und Pierce Brosnan wäre zwar eine tuntige Schwuchtel gewesen. Aber glücklicherweise haben sich die Macher für das Gegenteil entschieden. So kann es Bond noch einige Jahre geben und er gerät nicht in Gefahr eine Parodie seiner selbst zu werden (unvergesslich: Pierce Brosnan auf einem Panzer ...)
Also back to the roots. Handgemachte Action steht an erster Stelle. Gleich nach dem Columbiatrailer langt Bond richtig zu. Fast direkt im Anschluss eine Verfolgungsjagd: Zu Fuß!!! Über Stock und über Stein. Rasant gefilmt und auch ebenso gekämpft. Alles genauso brutal, wie Daniel Craig sich in „München“ angekündigt hat. Er tötet, weil es dazu gehört und die anderen es verdient haben.
Das ist zwar ethisch fragwürdig. Aber es rockt.
Und das gewaltig. Fast wünscht man sich das James Bond-Theme weg und stattdessen den Boxringsprecher Michael Buffer: „Ready to rumble“ hätte er mit rollendem R und lang gezogen brüllen können. Dann Vorhang auf für den Fight.
Tatsächlich gibt es nur wenig Darsteller, die den Fightertyp mit Hirn körperlich darstellen können. Craig ist einer von ihnen. Er ist wirklich extrem durchtrainiert, aber an sein hässliches Gesicht wird man sich gewöhnen müssen.
Zur Entschädigung ist er immerhin – vor allem im Vergleich zu Bierce Prosnan (so hieß der doch oder?) ein guter Darsteller und kann - trotz aller Härte auch Gefühle spielen. Soweit das Skript das mal verlangt.
Aber da sind wir schon beim negativen Teil angelangt. Denn die Story ist einfach nur ideenlos und ausgelutscht. Es gibt den bösen, bösen Übeltäter und der arbeitet für böse, böse Menschen. Bond selber ist zwar auch nicht gerade lieb – Aber er steht eindeutig auf der richtigen Seite – eine zwei Seiten Unterteilung wie aus den dunkelsten Tagen des kalten Krieges, gähn.
Ein zweiter Kritikpunkt ist die Länge des Films. Deutlich über zwei Stunden, da wird das Ende doch herbeigesehnt. Und das unterscheidet Casion Royale am meisten von einem wirklich sehr guten Actionfilm – dessen Länge man überhaupt nicht bemerkt.
Traurig aber wahr, MI3 ist wie schon MI2 wieder einmal der bessere Bond.
Bemüht wirkt bei Casino Royale auch der ständige Wechsel der Szenerien. Scheinbar zusammenhanglos wird von Madagascar nach Miami und Montenegro gehoppt (man hat ja das Geld), inhaltlich macht da überhaupt nichts Sinn.
Das ist eher tollkühn als toll.
Aber wahrscheinlich sollte man das nicht zu sehr auf die Goldwaage legen, immerhin sind die Lokationen schön gefilmt.
Wirklich gut ist jedenfalls wieder mal M (Judie Dench).
Doch enttäuschend ist das Waffenarsenal und die fehlenden technischen Neuerungen, bzw. Vorwegnahmen von zukünftigen technischen Entwicklungen..
Regelrecht ärgerlich ist dann aber, dass der zentrale Höhepunkt ein Pokerspiel ist und im Anschluss daran den Machern – quasi beim Nachspiel – die Ideen endgültig ausgegangen sind und der letzte Handlungsstrang mit Schlamperei vom Geheimdienst erklärt werden muss.
Dadurch verlässt man das Kino dann leider nicht in absoluter Hochstimmung und ist - trotz erstklassigem Craig – auch garantiert nicht wie ein Flitzebogen darauf gespannt, was sich die Macher wohl für den nächsten Teil ausgedacht haben.
Casino Royale ist in diesem Sinne zwar sauberes Actionkino – aber leider auch nicht mehr und dadurch wirkt der Film leider kaum britisch, sondern eher amerikanisch.