Schon seit meiner frühen Kindheit, die ja noch gar nicht so lange her ist, bin ich Fan des britischen Top-Agenten James Bond. Pierce Brosnan war der erste, den ich so richtig miterlebt habe und ich habe im Laufe der Jahre natürlich viel nachgeholt und kenne mittlerweile, wie viele Millionen andere weltweit, alle Teile der Agenten-Reihe.
Das Mediengeplänkel um den neuen Darsteller war riesig. Und um es kurz zu machen – Daniel Craig ist der richtige Mann für den Job. Der Mann hat einfach alles, was die dringend benötigte Neudefinition braucht. Auch die Nachricht, man wolle sich von Computer-Effekten entfernen überraschte positiv, war doch das letzte Bond-Abenteuer ein überstyltes CGI-Festival.
Und so kann ich seit Mittwoch-Abend (Sneak-Preview sei dank) behaupten: „Casino Royale“ gehört zu den besten Bond-Filmen der Reihe und Daniel Craig ist für mich der beste Bond-Darsteller aller Zeiten (was natürlich auch mit meiner Altersklasse zu tun hat). Mit Charisma, Charme, der nötigen Härte und einem vorzüglichen Humor flößt Craig der Marke Bond neues Leben ein.
Wie der Titel schon sagt – es geht um Glücksspiel. Denn nachdem James Bond seinen Doppel-Null-Status erreicht hat und befördert wurde, muss er zu einem Pokerspiel mit dem Terror-Finanzier Le Chiffre antreten. Es geht um 150 Millionen Dollar, die bei einer Niederlage des Agenten direkt in den Terror fließen. Bald merkt der gute James jedoch, dass es um viel mehr geht...
Abenteuer Nr.21 spielt zwar in der heutigen Zeit, aber vor dem ersten Bond-Film. Man erfährt also die Vorgeschichte. Das ist zwar alles schön und gut – aber Bond ist Bond. Und so gibt’s im Laufe der knapp 150 Minuten makellos gefilmte Action (hervorzuheben die Sequenz auf dem Flughafen – ein Meilenstein!), britischen Humor und Poker-Spannung vom Feinsten. Sogar Folterszenen fehlen nicht und diese dürften vor allem bei männlichen Zuschauern das Mitgefühl wecken. Erfreulich auch, dass der Plot so gut wie keine Logikfehler aufweißt und clever aufgebaut wurde. Dies ist auch Paul Haggis, dem Regisseur von „LA Crash“ zu verdanken, der erfolgreich Hand anlegte.
Bis es zum Pokerspiel im Casino kommt, zündet Regisseur Campbell ein Actionfeuerwerk, das seines gleichen sucht. Nach dem knallharten Anfang in schwarz-weiß folgt eine Hetzjagd durch eine Baustelle inklusive Demolierung einer ganzen Botschaft. Auch der Flughafen von Miami wird nicht verschont und wird zum Spielfeld für eine ganze Reihe actiongeladener Adrenalinstöße. Phänomenal!
Im Casino geht’s dann etwas ruhiger zu, das Treiben wird durch den typischen Bond-Humor aufgelockert und findet seinen Höhepunkt in einer spannenden All-In Konstellation. Der Showdown in Venedig hingegen ist etwas erzwungen, das Ende sicherlich eine kleine Überraschung. Und wenn der letzte Satz im Film „mein Name ist Bond, James Bond“ lautet und dazu passend der Kulttheme erklingt, hat man als Fan schon Tränen in den Augen. Ich kann hier sicherlich nicht auf alle wichtigen Punkte der Story eingehen, ohne zu viel zu verraten. Aber ich kann nur sagen – der Film ist ein Muss. Wie Daniel Craig hier in seiner ersten größeren Produktion, in der er die Hauptrolle hat, auftritt, ist einfach nur verdammt abgeklärt und cool. Der Mann wirkt bei allem was er macht glaubwürdig, hat eine Energie in seinem Blick und Kraft in seinem Körper – dagegen können sämtliche Superhelden einpacken. Genau dieser Mann hat gefehlt, ohne die letzten Bond-Filme missen zu wollen. Aber mit Daniel Craig haben die Produzenten das absolut richtige Los gezogen.
Natürlich fehlen auch „Casino Royale“ nicht die typischen Bond-Phänomene. Schnelle Schlitten (mal wieder ein Aston Martin, der jedoch keine allzu lange Lebensdauer hat), hübsche Frauen und die damit verbundene Erotik, einen unsympathischen Bösewicht (der Blut weint) und schicke Bilder von tropischen und landschaftlich attraktiven Orten dieser Welt. In diesen Punkten ist Bond eben doch der alte – und das ist auch gut so. Denn der Reihe eine komplett neue Richtung zu geben wäre auch sicherlich riskant gewesen, aber eine Richtungsänderung kommt wie gerufen.
Fazit:
„Casino Royale“ konnte nicht besser werden, als er ist. Regisseur Campbell holt wirklich das Beste aus dem Film heraus und liefert damit den besten Bond-Film der letzten Jahre ab – und das unter dem tonnenschweren Druck von Medien und entsetzten Fans.
Die Action ist handfest, explosiv und frei von Overkill. Das Bond-Girl bekommt dank Eva Green eine nicht zu erwartende Klasse und Daniel Craig darf, wenn es nach mir ginge, gleich für die nächsten fünf Abenteuer unterschreiben. Absolut empfehlenswertes Winter-Highlight. Ab ins Kino ihres Vertrauens.
Von mir gibt’s auf jedenfall die „Lizenz zum Weitermachen!“ – Daniel, wir warten auf den nächsten Bond...