Casino Royale (2006)

Inhalt:
Ist der Inhalt bei einem Bond wirklich wichtig?
Ja, bei diesem schon!
Denn es dreht sich diesmal nicht um die Weltherrschaft, die mit Monstersatelliten und dessen Kraft das Sonnenlicht als Riesenlaserstrahl auf die Erde zu schiessen angestrebt wird, sondern lediglich um viel Geld für terroristische Aktionen.
Sehr aktuell, und endlich mal etwas anderes!

Logiklöcher?
Ein ganz klares Ja! Doch mal ganz ehrlich, ich gehe nicht ins Kino um einen logischen Bond zu sehen! Ich könnte hier einige Dinge präsentieren, die mir aufgefallen sind, doch ich finde ein Bond darf ruhig einige unlogische Stellen enthalten! Wichtig finde ich, das sich ein Bond von Anfang an nicht ernst nehmen möchte! Und so ist auch die eigentlich sehr ernste Terroristen-Thematik hier nicht allzu ernst zu nehmen!
Bei einem Bond ist und bleibt die Story eben nur Mittel zum Zweck, und das es hier mal nicht um die Weltherrschaft geht, gefällt mir sehr gut!
Der Bond soll vor allen anderen spielen, was in letzter Zeit ja sehr im Trend lag, doch natürlich ist in diesem Bond alles viel modernen als zu Zeiten Roger Moores... auch das kratzt an der Glaubwürdigkeit, doch mir ist auch das ziemlich egal!
Es ist trotzdem interessant Bonds Anfänge zu erleben...

Der neue Bond: Daniel Craig:
Ich kannte diesen Herren schon aus "The Jacket" und Spielbergs "München", doch besonders viel er mir in "Layer Cake" auf!
Als bekannt wurde, dass Craig der neue Bond wird, dachte ich sofort an Layer Cake, welcher wohl die Paraderolle für ihn zum Bond war!
Craig ist unendlich cool, durchtrainiert, smart, hart und besitzt auch noch großes schauspielerisches Talent, nicht mehr als Connery oder Brosnan, doch auch nicht weniger!
Er ist ein perfekter Bond, wirklich perfekt, zeitgemäß und dennoch irgendwie der Bond-Linie treu.
Wirklich Respekt an das Casting!

Das Bond Girl: Eva Green:
Sie ist süßer als jedes Bond Girl zuvor, und besitzt auch mehr Humor und eine größere Rolle als irgendein anderes Bond Girl! Waren diese doch in der Vergangenheit irgendein Mittel zum Zweck, nicht wirklich für Überraschungen zuständig, ist diesmal wirklich alles ganz anders!
Bond will sie, zurecht, Bond will aus seinem Angenten-Dasein ausscheiden, für Sie, zurecht!
Und am Ende wird es trauriger, wie es kein Bond-Film zuvor geschafft hat! Und das alles wegen Ihr!

Der Gegenspieler: Mads Mikkelsen
Tja was soll man da sagen... er sieht böse und fies aus, er verhält sich mies gegenüber seiner gesamten Umwelt und er hat eine seltene Eigenart (er weint ab und an unbeabsichtigt Blut).
Wunderbar irgendwie um das Klischee herumtanzend spielt Mikkelsen einen Verbrecher, dem man nur Schlechtes wünschen kann. Ein typischer Bond Gegenspieler eben, der aber wiederum ganz anders sterben muss, als jeder andere Bond Gegenspieler bisher! Es sei nicht zuviel verraten, wenn ich schreibe das Bond damit recht wenig zu tun hat! Ebenfalls wieder etwas Neues!

Die Action:
"Cool" ist das einzigste Wort was man dazu sagen muss!
Es wird auch hier eine neue Richtung eingeschlagen!
Es gibt keine Panzerfahrt quer durch eine Stadt, bei der alles demoliert wird was im Weg steht, und auch keine Autoverfolgungsjagd im Aston Martin!
Zu Beginn gibt es auch keine tolle Aktion des Bond, bei der alles im letzten Moment in die Luft fliegt, sondern es gibt eine famose Verfolgunsjagd ... zu Fuß!!!
Diese ist wahnsinnig schnell inszeniert, und man muss dazu sagen, dass Bond diesen Einsatz gehörig versaut!
Er hinkt dem Verfolgten in allen Belangen hinterher.
Aber was der Verfolgte da für Stunts zeigt, ist einzigartig!
Überraschend auch der Schluss:
Als Zuschauer denkt man: "Wie kommt Bond da wieder raus?"
Aber er kommt wieder raus, doch auf relativ untypische Art und Weise... denn ein ganzes Dutzen Unschuldiger kommt dabei ums Leben!

Die Aktion ist für meine Begriffe feiner geworden, weniger aber dafür edler!
Die fahrt im neuen Bond Auto endet nach ca. 30 Sekunden in einem echten total Schaden!
Doch man schaut nicht nur zu, und freut sich über die Zerschrottung wundervollen Blechs, nein man fühlt regelrecht mit! Und das bei einem Bond!?

Diese "Mitfühl-Ebene" wurde schon bei dem letzten Brosnan Bond "Strib an einem anderen Tag" eingeschlagen, als dieser zu Beginn jahrelang gefoltert wird! Auch dort war ich schon schwer beeindruckt vom radikalen Image-Wechsel.
Doch das gelingt erst richtig mit einem neuen Bond!

Auch die tolle Verfolgungsjagd mit einem Tankwagen auf einem Flughafen ist sehr gut gemacht, wie auch der Showdown in einem Haus auf Venedig! Sieht sehr aufwendig aus!

Es gibt mitunter auch eine Folterszene, in der Bond's Genitalbereich einiges abbekommt. Es tat mir beim Zusehen wirklich weh, grauenvoll!
Zum Glück gab es einige Auflockerung durch Craig's Sprüche!
Und hier zeigt sich wiederrum, das Craig den früheren Bond in wirklich nichts nachsteht, denn es gibt coole Sprüche am laufenden Band!
Diese passen jedesmal, wirken nie aufgesagt und kommen meiner Meinung nach wirklich fast am besten rüber von allen Bonds bisher!

Die Liebesgeschichte:
Es gibt sehr lustige Dialoge zwischen Craig und Green, sehr erfrischend anzuschauen.
Ich möchte hier nicht das Ende verraten, zu erwarten ist jedoch wirklich kein Bond-Klischee-Ende.
Es gibt eine Wendung, bei der Bond sein Bondgirl als "Schlampe" tituliert, und kurz darauf etwas sehr trauriges erfährt, was sie wiederum nicht zu dieser macht...

Es gibt Dialoge, die es sonst in dieser Art nie gab:
"Wenn nur noch deine Augen und dein kleiner Finger von dir übrig wären, wärest du noch mehr Mann als alle anderen!"
Das klingt schmalzig, ist aber zugegeben sehr schön eingebracht, und doch irgendwie extra übertrieben!
Es ist eben beides, neu/anders und als/bewährt, so wie es sich durch den ganzen Bond zieht!

So auch eine Szene, bei der Green voller Angst in der Dusche sitzt ,und jammert, dass sie das Gefühl hat an Ihren Händen würde Blut kleben... doch was macht Bond dann?
Er nimmt Ihre Hand und lutscht zwei Ihrer Finger ab und fragt:
"Jetzt besser?"
Man will lachen, doch irgendwie ist es auch schön und eine ehrliche Reaktion!
Die Szene geht noch weiter... Sie sagt daraufhin "Mir ist kalt."
Daraufhin dreht Bond die Dusche einfach wärmer... das ist dann wirklich zum lachen, denn wie immer eine durchweg coole Aktion eines Bond!
War man nach einem früheren Bond-Film schonmal so verwirrt?
Ich denke nicht.

Bond verliebt sich diesmal in sein Bond-Girl, und steigt sogar kurzzeitig aus dem Agenten-Job aus.
Das gab es ebenfalls noch nie, und irgendwie war das langsam mal fällig!
Das dies keine lange Dauer haben würde, ist jedem klar...

Die Sprüche / Der Imagewechsel / Der Humor
Wie eben schon erwähnt, sind die Sprüche diesmal einzigartig.
Doch aufgefallen ist mir auch, das diesmal einiges in eine ganz andere Richtung läuft!
Und dies wirklich sehr auffällig!
War doch der Spruch "ein Martini, gerührt, nicht geschüttelt" das A und O der Bond-Reihe, wird dieser in Casino Royale sehr sympatisch auf die Schippe genommen.

"Was möchten Sie bestellen"
"Ein Martini"
"Geschüttel oder gerührt?"
"Sehe ich so aus als ob mich das interessiert?"

Das ist wirklich sehr sehr cool und lustig, denn es karikiert den kompletten Bond-Kult, und macht ihn ein wenig lächerlich, doch auf eine nicht bösartige Weise.
Denn wer merkt schon den Unterschied zwischen gerührt und geschüttelt...
Bond mixt sich auch seinen eigenen Drink zusammen, einer der Inhaltsstoffe ist zwar auch Martini, doch kommt eher ein bunter Cocktails heraus, als wie ein stilsicheres "Männergetränk"!
Wunderbar modern, kein kompletter Schnitt in den Kult, man könnte sagen "auf liebevolle Weise weitergeführt".

Es gibt zudem viele Seitenhiebe, sei es in Richtung Schweiz (man wird wohl schnell merken was ich damit meine) oder in Richtung Amerika ("Sehen wir so aus, als hätten wir Geld nötig?").

Sogar die "Schleichwerbung" ist wohl direkter angebracht wie es nicht geht, wirkt dadurch irgendwie sympathisch, wenn auch etwas dreist...
"Ich wette Sie tragen eine teure Uhr. Rolex?"
"Nein,Omega"

Dieser neue Bond ist dreckiger, lustiger, untraditioneller, voller kleiner Überraschungen und viel modernen!
Trotz alledem hat er die typischen Bond-Merkmale behalten!
Dieser Bond zeigt eindeutig, fast schon arrogant, dass man einen Bond auch modern darstellen kann, nicht immer als Gentleman, nicht immer die gleichen Sprüche.
Und es bleibt trotzdem ein Bond!

FAZIT:
Was für ein Bond!
Modern, erfrischend anders, zum Lachen, zum Weinen, voller toller Action, tollen Momenten,die in Erinnerung bleiben!
Ein neuer Bond, der in eine andere Richtung geht!
Man fühlt sogar ein wenig mit!
Die Story, die Sprüche, die Action, das Auftreten, der Kult, alles irgendwie anders. Nicht radikal verändert, sondern sehr feinfühlig ironisiert!
Doch nicht schlechter, ich finde es eher noch besser als bei allen anderen Bonds!
Es ist wirklich toll Craig bei seinem Spiel zuzusehen!
Respekt vor dem Casting und vor der Regie, hier passt wirklich alles, und es kann nichts anderes als die Höchstwertung vergeben werden!
Perfekt!