Review

Hai Leute!

Gestern war es dann soweit, Kinotag bei uns im Städtchen, und nach einigen Diskussionen hatten wir uns schon letzte Woche geeinigt uns diesen Film anzutun. Gesagt, getan... um halb neun sind wir zu viert am Kino aufgeschlagen und betraten die Höhle des englischen Agenten.

Ich muss gestehen, zuvor war ich mehr als skeptisch, denn die vorherigen Bonds waren alle nicht wirklich die Reisser, vor allem die letzten mit Pierce Brosnan. Zwar alle gesehen, aber sie wurden von Film zu Film schlechter, und den letzten möchte ich noch immer aus meinen Gedanken schneiden. Also waren wir skeptisch... sehr sogar. Neuer Schauspieler, keine neue Geschichte, sondern eine alte, nämlich der Anfang des englischen, smarten und harten Klischeeagenten. Ein weiterer Punkt der mich fast zittern ließ, war die Altersfreigabe... 12 und in Begleitung der Eltern ab 6. Sowas musste ich schon bei Riddick lesen, und dann auch noch erleben und bitter enttäuscht werden.
Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Die erste Szene lässt uns an der Initiation des normalen Aussenagenten James Bond vom MI6 teilhaben, und schon hier lässt der "Neue" keine Fragen offen. Die Altersfreigabe wird mal kurz ad acta geführt, während er einen Typen ziemlich bitter auf einer Toilette zur Strecke bringt... und die zweite Tötung (der Initiationsabschluß) folgt auf dem Fuße, mitsamt einem trockenen und zynischen Kommentar, der einfach ein Grinsen hinterlässt.

Gefolgt wird diese Szene von dem Intro, mit einem guten Song, und guten Einstellungen. Extrem cool.

Tja... dann beginnt es auch schon wieder hart auf hart, als Bond (extrem gut zu Fuß, und mit extrem, meine ich auch extrem) einen Bombenleger verfolgt. Speziell zu dieser Szene muss ich eines anmerken, einige im Kino fandes es lächerlich, aber das sind Leute, denen Parcour nichts sagt, sprich das sich Bewegen in einer städtischen Landschaft ohne die üblichen Wege zu benutzen, und der "Bombenleger" hat all diese Stunts auch wirklich durchgeführt... der Beweis sind die Parcourvideos die im Netz zu finden sind. Also Leute, mal reinschauen, denn es lohnt sich.

Ich werde es nun unterlassen mehr über den Inhalt zu schreiben, denn jetzt kommt die Kritik.

Back to the roots. Weniger technischen Schnickschnack als gute und passende Rücksichtslosigkeit, weniger Firelefanz und pseudolustige Kommentare, weniger nackte Haut, weniger Käse und vor allem weniger weiche Bonddarsteller. Denn wenn Daniel Craig eines nicht ist, dann ein schlechter Bond, der passt in die Rolle wie kein anderer zuvor (obwohl mir Timothy Dalton und Sean Connery (aber der auch nur in Sag niemals Nie [Neuverfilmung von Feuerball] sehr gut gefallen haben)). Die strahlenden Augen von Craig, seine Präsenz, seine körperbetonte Spielweise, was nicht heisst das er ohne Ende Actionszenen aneinander reiht, und die Härte die er ausstrahlt, prädestinieren ihn zu dieser Rolle. Dieser Bond ist kein Kätzchen, das ab und an mal für Ihre Majestät seine Krällchen ausfährt, dieser Mann killt, weil er es kann und wenn er es muss. Und es juckt ihn keinen Meter. Nun, das hat auch die Trottel zuvor nicht wirklich interessiert, jedoch wird in diesem Film das Töten nicht so beiläufig behandelt, man erlebt es sehr oft mit, und diese Szenen sind sehr intensiv, ausserdem häuft Bond auch keinen eigenen Fussballfanclub an Leichen an.

Bond ist hier kein Überheld, der ungeschoren aus allem heraus kommt, hier gibt es auch keine komplizierten (meistens extrem bescheuerte Fallen) um dem bösen Helden eines auszuwischen. Nein, Bond blutet, Bond bekommt im wahrsten Sinne des Wortes aufs Maul. Aber im Gegenzug bleibt er stehen, nicht weil er besser ist, nein, sondern weil er härter ist, zäher und rücksichtsloser. So stelle ich mir einen Doppelnullagenten vor. Und zu alle dem hat er eine enorme Coolness. Keine Superlaser, keine Killerautos, keine Minikaketen, keine Minihubschrauber, keine Miniuboote und vor allem keine Szene zuviel. Ein echter Agent, der ziemlich zur Sache geht, keine Langeweile aufkommen lässt und im Prinzip alle in den Schatten stellt. Man erfährt warum er so ist wie er in den Büchern beschrieben wurde. Und das unterhält ungemein. Die Oneliner sind ebenfalls alle gut. Keiner ist unpassend. Back to the roots... und das finde ich nicht nur gut, sondern nachahmenswert.

Genug von ihm... mehr zu der Dame an seiner Seite. Und die ist gut. Ich werde mir definitv diesen Film zulegen, und das englische Original geniessen, denn alleine die Unterhaltungen zwischen den Beiden sind eine Ohren- und Augenweide. Eva Green spielt sehr gut, ist kühl und doch sexy, verletzlich und doch nicht ohne Härte. Ihre Augen sagten mir schon in Königreich der Himmel zu, und auch hier macht sie viel mit eben diesen Augen. Sie ist keine belämmerte Agentin mit Herz wie Halle Berry, oder ein Blondchen wie Kim Basinger. Ich weiß, es gab noch einige andere... am besten kam noch Famke Jansen weg, wobei mir die zu sehr Psychopathin war (ich weiß, war auf der falschen Seite, aber diese Informatikerin war doch einfach dumm). Eva Green als Vesper Lynd weiß zu gefallen, im Kleid, unter der Dusche (eine schöne und intensive Szene, auch wenn ihr nun eh was falsches denkt), am Strand und im Fahrstuhl. Sie passt fabelhaft, denn obwohl ich Frauen schätze, waren mir alle anderen zu sehr im Vordergrund, sie dagegen spielt neben Bond, ergänzt ihn und bleibt doch Frau.

Die Bösewichte fallen etwas ab, aber sie verkommen nicht zu seltsamen Erscheinungen wie der Beisser oder dieser völlig abgedrehte Albinoasiate, sondern bleiben relativ auf dem Teppich. Als einziges Zugeständnis zu den kuriosen Fieslingen in der Bondgeschichte, hat dieser eine Narbe im linken Auge. Und eines muss man sagen, Le Chiffe gibt eine wundervolle Erklärung zu ausgeklügelten Foltermethoden zum Besten, und ganz klar Leute, uns Männern wird es nicht gefallen.

Judi Dench spielt gut, im Original kommt es wohl noch besser rüber, sie spielte auch die letzten Filme über gut, aber wie soll man eine Flachpfeife wie Pierce Brosnan (der nur einmal gut war, nämlich in der letzten Szene mit Sophie Marceau zusammen) schon unterstützen. Ihr harter Ton gefällt mir, ihre Art und ihr Auftreten.

Das Productplacement nervt etwas, aber man kann es ganz gut ausblenden, wenn man eh nicht für Werbung empfänglich ist, und seine Karre will ich auch nicht, bis vielleicht auf diesen wunderbaren Aston Martin von 1964.

Die Trickkiste wird ausgereizt, aber nicht mit Computermist, sondern mit vielem guten alten Handwerk. Das macht ebenfalls Laune, man sieht dem Film die Liebe zu den Sets, der Ausstattung und der Bilder an. Und hier geht es auch nicht um die Weltherrschaft, sondern um das Leben eines Agenten, die nunmal einsam sterben, der versucht sein Land zu schützen, aber nicht weil er es liebt, sondern weil er den Job liebt.

Als Fazit kann man sagen, extrem sauguter Film, immer unterhaltsam, nie langweilig, nie zu abgedreht (ein bißchen kann ich vertragen) und auch niemals zu weichherzig.

Als reiner Bondfilm kann man eines sagen, weniger Firelefanz, mehr Mensch. Der beste Bond bisher. 10/10

Als Agentenfilm wie Bourneidentität schlägt er in dieselbe Kerbe, hat mehr Farben und doch ist er nicht zu froh. Passend und exzellent. 10/10

Die Umsetzung ist fabelhaft, man zeigt uns mal wieder, dass es auch ohne CGI Schlachten geht. Die Kamera funktioniert perfekt und die Darsteller sind ebenfalls exzellent, hier nochmal sein RIESENLOB an Daniel Craig. 10/10

(10+10+10)/3 = 10

Viel Spaß beim Film.

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