„You know my name“ ertönt es so schön bei den Open Credits.
Ja sicher, wer kennt den Namen nicht? Aber den Rest?
Denn das ist er also, der erste blonde Bond der langjährigen Geschichte.
Vier Jahre nach dem letzten, eher peinlichen „Die another Day“, servieren uns die Macher mit „Casino Royale“ ein Remake des Klassikers, basierend auf der Geschichte von Ian Fleming.
Die Vorzeichen standen indes alles andere als gut.
Enttäuschung über die Aussortierung von Gentlemen Brosnan, zum mit großem Entsetzen aufgenommenen Daniel Craig, waren das wohl größte Über der Anhängerschaft.
Was musste der arme Mann im Vorfeld nicht alles über sich ergehen lassen, aber um eines schon mal Vorweg zu nehmen, jeder aber auch wirklich jeder Kritiker sollte sich entschuldigen.
Das positivste an Bonds neuestem Abenteuer ist die Besinnung auf das Wesentliche und die Rückkehr zu den Wurzeln der Reihe.
Der 21. Bond versucht einen kompletten Neuanfang, was bereits jüngst bei Batman Begins Lobeshymnen auslöste.
Der Film startet mit einem schwarz / weiß Rückblick, in welchem erklärt und gezeigt wird wie Bond seinen 00 Status erreicht.
Schon hier erkennt man die neue Marschrichtung.
Hart, kompromisslos, düsterer und alles andere als Gentlemen like.
Sehr schön hierbei die Entstehung der berühmten Schusssequenz zu Beginn der Bondfilme.
Danach folgt ein animiertes Intro, welches sich von den letzteren deutlich unterscheidet, aber für meinen Geschmack jedoch richtig gut geworden ist, gekoppelt mit einer sehr guten Theme von Chris Cornell, welche auch noch Tage nach dem Kinobesuch im Kopf rumschwirrt.
Für die Story zeichneten sich Neal Purvis, Robert Wade und Oscar®-Preisträger Paul Haggis verantwortlich.
Ein Klasse Team, besonders Haggis ist hier hervorzuheben, welches es endlich wieder schafft eine durchgehend gute und vor allem spannende Story zu schreiben.
Alles wirkt gut ausgearbeitet und realitätsnäher.
Dies merkt man deutlich in Aspekten wie das Fehlen von den Bond typischen Spielereien.
„Q“ fehlt sogar gänzlich, was ich aber durchweg als sehr positiv empfinde.
Die Dialoge heben sich deutlich vom arg flachen Niveau der letzten Teile ab und kommen großteils auch intelligent daher.
Abziehbilder einzelner Charaktere werden gegen Personen mit Tiefe ausgetauscht, was insbesondere Bond selbst betrifft und somit viele seiner Aktionen einiges mehr an Rückhalt haben und Verständnis aufbringen.
Der Mythos um Bond wird Stück für Stück auseinander genommen, ohne ihn jedoch zu zerstören.
Bond wird als erstklassiger Agent dargestellt, der aber auch Fehler macht, einfach menschlich ist und ein ums andere mal über sein zu großes Ego stolpert.
Er zeigt Gefühle, lässt Nähe zu, verliebt sich unsterblich, ist aber im gleichen Augenblick eiskalt und kompromisslos.
Es wird erklärt wie Bond zu dem wurde, so wie wir ihn aus anderen Filmen kennen, beispielsweise mit seinen ständig wechselnden Liebschaften.
Das Drehbuch vermag es die gesamten 140 Minuten über die Spannung aufrecht zu erhalten und wird in einigen Sequenzen auf Höchstmaß getrieben.
Ein ausgewogener Spannungsbogen will sich zwar nicht einstellen, aber bleibt dieser zumindest auf einem stetig hohem Niveau.
Action und Story halten sich in der Waage, wobei der Film furios startet, danach ruhigere Töne einschlägt und sich dann mit tollen Actionsequenzen abwechselt.
Besonders hervorzuheben sind die Szenen in Afrika (Verfolgungsjagd, Schießerei) zu Beginn des Films und die Actionsequenz am Flughafen.
Alles toll choreographiert und überzeugend, mit erfreulichem Härtegrad.
Einen wichtigen Teil des Geschehens nimmt das Pokerspiel im Titelgebenden Casino Royale ein.
Dieses erweist sich als ziemlich spannendes Duell zwischen Craig und Mikkelsen, was man so vorher nicht gedacht hatte.
Die beiden Darsteller liefern sich ein packendes Duell, was besonders ihrem vorzüglichen Schauspiel zu verdanken ist.
Beide versuchen sich zu lesen und arbeiten mit allen möglichen Tricks, wobei jede Mimik sitzt und besonders Craigs eiskalter Blick hervorsticht.
Überhaupt ist der Cast aller erste Sahne.
Das Augenmerk liegt natürlich auf Craig.
Und er macht es wie zu Beginn gesagt einfach fabelhaft.
In Actionsequenzen macht er eine ebenso tolle Figur, wie bei den ruhigeren Szenen und im Smoking.
Er wendet das Bild vom klassischen Bond komplett und bringt frischen Wind in den Charakter.
Seine harte Gangart und sein kantiges Gesicht passen perfekt.
Seine Mimik sitzt in jeder Sequenz und Charme bringt er auch rüber, zudem seine stechenden blauen Augen.
Nach allen vorangegangenen Zweifeln erweist sich Daniel Craig als Idealbesetzung.
Bond Girl Eva Green stellt einen tollen Gegenpol zu Bond dar.
Mit Sicherheit eines der interessantesten Bond Girls aller Zeiten.
Klug, intelligent, schlagfertig und sexy. Sie bringt alles mit. Klasse.
Beide bieten zusammen eine der schönsten und emotionalsten Szenen des Films, mit ihrer Sequenz wo sie unter der Dusche sitzen. Ganz großes Kino.
Mikkelsen macht als Bösewicht Le Chiffre ebenfalls eine gute Figur.
Auch sein Schauspiel ist tadellos. Besonders fies seine Foltersequenz gegen Bond.
Der Rest fügt sich nahtlos ein und kann auch überzeugen.
Martin Campell, der nach Golden Eye, seinen zweiten Bond verfilmt kann man nur ein großes Lob aussprechen. Klasse Leistung in allen Bereichen.
Bedingt durch das starke Drehbuch nicht verwunderlich, aber dennoch alles richtig gemacht.
Der Score weiß zu guter letzt auch zu gefallen und mischt altbekannte Bondthemes mit neuen Kompositionen.
Neuanfang geglückt. Herzlichen Glückwunsch.
Fazit:
Bond ist zurück und das wie in seinen besten Zeiten.
Der Neuanfang war bitter Nötig und das Beste was dem Franchise passieren konnte.
Hart, kompromisslos, spannend und realitätsnah, getragen von einem grandiosen Bond, Daniel Craig, der das Zeug hat zu Connery aufzuschließen.
Tolle Schauplätze, eine gesunde Härte und eine tadellose Inszenierung runden das Gesamtbild ab.
Bester Agentenfilm der letzten Jahre und auch so ein ganz starker.
Hoffentlich geht es jetzt so weiter…
Lizenz erteilt Mr. Bond.
10 / 10