Man möge mir nachsehen, dass ich noch nie ein wirklicher James Bond Fan war. Was mein Interesse für diesen einen James Bond FIlm geweckt hat, waren nicht nur der neue Hauptdarsteller, sondern vielmehr auch die Möglichkeit mitzuerleben, wie James Bonds Debut als Doppelnullagent aussah.
Actionszenen in Bondfilmen gelten ja bereits seit Jahren quasi als state-of-the-art, so ist auch an diesem Teil nichts negatives anzumerken, außer vielleicht, dass man mit spektakulären Spezialeffekten durchaus sparsamer als bei seinen Vorgängern umgegangen ist. Das ist mich jedoch keinesfall negativ zu bewerten, da die famosen Stunts der ersten Verfolgungsszenen dennoch absolut sehenswert sind.
Die Story erscheint mir im Vergleich zu früheren Bondfilmen recht verwirrend und vor allem zu Beginn beinahe Zusammenhanglos. Dieser "Beginn" zieht sich freilich über die vollen ersten 60 Minuten des Films hin, so dass ich mich unwillkürlich fragen musste, ob ich nicht vielleicht doch zu beschränkt für das Erfassen der Handlung bin. Nach diesen 60 Minuten erfolgt jedoch glücklicherweise eine rückblickende Erläuterung der gesehen Vorfälle, und alles fügt sich langsam zusammen. Warum man das jedoch nicht deutlicher in die eigentliche Handlung einbauen konnte, bleibt mir ein Rätsel.
Apropos Handlung: Die Story ist wie bei vielen Bondfilmen auch hier eher nebensächlich, jedoch fehlt mir im neuen Bond doch etwas der rote Faden. Der Zuschauer wird zu sehr im dunkeln darüber gelassen, was Bond eigentlich gerade treibt und warum er wen beschattet bzw. verfolgt. Auch die Motivation des Bösewichts erscheint mir mehr als fragwürdig.
Der Filmbösewicht besorgt sich Geld von revolutionären Gruppen, mit dem er anschließend an der Börse spekuliert. Sein großer Coup ist jedoch vollkommen sinnfrei: Er besorgt sich Geld, um ein großes Aktienpaket, das er bereits besitzt, zu verkaufen. Der Fiesling plant einen Anschlag auf die Firma, deren Aktien er verkauft, um deren Aktienwerte zu ruinieren. Aha. Anstatt also die zu erwartenden Gewinne (die sich laut Story definitiv einen Tag später einstellen würden), verkauft er lieber vorher, und verdient damit keinerlei müden Dollar. Er schädigt zwar andere Aktionäre sowie das Unternehmen selbst, hat hierfür jedoch keinerlei Motivation. Und wofür er sich erst Geld besorgen muss, um diese Aktien zu verkaufen, muss mir auch erst einmal jemand plausibel erklären. >SPOILER ENDE!>
Ähnlich lückenhaft ist auch der Rest der Geschichte. Die Charaktere (allem voran Bonds weibliche Begleiterin) sind zwar sehr liebevoll und witzig ausgetüftelt, deren Motivation bleibt jedoch nicht nur bis ganz zum Ende des Films im Dunkeln, sie fällt auch äußerst dürftig und zusammengeschustert aus. Sehr schade.
Wirklich erfrischend hingegen sind jedoch die vielen neuen Seiten, die man an einem endlich menschlich wirkenden Bond beobachten kann. Er ist nicht perfekt, noch lange kein vollendeter Gentleman, macht einige eklatante Fehler und zeigt Emotionen. Vor allem, wenn er gerade dabei ist, seine Beherrschung zu verlieren. Alles in allem wirklich eine erfrischende neue Seite des Super-Agenten.
Alles in allem ist dieser Bond anders. Vielleicht nicht besser oder schlechter als die anderen Teile, aber eben anders. Wenn sich die Drehbuchautoren bei den Folgeteilen wieder etwas mehr Mühe geben, kann man von diesem neuen Bond auf jeden Fall eine Menge erwarten.