Casino Royale (2006)

Ich bin kein James Bond-Fan und kann den Trubel um die letzten mehr oder weniger durchschnittlichen Gehversuche des bekannten Doppelnull-Agenten prinzipiell nicht nachvollziehen.
Nachdem ich 1995 im Kino mit GOLDENEYE Pierce Brosnans' Geburtstunde als James Bond der Neuzeit erleben durfte, habe ich mir außerdem geschworen, nie wieder ein 007-Abenteuer im Kino anzusehen. Ich fand den Film zwar im Kino schon dermaßen überzogen, schwachsinnig und von Logiklöchern gezeichnet - spätestens bei der erneuten Durchsicht auf der guten alten Videokassette kam ich zu dem Entschluss, dass es sich dabei wohl um den schlechtesten Bond-Film aller Zeiten handeln muss.

Zehn Jahre später macht sich derselbe Regisseur daran, den - meiner Meinung nach - tot-„gespielten" James Bond-Charakter wiederzubeleben... sofern man bei Brosnans' zweifelhaften mimischen Fähigkeiten überhaupt von Schauspielkunst reden konnte!
Der neue Bond bricht mit sämtlichen 007-Konventionen und -Traditionen, was mich dazu veranlasst , mein mir selbst auferlegtes Kino-Embargo ebenfalls zu brechen... und ich muss feststellen, dass es sich wirklich gelohnt hat!

CASINO ROYALE verbindet genau das, was ich jahrelang an den alten James Bond-Abenteuern geschätzt habe: Spektakuläre Action mit Stil, trockener Humor und eine anspruchsvolle Geschichte. Das aktuelle Werk schafft es, das lange vermisste 007-Flair wiederaufleben zu lassen, wobei Daniel Craig daran sicherlich großen Anteil hat. Seine Interpretation der Figur ist menschlicher, verletzlicher, charmant und kantig zugleich - ein Bond zum Liebhaben ;-)
Obwohl der Action-Anteil gegenüber den Vorgängern deutlich reduziert wurde, vergehen die immerhin 144 Minuten wie im Flug. Anstatt auf sinnfreie aber spektakuläre Action im Minutentakt zu setzen, werden diese Einlagen im vorliegenden Werk gezielt eingesetzt.
Stattdessen wird in Martin Campbell's Inszenierung mehr Wert auf Entwicklung der Charaktere und anspruchsvollem Humor gelegt: Die bissigen Wortgefechte zwischen Daniel Craig und Eva Green gehören mit Abstand zu den witzigsten Kino-Momenten der letzten Jahre! Nebenbei schafft es letztere spielend, mit dem Klischee des 08/15-007-Betthäschens aufzuräumen. Auch auf der Gegenseite wurde auf die Rolle des Standard-Bösewichtes verzichtet, der selbst nur ein Opfer eines weitläufigen Syndikat des Verbrechens zu sein scheint.

Viele neue Ideen und eine Rückbesinnung auf die alten Werte: Diese Mischung bringt in CASINO ROYALE den beliebten James Bond-Charme zurück auf die Leinwand, obwohl man lange nicht glauben mag, in einem neuen 007-Abenteuer zu sitzen. Zu anders ist diese Inszenierung im Vergleich zu den letzten filmischen Umsetzungen des britischen Geheimagenten.
Hut ab, vor allem vor Martin Campells' beeindruckender Inszenierung und Daniel Craigs Auftreten als 007, die dafür sorgen, dass James Bond die - von mir - lange erhoffte Frischzellenkur erhalten hat.

„JAMES BOND WILL RETURN!" - Nach diesem Auftritt jederzeit gerne!

(8,5 / 10)