Review

Über vier Jahre Wartezeit, das ist eine lange Überbrückung für mich und jeden anderen James Bond Fan. Doch das Warten hat sich Gott sei dank gelohnt. In letzter Zeit werden wir mit Prequels, Remakes und sonstigen Neuanfängen gerade zu überhäuft, nun hat auch der berühmteste Agent der Welt seinen Anfang gefunden, denn wir erfahren hier wie Bond war und wie er zu dem wurde, was er heute ist. Die Regie übergab man an Martin Campbell, welcher schon 1995 bei " Goldeneye " ran durfte und sich dort wirklich perfekt verkaufte. Man sieht gleich, dass die Produzenten die richtige Wahl getroffen haben, denn er hat wahrlich alles richtig gemacht.
Für ein Bond Abenteuer war das Budget mit 72 Millionen Dollar recht gering, doch der Film sieht trotzdem teuer aus und verzichtet komplett auf nervige CGI Effekte. Produziert wurde das Spektakel von Barbara Broccoli und Drehbuchautor Michael G. Wilson.
Story:
Nachdem James Bond ( Daniel Craig ) seinen Doppelnullstatus erreicht hat, wird er auf den Bankier Le Chiffre ( Mads Mikkelsen ) angesetzt. Bond soll ihn im berühmten Casino Royale im Poker besiegen. Begleitet wird er von der hübschen Vesper Lynd ( Eva Green ). Bond soll Le Chiffre mit dem gewonnenen Spiel das Handwerk legen, damit Dieser den Terror nicht mehr finanzieren kann. Doch leichter gesagt als getan, denn Le Chiffre versucht ebenfalls Bond loszuwerden und hat da so einige Trümpfe im Ärmel.

" Casino Royale " war das erste Buch welches Ian Fleming über den MI6 Agenten schrieb. Der Stoff wurde schon mal mit David Niven als James Bond verfilmt, doch dies war eher eine Parodie und eine Schlechte noch dazu.
Hier hält man sich kaum an die Romanvorlage, außer in Sachen Bonds Charakter. Die Story ist perfekt und sogar ziemlich klug erdacht. Es gibt massenhaft Wendungen welche der Zuschauer nicht voraussehen kann, nur das Klischee mit dem Verräter in den eigenen Reihen ist klar.
Ansonsten muss man sich auf einige Änderungen gefasst machen. Der Vorspann, in dem Bond seinen Doppelnullstatus erfüllt ist in schwarzweiss und dann erst kommt das berühmte Intro, aus dem Lauf der Waffe.
Einen ganzen Song bekommt man trotzdem wieder als Vorspann zu hören, dazu mit tollen Animationen. Überhaupt ist der Score einfach perfekt, obwohl ich finde, dass man mit dem Bond Thema zu sparsam umgeht, es kommt nur im Abspann und ganz selten mal im Film. Trotzdem bietet der Score alle Arten von Sounds, welche das Agentenabenteuer auch perfekt untermalen.

Die Kulissen sind mal wieder genauso abwechslungsreich wie exotisch. Bond reist durch die halbe Weltgeschichte. Vom recht kalten London auf die Bahamas, nach Montenegro, bis Italien. Überall bekommt man urlaubsreife Bilder zu sehen, welcher schicker und exotischer nicht sein könnten. Italiens Kulisse erinnert sogar etwas an " Liebesgrüße aus Moskau ", denn sie wirkt hübsch altmodisch.

Actionmäßig ist auch so einiges geboten, wenn auch recht sparsam gesetzt, doch Langeweile kommt hier keine auf. Gefallen kann vor allem die Jagd auf den Schwarze zu Beginn, als die ganze Botschaft in Schutt und Asche gelegt wird und auch sonst geizt man nicht mit Sachschäden und riesen Explosionen. Bond hat hier sehr viele Nahkämpfe zu bestreiten, welche gut choreographiert sind und teils auch ganz schön hart. Dennoch ist manchmal die Schnittfolge zu schnell, dass man nicht so richtig etwas erkennen kann, aber das kommt nicht oft vor. Ansonsten wird kräftig geballert, verfolgt. Auch bekommt es Bond hier ganz schön dicke ab. Er wird nicht nur bei den Fights oft verletzt, sondern wird auch mal fast vergiftet. Doch dank des guten Equipments vom MI6 und Vesper Lynd kann er sich retten. Gefoltert wird der Gute auch noch und zwar auf eine schlimme Weise. Diese Foltersequenz wurde in der englischen Fassung etwas entschärft, doch in Deutschland ist der Film ungeschoren davon gekommen und die FSK 12 Freigabe ist doch etwas verwunderlich, da hat man bei der FSK aber mal beide Augen zugedrückt.
Spannung muss man hier auch nicht vermissen, denn vor allem beim Pokerspiel ist sie spürbar.
Danach verkommt der Film etwas zu arg zu einer Liebesgeschichte. Das Gebendel zwischen Bond und Vesper hätte man nicht so ausführlich ausbauen müssen, aber man muss ja den erotischen Part auch erfüllen.
Im Finale lässt es Bond nochmal richtig krachen und muss gleichzeitig sogar gegen zwei Gegner kämpfen.

Wie haben doch alle über Daniel Craig gelestert und ich muss zugeben, dass ich auch sehr skeptisch zu Anfang war. Doch es wurde die richtige Wahl getroffen. Der neue Bond ist blond und blauäugig und hat genau das richtige Alter. Craig spielt den Agenten sehr kaltschnäuzig, brutal, kann sich aber auch emotional zeigen. Bond ist hier noch ein unbeschriebenes Blatt. Er hat noch nicht seinen Lieblingsdrink ( Wodka Martini, geschüttelt nicht gerührt ), den entdeckt er hier erst für sich. Er ist sehr gefühlskalt, tötet ohne mit der Wimper zu zucken und liegt somit mit seinem Charakter ganz nah an der Romanvorlage.
Mit Mads Mikkelsen als Le Chiffre hat man einen tollen Gegenpart gefunden. Er ist ein Mathematikgenie, hat Probleme mit den Augen und ist ein sehr undurchsichtiger Gegner für Bond.
Eva Green verkörpert die hübsche Vesper Lynd, welche Bond dermaßen den Kopf verdreht, dass er fast den Auftrag aus den Augen verliert. Auch ihr Schauspiel ist perfekt, so wie dass aller anderen Darsteller.
Judy Dench wurde wieder als M eingesetzt und sie ist auch eine sehr kalte Person, aber man erfährt auch warum sie Bond später so zu schätzen weiss.

Fazit:
Endlich erfahren wir, wie aus Bond, Bond wurde. Tolle, wendungsreiche Story, gewürzt mit exzellenten Dialogen und einer gehörigen Prise Humor. Die Spannung ist stets auf höchstem Niveau und actionmäßig lässt man es auch richtig krachen. Die Kulissen sind so exotisch wie eh und je und der Score ist wie immer brillant. Die Darsteller agieren perfekt und Daniel Craig ist als James Bond eine absolut richtige Wahl.
Ich bin mal wirklich auf das nächste Bondabenteuer gespannt, welches wahrscheinlich wieder im normalen Stile stattfinden wird. Casino Royale ist eindeutig anders als die Vorgänger, kann das Niveau locker mitgehen und eröffnet eine neue Ära des Bondfilms.

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