Review

Casino Royale

Alle Pessimisten, Craig Hasser und unseriösen Kritiker, die Casino Royale schon schlecht redeten ohne auch nur ein Bild des Films gesehen zu haben, sollten sich jetzt wohl ganz schnell eine Ausrede für ihr Fehlverhalten einfallen lassen. Denn Casino Royale ist der beste Bond seit "Mit der Lizenz zum Töten".

James Bond ist tot. Es lebe James Bond.
Was längst überfällig war ist jetzt endlich geschehen. Ein kompletter Neustart, ein Reboot wenn man so will, der Bond-Reihe.

Dieser Bond hat keine unsichtbaren Autos die Raketen feuern, er hat auch keine Uhr mit integriertem Laser die ihn aus, extra für ihn gebauten, Tötungsmaschinen eines Superschurken befreit, er schiesst seine Feinde auch nicht mit Betäubungspfeilen nieder, die aus seinen Manschetten-Knöpfen kommen und er fährt auch nicht auf Ski einen Hang runter und hängt dabei 100 Verfolger ab. Dieser Bond prügelt seine Gegner mit Antiterror-Kampftechniken in öffentlichen Toiletten zu Tode, schiesst wehrlosen Verrätern ohne zögern ins Gesicht, hält sich nicht an Etikette oder Gesetze, hat Spass am Töten, verzockt 10 Millionen Dollar beim Poker und ihm ist scheissegal ob sein Martini geschüttelt oder gerührt ist.

Daniel Craig verkauft die Figur dabei so gut, wie zuletzt Timothy Dalton es vermochte. Diese Performance kann man so als Schlag ins Gesicht für jeden reisserischen Kritiker sehen. Mit vollem Körpereinsatz und dem nötigen Schuss Macho-Charme, verkörpert Craig einen Bond, wie Ian Flemming ihn sich damals vorgestellt hat. Ein kaltherziger Killer, der für seinen Auftraggeber die Grenzen des legalen überschreitet und dabei doch eine innerliche Zerrissenheit inne hat. Hier ist Bond am Anfang seiner Karriere. Er macht Fehler, überschätzt seine Fähigkeiten und wird sogar umgebracht. Endlich hat die Figur wieder Tiefe bekommen und wirkt nicht länger, wie eine Comic-Figur.

Doch nicht nur Bond sondern auch das Drumherum hat sich gewandelt. So hat der Oberbösewicht, weder persönliches, religiöses noch politisches Interesse. Alles was Le Chiffre (Mads Mikkelsen in einer Top-Performance) interessiert ist, ist Geld. Und um das zu bekommen, unterstützt er jeden der seine Hilfe wünscht. Ob Taliban, Guerilla-Krieger, Diktatoren oder Warlords. Doch genau wie Bond scheitert auch er, an seinem eigenen Ego. Hier vermischen wunderbar die Grenzen zwischen Gut und Böse. Auch die übliche Agenten-Geschichte die Bond gegen einen übermächtigen Supergangster zu Felde ziehen lässt, wurde gegen eine beinharte Thrillerstory voll mit undurchsichtigen Charakteren und Korruption getauscht, welche wohl die düsterste seit GoldenEye darstellt. Man scheut sich weder vor Bombenattentaten auf Flughäfen noch vor expliziten Folterungen. In der hier geschaffenen Welt, gibt es kein Happy-End, in der Bond das Mädchen kriegt und in Urlaub fährt. Viel mehr beginnt erst alles am Schluss und kein Ende ist in Sicht. Denn Bond wird wieder gebraucht. Sogar die sonst farblosen Bond-Girls, die mehr Abziehbild als eigener Charakter waren, bekommen hier mehr Tiefe. Sie haben ihre eigene Geschichte, scheuen sich nicht davor kontra zu geben, sondern sind viel mehr Kämpfer in eigener Sache.

Das Ganze hat man in einen Look gepackt, der von dreckig bis hochglanz alle Variationen der Bildsprache abklopft. Befindet sich Bond im einen Moment auf einer karibischen Insel, die in warmen und hellen Farbtönen geradezu irreal wirkt, kämpft er sich im nächsten Moment schon, durch den Großstadt-Dschungel von Miami. Unterlegt werden die tollen Bilder, von einem eingängigen Score, der sich so wohl aus neuen Tönen, als auch aus Variationen des originalen Bond-Themes zusammensetzt.

Casino Royale ist ein 144 Minuten langes, Thriller-Highlight aller erster Güte und lässt die zweifelnden Kritiker weit abgeschlagen im Regen stehen. Wer bis jetzt noch kein Bond-Fan ist, wird es nach Genuss dieses Films mit Sicherheit werden.

Nach den Credits gibt es dann auch noch eine eindeutige Botschaft: "James Bond will return!" Wollen wir es hoffen...

9/10

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