Review

Endlich. 4 Jahre lang (nämlich seit dem Abspann von „Die another Day“) wartete ich auf diesen Film.
Damals vor 4 Jahren ging ich mit einem Gefühl von „jaja, ganz nett“ aus dem Kino. Und das ist bei mir eigentlich nie ein gutes Zeichen. Spätestens seit Erscheinen der DVD musste ich zugeben, dass dies wohl der schlechteste Bondfilm aller Zeiten gewesen sein musste. Ausser Pierce Brosnan und den Stammdarstellern gabs nur jämmerliche Schauspieler (Halle Berry ist total unsexy, vor allem mit den kurzen Haaren), eine schwache Story und ein peinliches Action-Taram mit megamiesen Logiklöchern und schlechten CGI-Effekten zum davonlaufen.
Ich hoffte auf eine Besserung. Nein, ehrlich gesagt war ich sicher, dass der nächste Film wieder besser werden musste. Vor allem wenn man wieder einen besseren Regisseur verpflichten sollte. Denn schlechter ging es eigentlich gar nicht.

Als man nun vor einem Jahr mit Daniel Craig einen neuen Schauspieler präsentierte, war ich zuerst etwas geschockt, dann skeptisch und irgendwann einmal plötzlich doch guter Dinge.
Mit Verpflichtung von Martin Campbell als Regisseur dachte ich, könnte man eigentlich auch gar nichts falsch machen. Zumindest hatte dieser „GoldenEye“ schon recht gut inszeniert.

Erstmal aber zur Story: Hier entschieden sich die Verantwortlichen, sich mal wieder eine Vorlage von Ian Fleming vorzunehmen. Und dies ist sogar die erste, die der Erfinder von 007 geschrieben hat. Ich selber habe die Vorlage zwar nicht gelesen, aber die Kenner sagen, es wurde im Gegensatz zu anderen Filmen recht nah an der Vorlage gearbeitet, was sich besonders an den Dialogen zeigen sollte.
Wir sehen ja hier den Anfang von James Bond. Im schwarz-weiss gedrehten Pre-Titel dürfen wir miterleben, wie James Bond zu seiner Doppel-Null gekommen ist.
Bonds erster Aufrag ist es, den Terroristen Mollaka auszuspionieren. Nach einigen Ermittlungen findet er heraus, dass ein gewisser Le Chiffre, ein Bankier einer weltweiten Terrororganisation, mit diesem unter einer Decke steht. Im ersten Teil meiner Kritik widme ich mich gleich dem neuen Hauptdarsteller: Daniel Craig. Seine Performance erinnert nicht von ungefähr an jene vom Charme eines Sean Connery, ist aber keine plumpe Kopie. Nein, er vermischt jenes eindrucksvoll mit der Härte von Timothy Dalton und ist nie überheblich, sondern auch mal verletzlich und gefühlvoll.
Die Dialoge mit der (optisch wie schauspielerisch ansprechenden) Vesper Lynd (Eva Green) sind grandios. Herrlich wie ironisch sich diese beiden gegenseitig die Bälle zuspielen. Und wie es so schön heisst: „Was sich neckt, das liebt sich“. Und als das den beiden Hauptfiguren klar wird, beginnt ein neuer Abschnitt in der Story. Bond wird plötzlich enorm gefühlvoll und nachdenklich, und die Chemie zwischen den beiden funktioniert nach wie vor hervorragend. Es wird also mal wieder alles auf den Kopf gestellt wie man es sich eigentlich von Bondfilmen gewohnt ist und ich kann das nur begrüssen. Sämtliche Szenen zwischen Bond und Vesper sind schlicht und einfach hin- und mitreissend. Mads Mikkelsen macht seine Sache als Bösewicht ziemlich gut, hat aber nicht so viel Screentime. Insgesamt reiht er sich unter den Bösewichten der 21 Bondfilme irgendwo in der Mitte ein. Weder herausragend noch schlecht.

Die Casino-Szenen haben sehr viel Stil. Obwohl ich mit Pokern nicht viel anfangen kann wurde ich von den Szenen sofort in den Bann gezogen. Erfreulich auch, dass solche Szenen, die an alte Bondfilme erinnern, nicht sofort durch minutenlange Schiessereien (ich verweise auf die oberflächlichen Brosnan-Bonds) unterbrochen werden.
Auch sonst geht es im Mittelteil überraschend ruhig zu. Man kann sich also auch mal genüsslich auf die exotischen Schauplätze, den Humor und die gute Musik konzentrieren.
Auffallend auch das fantasievolle und doch nicht abgehobene Setting. Die Ausstattung ist im allgemeinen gelungen und jetzt Szene ist optisch ein Augenschmaus, woran einerseits Ausstatter Peter Lamont (seit Ewigkeiten dabei) und Regisseur Martin Campbell sicherlich einen Bärenanteil zu verzeichnen haben.

Natürlich fehlt es nicht an Action. Diese gehört natürlich zu einem Bondfilm wie die Frauen und der Vodka Martini. Erfreulich ist für mich persönlich, dass man weitgehendst auf dämliche CGI-Einlagen verzichtete und alle Stunts echt sind.
Zu erwähnen ist gleich nach dem Pre-Title die minutenlange, top gefilmte Verfolgungssequenz zwischen Bond und Mollaka, bei der wirklich alles komplett echt ist und garantiert nicht mit WireWork gearbeitet wurde.
Die nächste Actionsequenz auf dem Flughafen von Miami ist nahezu von derselben Qualität und bestens inszeniert worden. Die Stunts die hier präsentiert werden sind vom allerfeinsten und lassen selbst sowieso überschätze Filme wie Mission: Impossible 3 alt aussehen. Mit einem Tanklaster werden Verfolger abgehängt, Autos zerquetscht oder gar Gelenkbusse auseinandergerissen.
Für einen Autostunt, wo sich ein Auto schätzungsweise über 7 mal aneinander überschlägt, gabs gleich den Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde. Genial.
Und alles ist -ganz im Gegensatz zu den Brosnan-Bonds- trotz all der Action immer spannend und mit guten Wendungen durchsetzt, so dass einem garantiert nie langweilig wird. Obwohl einem klar ist, dass Bond eigentlich immer gewinnt, kommt man hier oftmals ins zittern. Und das ist eigentlich das beste Kompliment das man machen kann. Was gibt es noch zu sagen? Die Locations wurden perfekt und atmosphärisch aufgenommen und die Bilder sind schlichtweg eine Wucht. Desweiteren muss ich erwähnen dass trotz aller Ernsthaftigkeit der Story ausreichend Platz für Humor eingeräumt wurde. Ich war da vorher etwas spektisch, da ich "Angst" hatte, dem Film würde jeglicher Witz fehlen, wurde aber auch hier positiv überrascht.
Desweiteren ist das neuste Modell der Marke Aston Martin zu sehen und fügt sich perfekt in die Bondatmosphäre ein. Und das funktioniert doch bestens ohne Unsichtbarkeitsgadgets oder weiss ich was.
Desweiteren gibts noch in einer witzigen Nebenrolle einen Schweizer Bankier, der gerade für mich als Schweizer ein paar witzige Einlagen zu bieten hat.

Fazit: Ich hatte viel erwartet. Und alles bekommen. Und noch mehr. Daniel Craig überzeugt, die Inszenierung setzt nicht nur auf Dauergeballer wie in den letzten Filmen, sondern lässt sich auch viel Zeit für viele tiefgehende oder spannungszerfetzende Sequenzen, hat aber freilich auch schweisstreibende Action zu bieten. Die Optik sowie die Locations sind der reinste Augenschmaus und das Bondfeeling war schon da wie schon lange nicht mehr. Super. Mega. Genial.
10/10 und damit einer der besten Bondfilme

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