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An sich sind Vertreter für die meisten ja ein Ärgernis, doch Barry Levinsons „Tin Men“ versucht die andere Seite des Geschäfts zu zeigen.
Tin Men sind Vertreter für Alufassaden und Ernest Tilley (Danny DeVito) und Bill ’BB’ Babowsky (Richard Dreyfuss) gehören dazu, wenngleich sie für verschiedene Arbeitgeber malochen. Noch etwas haben sie gemeinsam: Ihre Liebe zu Cadillacs. Als sie jedoch einen Unfall bauen, will keiner daran Schuld sein lastet es dem anderen an, da helfen auch keine Gemeinsamkeiten. Zudem ist Bill der erfolgreiche, dynamische Single, Ernest der kleinwüchsige Ehemann auf dem absteigenden Ast.
Da auf offiziellem Wege keine Einigung zu erzielen ist, versucht jeder es dem anderen auf andere Weise heimzuzahlen. Bald eskaliert der Privatkrieg, denn selbst vor dem Ausspannen der Ehefrau wird nicht haltgemacht...

Barry Levinson dreht gern Gesellschaftsporträts, selbst wenn es sich dabei um Thriller wie „Sleepers“ handelt – oder eine Komödie, wie in diesem Falle. Nun gibt es also einen Blick auf das Vertretermilieu, in dem Betrug zum Alltag gehört, um die begehrte Provision einzusacken. Denn trotz solcher Betrügereien zwecks Vertragsabschluss ist das Geld sehr knapp, gerade für den verheirateten Ernest. Vater Staat geht hingegen nur gegen die untere Ebene vor, während die Chefs die Methoden ihrer Untergebenen an sich befürworten, sie im Falle eines Auffliegens aber fallen lassen wie heiße Kartoffeln.
Insofern bleibt dem Zuschauer bei dem Privatkrieg auch mal das Lachen im Halse stecken, denn an sich können sich beide Kontrahenten den zeit- und geldaufwändigen Streit nicht leisten. Trotzdem betreiben sie ihn und demütigen sich mit diebischer Freude. Bitter auch die Ehegeschichte, wenn Ernest ganz anders auf den Betrug reagiert als erwartet, die Gattin einfach rauswirft, auch wenn sie trotzdem immer noch ins Streitgeschehen involviert bleibt. Konsequenterweise verzichtet Levinson da auch auf einen Ausweg aus der Misere, am Ende ist bloß der private Konflikt beendet, auch wenn der Schluss insgesamt einen leicht unbefriedigenden Eindruck hinterlässt.

Nur als Komödie funktioniert „Tin Men“ leider nur halbwegs und das ist schlecht, denn eine Komödie will er trotz seiner dramatischen Ansätze sein. Teilweise sind die Streiche und Demütigungen auf beiden Seiten wirklich amüsant, vor allem das wiederholten Demolieren des Autos des anderen, doch dazwischen fallen die Gags eher schlapp aus. Die Kommentare zu Beziehungen und Eheleben lassen Pep vermissen, der Versuch die Situation in einer Schlägerei zu lösen verkommt zu eher schwachem Slapstick.
Das ist schade, denn die Besetzung hat es durchaus drauf. Gerade Richard Dreyfuss macht sich auch als Comedian ziemlich gut, ähnlich wie in „Was ist mit Bob?“ und Danny DeVito ist in dem Genre eh zuhause. Trotzdem verkörpern sie auch die menschlichen, weniger lustigen Seiten ihrer Figuren ziemlich überzeugend, ähnlich wie auch Barbara Hershey als in der Mitte gefangene Ehefrau. Weniger gefordert ist da J.T. Walsh als Chef, der zwischen Großzügigkeit und Opportunismus oszilliert.

„Tin Men“ bietet einen menschelnden, kritischen Einblick ins Vertretermilieu, doch im Falle von Levinsons nachdenklicher Komödie funktioniert ausgerechnet der Witz nicht so gut. Eine Weile ist der Zank der beiden Streithähne amüsant, bald lässt der Film aber nach: Da hätte man mehr draus machen können.

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