Der Gangster Frank White wird nach dem Verbüßen einer mehrjährigen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen und beginnt prompt damit, wieder die Kontrolle über den New Yorker Drogenhandel zu erlangen und mit gnadenloser Härte die Konkurrenz auszuschalten. Simultan entdeckt er plötzlich auch seine soziale Ader und plant, in die Politik zu gehen und mit seinen illegalen Einnahmen ein Krankenhaus in einem Armen-Viertel der Stadt zu finanzieren. Die beiden Polizisten Gilley und Flanagan, die den "King of New York" schon länger auf dem Kieker haben, ihm aufgrund der Verbindungen seiner Anwältin und Geliebten Jennifer aber juristisch nichts anhaben können, beschließen irgendwann, zu rabiateren Methoden zu greifen und und Frank während eines fingierten Drogen-Deals endgültig aus dem Verkehr zu ziehen... Ein Übermaß an Style und Atmosphäre bestimmen "King of New York", Abel Ferraras Gegenentwurf zu Martin Scorseses elegischerem "GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia", der sich demselben Sujet erzählerisch von einer völlig anderen Seite her nähert. Den genau beobachteten Blick auf den Drehort New York hat er (ebenso wie David Caruso in einer Nebenrolle als Cop) aus seinem "Krieg in China Town" herübergerettet, während die heftigen Gewalt-Eruptionen und blutigen Schießereien an die splatterigeren Momente von "The Driller Killer" und "Die Frau mit der 45er Magnum" erinnern. Ferrara, der inszenatorisch hier übrigens alle Regler auf zwölf dreht, geht ökonomisch mit der Zeit des Zuschauers um und beweist zudem, dass man für einen full-fledged Gangsterfilm mit epochalem Flair nicht unbedingt an der drei Stunden Marke kratzen muss, knappe 100 Minuten tun es auch, ohne dass man hinterher das Gefühl hätte, dass irgendwelche wichtigen Szenen unter den Tisch gefallen wären. Dass sich der Film dabei, im Gegensatz zu so manch anderer Arbeit des Regisseurs, arg am Massengeschmack orientiert, mag man ihm nicht wirklich ankreiden, denn immerhin hält er sein Publikum mit einem hohen Maß an Schauwerten wirklich konstant unter Strom. Im Fokus steht dabei natürlich Christopher Walken, der als Frank White eine quintessenzielle Performance abliefert und von der spontanen Tanz-Einlage bis hin zur bizarren Kadenz der Stimme dabei alle Ticks und Manierismen, für die man ihn kennt und liebt, so richtig herausstellt. Vor über 30 Jahren war der Streifen leider kein allzu großer Erfolg, aber im Laufe der Zeit hat er sich (vor allem in Hip-Hop-Kreisen, wie man hört) einen gewissen Kult-Status erarbeitet. Heutzutage kann man "King of New York" attestieren, in Würde gealtert und dabei kein bisschen angegraut zu sein. Zweifelsfrei einer von Ferraras besten Filmen... wenn nicht sogar DER beste.
9/10