Review

Francis White, König des Dschungels

Christopher Walken ist einer der coolsten Typen, die auf dem Planeten rumlaufen. Wer sich dem nicht mehr ganz so sicher ist, muss sich "King of New York" von 1990 geben. In Abel Ferraras Gangster-Noir, wird Walken als Frank White frisch aus der Haft entlassen & holt sich mit seiner überwiegend schwarzen Gang die Macht über den Untergrund New Yorks zurück. Doch dies reicht ihm kaum & sein Ziel ist der wahrhaftige Thron der düster-bunten Stadt die niemals schläft. Zusammen mit dem einmaligen "Bad Lieutenant", war Ferrara nie besser als bei diesem Gangsterkultfilm auf der Schwelle zu den 90ern. Die Story ist dünn, doch hervorragende Darsteller, eine schwitzende Atmosphäre & die harte Gangart, heben den Film in Must-See-Regionen des bleihaltigen Genres. Sicher kein Meisterwerk ala "Scarface" oder "Der Pate", doch irgendwo zwischen Blaxploitation & Gangsterballade, zwischen Neon & Nebel, einer DER Gangsterfilme seines Jahrzehnts. Allein wegen Walken kommt man um diesen Aufstieg eines Kingpin nicht herum. 

In Sachen Style konnte Ferrara zu dieser Zeit keiner was vor machen, selbst sein guter Kumpel Michael Mann nicht - der Big Apple war selten so apokalyptisch & dreckig, so durchsuppt & zwiespältig. Dazu ein hipper Soundtrack & die starken Bilder wirken fast hypnotisch. Da vergisst man die Geschichte rund um Drogen, Schiessereien & die Macht in der Stadt umso schneller. Was man nicht vergisst, sind die lässigen Auftritte von bekannten Gesichtern bis in die kleineren Nebenrollen - selbst wenn es von Steve Buscemi eindeutig zu wenig gibt ;). Doch der Film gehört natürlich Christopher Walken. Er IST Frank White & ging als dieser zu recht in die Geschichte ein. Ikonischer, cooler & hartgekochter geht es kaum - kein Wunder das von Gangster-Rappern bis echten Gangstern etliche seinem Namen & Vorbild hinterherliefen. Manch einen Shoot-Out hätte ich mir etwas realistischer & vielleicht sogar härter gewünscht, doch der Film hatte ja so schon genug Probleme mit der deutschen FSK. Neben dem heißen Style & Gangstergott Walken, bleibt vor allem die aufgebrochene & verwaschene Schwarz-Weiß-Zeichnung von Gut & Böse, Polizei & Gangstern, hängen. Im einen Moment erschiesst Walken einen Polizisten mit der Schrotflinte auf einer Beerdigung, im nächsten will er ein Krankenhaus für die Armen bauen. Ein ambivalentes Markenzeichen Ferraras, dass seine komplette Filmographie prägen sollte. 

Fazit: selten war Style over Substance im Gangster-Genre so cool - Walken regiert & Ferrara schafft neben "Bad Lieutenant" sein Magnus Opus. Pflichttermin für alle Fans des harten Neo-Film-Noir!

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