Nachts, vor einigen Jahren, vor der Glotze: Bier + Fernbedienung in der Fuchtel, zielloses herumzappen, auf Tele 5 killt Freddy Krueger ein paar Teenies in einem gothisch angehauchten Schloss. Moment, das ist ja gar nicht das olle Pizzagesicht Freddy, der sieht fast noch entstellter, gleichzeitig aber auch viel bescheuerter aus. Ein Blick in den Videotext enthüllt mir den Namen "Funny Man". Hmm, kenn' ich nicht, mal dranbleiben, sieht ganz witzig aus. 2 Bier später dürfte ich dann die gesamte Nachbarschaft aus dem Schlaf gegröhlt haben.
Funny Man ist kein herkömmlicher 10-kleine Negerlein Streifen, sondern ein verdammt schriller Trasher-Slasher. Was einem hier aufgetischt wird dürfte jeden Ottonormalgucker kopfschüttelnd von der Bildröhre vertreiben.
Story: Ein verkokster, egozetrischer Plattenproduzent luchst Christopher Lee (was hat der hier zu suchen?) alias Callum Chance (!) beim Pokerspiel den Schlüssel für ein altes Schloss in England ab. Bald stellt sich heraus, das ein irrer Killer, und diesmal ein wirklich Irrrerrr, hier sein Unwesen treibt. Als noch der Bruder des Produzenten mit einigen Anhaltern auftaucht ist die Kacke richtig am Dampfen.
Einer nach dem anderen wird hier auf die beknackteste Art & Weise dezimiert die ich je in einem Slasher erleben durfte. Das ganze wirkt wie Karneval auf Acid. Die Kills sind (größtenteils) recht kreativ und sehr blutig, in ihrer Machart von gut bis trashig, die Charaktere sind comicartige Abziehbilder. Ein Schnauzbartprolet mit glasigem Blick, ein hohler Hippie mit Kasperltheater-Komplex, ein Foxy Brown Verschnitt, welche explodierende Laserprojektile aus ihrer Hand schießt, selbst Velma von Scooby Doo ist mit am Start (Kein Scheiß). Mit altbekannter Knappenfrisur, orangenem Pulli und Söckchen + Minirock und einer rosa Feder bewaffnet ist sie hier auf Jagd nach Enten, immer leicht gebückt, damit man ihr unter's Röckchen spannern kann. Wie grenzdebil ist denn das, bitte?
Der Cast und die Optik des Streifens wirkt jedenfalls so als hätten sich Monty Python im Suff zusammen mit Ed Wood auf der Kirmes ihre Schauspieltruppe zusammengecastet.
Der Killer: Mannomann, Ein Outfit als wäre Fasching in der Elm Street. Sein Kinn, die Form eines Wikingerhornes. Ständig verhöhnt er seine Opfer mit Blödeleien vor, sowie nach den Morden, und oft spricht er direkt in die Kamera als würde er mit dem Zuschauer selbst kommunizieren. Sein Wohnort liegt in einer Art Parallelwelt, circa 1000000 Stufen unter dem Schloss, eine Wild West Stadt namens Sod's Law in der kichernde Gartenzwerge und Riesenpilze aus Plastik gang und gebe sind.
Das Schloss selber ist für einen Low Budget Film hübsch eingerichtet.
Überall Spielkarten an der Wand, merkwürdige Bilder und gruselige Beleuchtung sorgen für den richtigen Trip. Kamera sowie tricktechnisch kann er sich ebenfalls sehen lassen.
Die deutsche Synchro ist übrigens nicht so dolle, aber immerhin noch annehmbar. Da der Film sich eh keine Mühe gibt seriös zu wirken, juckt das eher weniger.
"Funny Man" ist ein verdammt affiger, leicht surreal drogengetränkter 90'er Jahre Slasher der unkonventionellen Art.
Für Trashheads ist dieser Wahnsinnsschinken der gehobenen C-Filmklasse auf jeden Fall mehr als einen Blick wert.
PS.: Die deutsche Fernsehfassung (Eine dt.sprachige VHS oder DVD existiert nicht) ist übrigens geschnitten. Also lieber zur Uncut Fassung aus dem Ausland greifen.