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Mit Wes Craven´s “Scream” wurde das totgeglaubte Horrorgenre wieder zum Leben erweckt. Zumindest heißt es so, denn jeden den man zu diesem Film befragt, von demjenigen bekommt man diesen Satz zu hören. Doch wenn man sich die Filme anschaut, die nach „Scream“ folgten und es auch heute noch maßenhaft welche davon gibt, dann kann man dem Satz Glauben schenken. Denn bis heute dauert die Teenie-Horror-Welle an und es kommen immer noch zahlreiche gute bis minderwertige Kopien auf den Markt. Diese sind nicht unbedingt schlecht, erreichen aber auch nicht die Qualität von „Scream“. Dabei hatte man zu diesem Zeitpunkt von Wes Craven kaum noch etwas gehört, ehe er mit diesem Film einen sensationellen Erfolg verbuchen konnte. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 173 Mio. $ stand schon fest, dass man die von Anfang an als Trilogie konzipierte Horrorfilmreihe weiter ausbauen konnte.

Ein unbekannter maskierter Killer tötet in dem kleinen Vorort Woodsboro reihenweise Teenies. Unter den ersten Opfern befinden sich Casey (Drew Barrymore) und ihr Freund Steve. Als nächstes steht Sidney Prescott (Neve Campbell) auf der Todesliste des Killers. Von nun an befindet sie und ihre Freunde sich in Lebensgefahr und werden von ihm per Telefon terrorisiert. Im Laufe der Zeit finden immer mehr Teenies den Tod. Deputy Dewey Riley (David Arquette) und die Skandal-Reporterin Gale Weathers (Courteney Cox) gehen den Spuren nach um so die wahre Identität des Killers zu lüften ...

Wer hat von „Scream“ noch bisher nichts gehört oder sich diesen Film angeschaut? Also aus meinem Bekanntenkreis gibt es keinen, der diesen Film nicht kennt. Sogar überhaupt erst durch diesen Film haben manche den Weg ins Horrorgenre gefunden. Dabei ist „Scream“ zum Kultfilm aufgestiegen und zog wenig erfolgreiche Plagiate nach sich.

Dabei ist die Story von der Grundstruktur her ziemlich simpel und es geht lediglich darum wer der Killer ist. Das klingt im Grunde genommen auch etwas banal, wenn man nicht zwischendrin einige gut ausgearbeitete Wendungen parat hat, und der Film noch etwas an Humor mit einbringt, z.B. die Verweise auf andere Horrorfilme (Halloween, Freitag, der 13te, Nightmare on Elm Street) oder die Aufstellung der Überlebensregeln.
Dabei ist die Anfangssequenz für mich das klare Highlight des Films. Ein harmloser Telefonanruf entpuppt sich als fieses Spielchen mit blutigen Auseinandersetzungen und tödlichen Folgen. Dabei kann der Film ordentlich Spannung aufbauen und ist zudem sehr rasant geschnitten. Die Kamerafahrten sind professionell und die Morde alles andere als zimperlich. Zwar fließt das Blut nicht in Strömen, aber einige Morde sind schon hart anzuschauen. Nur leider besitzt der Killer keine übernatürlichen Kräfte ala J. Voorhees, M. Myers etc., was auch der Grund dafür ist, dass er sich bei der Jagd nach seinem Opfer etwas dämlich und tölpelhaft anstellt. Somit liegt auch der Hauptaugenmerk auf Sidney, ihrer Lebensgeschichte und ihren Freunden mit denen sie verkehrt. Zwar ist die Auflösung nicht unbedingt eine Offenbarung, aber sie kann sich sehen lassen und man kann sie als solide bezeichnen.

Auch die typischen Horrorfilmklischees werden hier ausführlich besprochen und mal werden sie bewusst eingehalten, auf der anderen Seite versucht man hier das genaue Gegenteil bei der Vorgehensweise der Protagonisten zu vermitteln. Somit spielt „Scream“ mit den üblichen Klischees und stellt teilweise wieder neue auf.
Die Locations können sich sehen lassen, und bieten neben bilderbuchtypischen traumhaften Häusern, eine Schule und den üblichen von Kleinstadt geprägten Gegenden für äußerst Abwechslung. Der Score von Marco Beltrami fügt sich toll in das Geschehen ein und man merkt das man sich hier auch ordentlich Mühe gegeben hat. Kevin Williamson hat sich beim Drehbuch einiges einfallen lassen und seine Ideen werten den Film zusammen mit Wes Craven´s Regie einfach auf.
Das Outfit des Killers ist zwar durchaus gelungen, lässt aber kaum eine ernsthafte Bedrohung aufkommen, weil man meist schon voraussehen kann wer überlebt und wer nicht.

Neve Campbell erlangte durch diesen Film Berühmtheit und sie spielte noch zwei weitere Male die Rolle der Sidney Prescott. Schauspielerisch hat sie wohl am meisten von den weiblichen Hauptdarstellern in Horrorfilmen drauf.
David Arquette ist als leicht debiler Vorstadtbulle einfach sympathisch und Courteney Cox spielt die mediengeile und ruhmsüchtige Reporterin mit viel Elan.
Jamie Kennedy ist als Filmfreak Randy natürlich derjenige, dessen Charakter einfach am sympathischsten rüber kommt. Seine ironischen Sprüche sind der Hit.
In kleinen Nebenrollen sind noch Drew Barrymore und Wes Craven als verkleideter Hausmeister Fred (Anspielung an Freddy Krueger) zu sehen.

„Scream“ schafft es den Spagat zwischen Horrorfilm und Persiflage zu halten und wartet mit einigen innovativen Ideen auf. Auch wenn man die Auflösung gegen Ende des Films kennt, achtet man beim wiederholten Schauen mehr auf die Details, die einen immer mal wieder ein Grinsen ablocken. Für mich ist der erste Teil klar der beste der Reihe.

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