Er wird seine Paraderolle als „Vergewaltiger" eines Apfelkuchens vor nunmehr fast 10 Jahren nicht los. Jason Biggs lieferte 1999 in American Pie die wohl ungewöhnlichste Masturbations-Szene der Filmgeschichte ab in seiner Rolle des jungfräulichen Jim, welcher versuchte, sich mit seinen Mitschülern durch allerlei obskur anmutende Prozeduren aufs „erste Mal" einzustimmen. Seitdem wird er entweder weiterhin als sympathischer Loser besetzt (ein Titel in seiner Filmografie lautet gar genau so) oder als Nebendarsteller in Filmen wie Antarctica, die jedoch in ihrer Belanglosigkeit nur Fans ein Begriff sein sollten.
Und nun also Blind Wedding, eine teilweise arg zotige, aber ebenso vergnügliche Romantic Comedy, die ihn wieder an seine Wurzeln des sympathischen Losers in allerlei peinlichen Situationen zurückführt. Er verkörpert Anderson, einen jungen Mann, der seiner Liebsten Vanessa (Audra Blaser) im ultra-leichtbekleideten und ultrapeinlichen Amor-Kostüm gegen den Willen seines besten Kumpels in einem Restaurant einen Heiratsantrag machen will. Die Angebetete fällt jedoch bei selbiger Aktion tot um und Anderson bläst ein Jahr lang Trübsal, bis er auf Drängen seines Kumpels hin einer Bedienung in einem Restaurant namens Katie (süß: Isla Fisher) einen spontanen Heiratsantrag macht. Die hat grad den von ihrem Freund zurückgewiesen und sagt - obwohl sich Anderson und Katie überhaupt nicht kennen - „ja". Den Rest des Plots kann man erahnen, schaut man sich den deutschen Untertitel dieses Films an, der mit „Hilfe, sie hat ja gesagt" schon genügend Worte darüber verliert, dass dies erst der Auftakt für ein Feuerwerk qualitativ durchwachsener Gags und außergewöhnlichen Situationen ist, die die Handlung in vorhersehbaren Gefilden enden lässt.
Es geht um Cockringe, Schleim, sexuell perverse Eltern, jüdisches Spielzeug, einen Knacki-Vater etc. etc. Und einzig dem in Sachen Gag-Dichte durchaus gelungenen ersten Drittel des Films ist es zu verdanken, dass Blind Wedding nie so richtig abstürzt. Jason Biggs offenbart erneut Mut zur Peinlichkeit und allen voran die süße Isla Fisher und der ruppige Joe Pantoliano (als ebenjener Knackivater) verleihen dem Film einen gewissen Charme, der ihn trotz aller Schwächen im doch etwas arg dünn geratenen Drehbuch sympathisch sein lässt. Katie und Anderson zicken sich an, vertragen sich und erkennen alsbald zum süßlichen Finale hin, dass... nun ja, jeder geübte Vielseher von romantischen Komödien sollte eigentlich von selbst darauf kommen.
Was gibt es noch zu sagen? Ach ja: Intellektuelle Zuschauer werden an der Einfachgestricktheit von Blind Wedding keine Freude finden, Menschen mit einem garstigen bis immer wieder vulgären Humorverständnis jedoch schon und werden sich meist solide von diesem konventionellen, aber keineswegs schlechten Filmchen unterhalten fühlen (knappe 6/10).