Review

„Nicht alle waren Mörder" basiert auf den Erinnerungen des bekannten und beliebten Schauspielers Michael Degen. Er und seine Mutter, beide Juden, müssen 1943 vor der Gestapo fliehen und tauchen immer wieder bei verschiedenen Menschen unter, die ihnen Unterschlupf gewähren, obwohl sie sich durchaus der möglichen Konsequenzen bewusst sind. Zuerst kommen sie bei einer Russin (Hannelore Elsner mit extremem overacting) unter. Die Dame ist wohlhabend und gibt regelmäßig Piano-Konzerte für Parteimitglieder. Als das Haus bombardiert und zerstört wird, fliehen die beiden zu einer anderen Familie, deren Oberhaupt (herrlich schnotterig Katharina Thalbach) ihre Töchter für Geld sexuell verkauft. Doch auch da finden sie nur für kurze Zeit Unterkunft, und so beginnt die schier ausweglose Flucht ständig von neuem.

Der Autor des Buches war damals bestenfalls elf Jahre alt, und ob alles was wir hier sehen, genauso stattgefunden hat, kann daher nicht aufgeklärt werden. Oft geschehen allerdings doch etwa zu viele, meist unglückliche, Zufälle hintereinander. Das kann aber auch daran liegen, dass ein Film in 96 Minuten eine Menge Dinge vernachlässigen muss, die im Buch besser und länger beschrieben werden könnten. Das habe ich allerdings nicht gelesen.

Fest steht jedoch, dass Michael Degen wahrlich keine schöne Kindheit hatte. Auch mir ist es immer noch unbegreiflich, wieso man andere Menschen denunziert und tötet, nur weil sie einer anderen Religion zugehören. Antisemitismus ist und bleibt eines der schlimmsten Übel dieser Welt.

Nadja Uhls Vorstellung als Degens Mutter ist fantastisch, ihr nimmt man alle Gefühlsregungen von Lachen bis Weinen, über Schmerz bis hin zu Glück ohne Einschränkung ab. Auch der kleine Aaron Alteras als ihr Sohn war bei der Auswahl der Darsteller eine gute Entscheidung.

Dass „Nicht alle waren Mörder" „nur" 7 Punkte bekommt, liegt daran, dass die ganze Handlung doch immer wieder ins Schleppen gerät. Zwar ist dies durch die ständigen Fluchten und das damit verbundene neue Einleben schwer umgänglich, aber es raubt dem Film teilweise enorm an Tempo. Auch die Kulissen sind nicht unbedingt oberste Qualität - gerade als die beiden durch das angeblich zerbombte Berlin laufen, wirkt alles doch relativ unecht.

Trotzdem ist der Film ein positives Plädoyer für Gleichberechtigung aller Religionen und zeigt, dass eben auch nicht alle Deutschen die Meinung des Führers vertraten.

Am Rande der Unverschämtheit ist die FSK-Freigabe ab 12. Manchmal weiß ich wirklich nicht, was in den Menschen vorgeht, die diese Zahlen festlegen, denn ich finde es nicht unbedingt angebracht, das sich junge Teenies in dem Alter unter anderem ansehen müssen, wie ein kleines Kind von der Gestapo erschossen wird oder ein anderer Junge an den Folgen einer Bombe stirbt und sich dabei in die Hose macht. Abschreckung hin oder her, das ist für einen normalen Zwölfjährigen meiner Meinung nach einfach zu harter Stoff.

Ich bin mittlerweile durchaus Fan der X-Editionen von Warner geworden, da diese immer wieder gute deutsche Verfilmungen veröffentlichen, die zeigen, dass es in unserem Land durchaus qualitativ hochwertige Filme gibt jenseits von einfallslosen Fäkalkomödien.

7 Punkte

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