Der Fünftklässler Jesse Aarons (Josh Hutcherson) ist an seiner Schule ein Außenseiter, der nicht viele Freunde hat. Selbst zuhause ist er als einziger Junge neben vier Schwestern eine Art Außenseiter. Seine größte Stärke ist das Zeichnen, sowie das Wettlaufen, bei dem Jesse an seiner Schule bislang ungeschlagen ist. Das ändert sich jedoch, als die neue Mitschülerin Leslie Burke (AnnaSophia Robb) in seine Klasse kommt, die ihm sogleich seinen Status als schnellster Läufer streitig macht. Das kluge, intellektuelle Mädchen, findet jedoch keine Freunde. Diese Gemeinsamkeit macht sie und Jesse verbunden und es dauert nicht lange, bis sich die Beiden näher kennenlernen.
Da sie direkt nebeneinander wohnen, finden sie eines Tages auf dem Nachhausweg im Wald ein altes Baumhaus, wo sie gemeinsam das Königreich Terabithia erfinden. In jeder freien Sekunde begeben sich Jesse und Leslie fortan in den Wald, um dort in ihrer Fantasiewelt als König und Königin gegen riesige Eichhörnchen und Trolle zu kämpfen. Eines Tages jedoch passiert etwas Schreckliches und die Realität reißt sie gnadenlos aus ihren Träumen...
Mit dem Fantasyfilm "Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia" konnten die Produzenten hinter Walden Media nicht nur positive Resonanz verbuchen, da vielen die aufgesetze Moral der christlichen Produktionsfirma zu offensichtlich und penetrant war und sich der Film auch eher an ein sehr junges Publikum richtete. Als dann Anfang 2007 die ersten Trailer zu "Brücke nach Terabithia" erschienen, hatte es ganz den Anschein, als würde Walden Media noch einmal den selben Fehler begehen und einen kitschigen Kinderfilm neben dem großartigen "Pans Labyrinth" ins Rennen schicken, so dass für viele Kinogänger schnell klar war, welchem der beiden Filme sie die Ehre erweisen würden. Wie das aber oftmals so ist, vermittelt der fantasyreiche Trailer einen vollkommen falschen Eindruck zum Film. Trotz des sanften PG Ratings, was hierzulande in eine "ohne Altersbeschränkung" Freigabe umgewandelt wurde, handelt es sich hier nur bedingt um einen Film für Kinder, der sich auch nur schwer mit "Narnia" vergleichen lässt. Vielmehr schuf Gabor Csupo hiermiet eine ernsthafte Erzählung über das Erwachsenwerden, über Freundschaft und Verbundenheit.
"Brücke nach Terabithia" beruht auf dem gleichnamigen Roman der preisgekrönten Jugendautorin Katherine Paterson aus dem Jahr 1977, der bereits 1985 schon eimal für das Fernsehen verfilmt wurde. Für eine Kino-Umsetzung wurde Gabor Csupo verpflichtet, der hiermit erstmals als Regisseur in Erscheinung trat, während er sich zuvor eher als Produzent und Drehbuchautor betätigte. Csupo hielt sich dabei nur äußerst wage an die Vorgaben Walden Media's, die hierin vermutlich gerne wieder einen christlichen Propagandafilm gesehen hätten, und schuf stattdessen ein weitgehend klischeefreies Drama, das einen durch die Augen zweier Kinder zurück in die eigene Kindheit versetzt, als Träume und Fantasie noch das Leben bestimmten. In die einfache aber effektive Geschichte wird sich vermutlich jeder selbst platzieren können: Zwei Außenseiter freunden sich an und flüchten in ein Fantasyreich. Das Besondere daran ist, dass ohne übertriebene Effekthascherei gearbeitet wurde.
Der Trailer zum Film ließ auf einen effektüberladenen und abenteuerreichen Film für das jüngere Publikum schließen, der in die Fußstapfen von "Narnia" tritt, allerdings nimmt die Vorschau schon alle fantasylastigen Elemente des Films vorweg und diese machen vielleicht gerade einmal 10 Minuten des gesamten Werkes aus. Irgendwo ist diese Werbungsmasche allerdings verständlich, da man einen Film wie "Bridge to Terabithia" nur schwerlich anders verkaufen kann, denn wer würde sein Kind schon in ein gefühlsgeprägtes Drama schleppen, das mitunter auch traurige Elemente behandelt? Dominiert wird das Werk von der Präsenz seiner beiden Hauptdarsteller, die beide nacheinander vorgestellt werden und die sich langsam kennenlernen und mit der Zeit eine tiefe Freundschaft entwickeln, die bis zur ersten Liebe reicht. Jesse und Leslie haben in der Schule keine Freunde, finden aber zueinander und füllen jeweils gegenseitig die Lücke im Leben des anderen.
Dabei rutscht der Film nie in die kitschigen Momente einer Liebesgeschichte zweier vorpubertärer Kinder ab, sondern geht sehr sensibel mit der Thematik um. Das Wesentliche, die Romantik, wird sogar nur angedeutet, ist zwischen den Zeilen beheimatet. Obwohl sich die Fantasyelemente sehr zurückhalten und auf einige wenige Minuten beschränkt sind, kommt nie Langeweile auf, da man förmlich in die Gedankenwelt der beiden Kids abtauchen kann und das Königreich Terabithia so auch vor seinem inneren Auge entstehen lässt. Wenn es dann aber doch mal effektlastig wird, wirken die Monster und Trolle niemals furchteinflößend, so dass sich auch kleinere Kinder den Film zusammen mit ihren Eltern ansehen können. Diese werden hier jedoch weitaus anfälliger für Langeweile sein, da sich die Unterhaltung hierbei aus der Beziehung der beiden Hauptprotagonisten erschließt.
An einigen Stellen wird es dann sogar überaus dramatisch, und, ohne das Ende vorweg nehmen zu wollen, hätte ich mit einem derartigen Twist im letzten Drittel nicht gerechnet, der einen in der Tat an einem empfindlichen Punkt trifft und einen "Brücke nach Terabithia" plötzlich ganz anders betrachten lässt. Nein, ein Kinderfilm ist das Ganze im eigentlichen Sinne sicher nicht, denn anders als in "Narnia" dominieren hier die leisen Momente, lebt die Geschichte von dem Einblick in die Gefühlswelt zweier ganz normaler Kinder, was autenthisch und bei weitem nicht aufgesetzt gelungen ist. Die Schauspieler sind dabei eine der größten Stärken des Films. Zuerst war Dakota Fanning für den Part der Leslie vorgesehen, dann konnte allerdings AnnaSophia Robb, die man schon aus "Charlie und die Schokoladenfabrik" kennt, die Rolle für sich gewinnen und die 14 jährige war genau die richtige Besetzung. Selten zuvor hat man eine derart ausdrucksstarke und präsente Nachwuchsschauspielerin gesehen, die wirklich in ihre Figur hineintaucht und dabei ungemein symphatisch wirkt. Josh Hutcherson macht seine Sache als Jesse ebenfalls beeindruckend, während ansonsten nur noch die siebenjährige Bailee Madison, die schon wie ein Profi spielt, und Robert "T-1000" Patrick als Jesse's Vater erwähnenswert sind.
Anders, als es sein Trailer erwarten lässt, ist "Brücke nach Terabithia" kein effekthaschender Film für das jüngste Publikum, sondern vielmehr ein ebenso nachdenklich stimmender, wie unterhaltsamer Film über Freundschaft, Fantasie und das Erwachsenwerden. Die anspruchsvolle Geschichte wird in harmonischen, schönen Bildern und in ruhigen Tönen erzählt, und ist für ein Publikum geeignet, welches selbst das Träumen noch nicht verlernt hat, und auch dann in der Lage ist, sich auf eine Geschichte einzulassen, wenn diese nicht nur von teuren Effektszenarien getragen wird.