Ähnlich wie „PAN'S LABYRINTH" vor gut einem Jahr ist auch „BRÜCKE NACH TERABITHIA" eine inhaltliche Mogelpackung.
Einen großen Fantasy-Kracher im Stil von „DIE CHRONIKEN VON NARNIA" will uns die liebevoll gestaltete DVD-Hülle vorspielen - Denkste!
Bei dem Regiedebüt von Gabor Csupo handelt es sich vielmehr um ein waschechtes Jugend-Drama, was sich mit den typischen Problemchen der heranwachselnden Bälger beschäftigt: erste Liebe, Hänseleien an der Schule, Mobbing durch Klassenkameraden - alles was man in 137 anderen Produktionen schon gesehen hat!
Was „BRÜCKE NACH TERABITHIA" letztendlich um Klassen von dem Gros anderer Produktionen
unterscheidet ist die einfühlsame Inszenierung, die prachtvollen Kulissen in Neuseeland und die fantastischen Leistungen der beiden Jung-Darsteller.
Jesse lebt mit seinen vier Schwestern in ärmlichen Verhältnissen auf dem Land und muss in der Schule unter den Hänseleien seiner Mitschüler leiden. In seiner Freizeit sucht er Zuflucht in der Kunst und seinen Zeichnungen. Alles verändert sich, als in der Nachbarschaft die Tochter eines Schriftsteller-Ehepaars, Leslie, einzieht.
Gemeinsam entfliehen sie fortan den Widrigkeiten des Alltags in ihre eigene Zauberwelt: Terabithia. Dorthin gelangt man mithilfe eines magischen Seils, das über einem Flüsschen mitten im Walde schwebt...
Die vollkommen falsche Vermarktung des Streifens führte dazu, dass das entweder übersättigte oder durch allzu schlechte Genre-Beiträge im Fahrwasser von „HERR DER RINGE" und „HARRY POTTER" gewappnete Fantasy-Freund diese kleine Kino-Perle in den Lichtspielhäusern nahezu komplett ignorierte... und dabei leider einen der faszinierendsten Beiträge der letzten Kinojahre verpasste. BRÜCKE NACH TERABITHIA ist ein klischeefreier Jugendfilm im Stil von „STAND BY ME", der einen ernsten Grundton anschlägt und sich mit alltäglichen und vor allem allgegenwärtigen Themen herumschlägt. Probleme, die wir alle selbst kennen - Ereignisse, die wir alle selbst am eigenen Leibe zu spüren bekamen.
Obwohl Katherine Paterson's Romanvorlage auf eine jugendliche Zielgruppe aus ist, dürfte die
überfallartigen Attacken manch garstiger Bewohner von Terabithia die Kleinen doch ziemlich abschrecken. Wenngleich diese Fantasy-Elemente eher in einer Rahmenhandlung auftreten, bilden sie doch die Schauwerte und visuellen Highlights der Geschichte. Die Bewohner des magischen Königreichs, die nur in den Köpfen der beiden Teenies existieren, sind hervorragend animiert und können mit dem heutigen Stand der Technik locker mithalten.
Auf schauspielerischer Seite dominieren die beiden Jugendlichen das Geschehen: Der verschlafen wirkende Josh Hutcherson (ZATHURA) und die süße Anna Sophia Robb, das Kaugummi-Kauende „Monster" aus CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK", sprühen geradezu vor Spielfreude. Das Fehlen namhafter Stars war wohl auch ein Grund für das Scheitern an der Kinokasse. Lediglich Robert Patrick, der formwandelnde T-1000 aus TERMINATOR 2 dürfte den meisten Kinogängern ein Begriff sein. Aber gerade dieser Verzicht auf bekannte Namen wirkt sich mehr als positiv auf die Leinwand aus. Völlig unverblümt nimmt man den Akteuren das Geschehen locker ab und taucht ein in die geheimnisvolle Welt von Terabithia, erwartet voller Spannung, wer oder was hinter der nächsten Lichtung lauert.
Wer einmal Terabithia betreten hat, kann dem Zauber der Magie nicht mehr entkommen..
Man kann Regisseur Gabor Csupo nur bewundern, wie er mit einfachen Mitteln eine wundervolle Parabel über die Macht der Fantasie geschaffen hat. Ein Film über die Jugend, Freundschaft aber auch über Trauer und Verlust, der auch vor negativen Wendungen nicht zurückschreckt - wie im wahren Leben auch. Ich würde den Film als jugendliche Variante von PAN'S LABYRINTH bezeichnen und kann dieses Abenteuer nur allen Cineasten und Freunden der Kinokunst wärmstens ans
Herz legen!
(8,5 / 10)