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Die noch recht junge Filmproduktionsgesellschaft Walden Media („In 80 Tagen um die Welt“) befindet sich seit ihrer Gründung stets in der Kritik der Werterelativisten, welche der Gesellschaft immer wieder Konservativismus vorwerfen.
Was auf den ersten Blick noch recht positiv klingt, bekommt schnell seine Schattenseiten: So hat sich die Walden Media das Ziel gesetzt Jugendliche und Kinder durch ihre Filme näher an die Literatur heran zu bringen, da es sich bei einem Großteil der Produktionen um Romanverfilmungen handelt. Des Weiteren beansprucht die Walden Media einen nicht unerheblichen erzieherischen Grundgedanken für sich und arbeitet deshalb oftmals nahe mit Schulen, Bibliotheken, Museen und kirchlichen Gruppen zusammen. Dadurch erhofft sich die Gesellschaft eine Übermittlung von Werten und möchte somit erzieherisch auf die Zielgruppe Kinder einwirken. Gerade dieser Umstand lässt die Kritiker stets aufhorchen, was schließlich mit dem recht schwachen „Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia“ seinen Höhepunkt fand. Der bis dato erfolgreichste Film der Walden Media war zugleich auch der umstrittenste: Ein Waffen verteilender Weihnachtsmann, Gewalt als einzige Lösung zum Sieg, so wie diverse mehr oder weniger subtile christliche Doktrinen waren Anstoß genug, um haufenweise herbe Kritiken zu ernten.

Die Romanverfilmung des 1977 erschienenen Jugendromans„Die Brücke nach Terabithia“ befand sich ebenfalls im Sperrfeuer zahlreicher Kritiker. Auch hier sollten die jugendlichen Zuschauer angeblich durch allerlei subtil in die Handlung eingefädelter christlicher Wertvorstellungen indoktriniert werden.
Doch nicht nur das. Auch die Werbekampagne war eine einzige große Luftblase. Anscheinend in der Hoffnung auf der anhaltenden Fantasy-Welle mitschwimmen zu können, wurde „Die Brücke nach Terabithia“ als großer Fantasyfilm im Stile eines „Narnia“ oder „Eragon“ angepriesen, mit etlichen Fabelwesen, Schlössern, Riesen und Trollen. Nach dem goutieren des Filmes wurde das Publikum aber schnell eines besseren belehrt… denn entgegen der fälschlichen Vermarktung handelt es sich weder um einen Fantasyfilm, noch um ein großes Effektspektakel. Vielmehr ist „Terabithia“ ein Jugendfilm alter Schule, einfühlsam erzählt und mit nur wenigen Effect-Shots versehen.
Erwartungsgemäß gingen die Besucherzahlen nach einem phänomenalen Start in den USA schnell zurück. In Deutschland lief der Film dann nur noch kurze Zeit in wenigen Lichtspielhäusern.

Auch wenn die Geschichte eines Sprösslings armer Eltern mit nur wenigen Freunden, welcher in der neuen Klassenkameradin eine Freundin findet nicht gerade neu ist, so ist die Inszenierung geradezu fantastisch anachronistisch geraten. Filme dieser Machart gibt es in Hollywood kaum noch; höchstens in europäischen Gefilden lassen sich noch vereinzelt echte Jugendfilme finden, welche völlig ernsthaft und ohne Körperflüssigkeitswitzchen daherkommen und das Thema erwachsen werden mit der nötigen Ernsthaftigkeit behandeln. Einer der wenigen wirklich guten Vertreter dieser Gattung ist die kongeniale King-Adaption „Stand by Me“.
Natürlich kann „Terabithia“ qualitativ nicht mit dem erstgenannten mithalten. Dazu gestaltet sich der Film phasenweise zu vorhersehbar und einige Storyfragmente sind schon ziemlich abgedroschen.

Zudem wirken einzelne Szenen aufgesetzt und lassen deutlich negativ spüren, dass die Walden Media ihre Finger im Spiel hatte. So gibt es eine wirklich fürchterliche Sequenz in einer Kirche, welche im Kontext einfach keinen Sinn ergibt und völlig für sich steht, ohne ersichtlichen Zusammenhang zum Rest des Filmes. Auch einige Dialoge wirken arg gekünstelt, wenn Sätze wie „Auch coole Mädchen gehen in die Kirche“ fallen. Da diese Szenen dann aber so zusammenhanglos zum Rest des Filmes stehen, lassen sie sich letztlich auch umso leichter ausklammern. Doch ärgerlich ist das ganze schon, wenn man sich einmal vor Augen führt, wie meisterlich sich der Rest des Filmes gestaltet.

Denn bei aller Kritik handelt es sich bei „Die Brücke nach Terabithia“ um einen verdammt guten Jugendfilm alter Schule. Es geht um Kinder auf dem Sprung zum erwachsen werden. Es geht um die Sorgen der Erwachsenen, die sich in der heutigen Zeit selbst auf die Kinder übertragen. Aber es geht auch um die Fantasie der Kinder, welche sich dadurch ein Refugium erschaffen, um diesen Sorgen zu entkommen. Der Film stellt ein geradezu ideales Medium dar, um diese Fantasiewelten in bewegte Bilder zu transferieren. Zwar machen diese Szenen nur einen Bruchteil der Laufzeit aus, doch (trotz einiger schwach getrickster Effects der WETA-Leute („Der Herr der Ringe“)) baut sich dadurch immer wieder eine Dynamik auf, die nur wenige Filme dieser Art in den letzten Jahren erreichen konnten. Immer weiter dringt Regie-Neuling Gabor Csupo in die Fantasiewelten der Kinder ein, ohne dass die Fantasyelemente Überhand nehmen. Vielmehr wirken die Szenen als Exil vor dem Alltag und den vielen Nöten, welcher er mit sich bringt. So zeigt Csupo im Anschluss an die Traumszenen meist abgewrackte Autos oder Schrott und lässt die heitere Stimmung schnell wieder umschwanken. Überhaupt beweist der Film im bitteren letzten Akt, dass er alles andere als ein Gute-Laune-Film für zwischendurch ist.

Gabor Csupo fängt da an, wo artverwandte Jugendfilme wie „My Girl – Meine erste Liebe“, „Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers“ oder auch „Hearts in Atlantis“ aufhörten. Eine absolut zeitlose Geschichte (der Film könnte ebenso in der Achtzigern oder gar Sechzigern spielen) verpackt in ein märchenhaftes Ambiente und eine redliche Geschichte mit ehrlichen Emotionen, auch wenn manch eine Szene aufgesetzt wirkt. Doch insgesamt handelt es sich bei „Terabithia“ um einen nicht zu verachtenden Höhepunkt dieses Sujets, und sollte von jedem gesehen werden, der auch nur einigermaßen was mit dem Genre anfangen kann, oder einmal wieder einen Jugendfilm alter Schule genießen möchte. Menschelnder erlebt man Hollywood kaum noch…

7,5/10

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