Review

Wann immer etwas Brachiales geschieht und anschließend durch die News-Medien ausgeschlachtet wird, steht einer anschließenden cineastischen Verwurstung nichts im Wege.
Diente das Schulmassaker von Littleton anno 1999 als Aufhänger für Michael Moores „Bowling for Columbine“, findet es hier abermals Erwähnung, - obwohl „Driftwood“ keineswegs politisch interessiert ist, sondern eher daran, einen Jugendknastfilm mit Geisterelementen zu vermengen.

Die titelgebende Anstalt, ein privater Knast, eine Art Bootcamp für hoffnungslos kriminelle Jungs, begrüßt jüngst David, der, ohne etwas davon zu ahnen, von seinen Eltern in die Obhut des zweifelhaften Cpt. Kennedy geschickt wird.
David kapselt sich von den anderen ab, leidet noch immer unter dem Tod seines älteren Bruders, bis ihm eines Nachts auf dem Flur eine geisterhafte Gestalt begegnet, die ihn auf ein düsteres Geheimnis der Vergangenheit aufmerksam machen will…

…oder anders formuliert: Einst verschwand ein Junge unter mysteriösen Umständen und sein Geist geht umher, um eben jenes Mysterium aufzudecken.
Davon bekommt man jedoch die überwiegende Zeit nichts mit, da klischeetriefendes Jugendknastdrama den Ton angibt.
Bereits der Oberboss macht innerhalb der ersten Augenblicke klar, es hier mit einem knallharten Ex-Marine zu tun zu haben, der im Zweifel über Leichen gehen wird und nebenher seine Tochter zur Belohnung an Häftlinge vernächtigt.
Um Davids Kollegen ist es kaum besser bestellt, der typische Latino, der Afroamerikaner und das Weichei mit „der-wird-auf-jeden-Fall-noch-verprügelt-werden“-Garantie mischen unter anderem mit, obwohl niemand von denen eine wirklich bedeutende Rolle ausfüllt.
Vielmehr steht Davids Außenseiterposition im Fokus und die Art, wie er so langsam in Kontakt mit dem Geist des Toten gerät.

Dabei werden übersinnliche Elemente erst gegen Ende verstärkt eingebunden, zuvor findet sich höchstens mal ein Schatten auf einem Foto oder eine entstellte Fratze in Form von blitzartigen Inserts. Leider steht die Integration jener übersinnlichen Szenen nicht so recht im Einklang mit der vorherrschenden Stimmung des Jugenddramas, welches für sich betrachtet recht solide unterhält, da von Beginn an klar ist, wen man zu mögen und wen zu verabscheuen hat.

Gründlich hinterfragen sollte man die Geschichte bei alledem besser nicht, denn es verwundert schon sehr, dass so eine pädagogisch überaus dubiose Anstalt scheinbar nicht kontrolliert wird und innerhalb kilometerweiten Sumpfgebietes mit nur zwei, drei Aufsichtspersonen legitim sein soll.
Dadurch rechtfertigt es allerdings manch unglaubwürdiges Verhalten, welches durchaus zum Unterhaltungswert beiträgt (weil man sich über Ungerechtigkeiten ärgert und vielleicht sogar mitfiebert), etwa, wenn ein „Lehrer“ einen Schützling bloßstellen will, ein nächtlicher Spießrutenlauf veranstaltet oder ein privater Grillabend als kleine Belohnung angesetzt wird.
Selbst die Rolle des sympathisch erscheinenden Arztes wirft so einige Fragen auf, die bis zum Ende nicht mehr geklärt werden, aber er fungiert halt als parteiisches Element.

„Driftwood“ bietet ergo so etwas wie ein Pendant zu „Lock Up“ in light, angereichert mit einigen Geisterelementen in solider Inszenierung und passablen Darstellern.
Mal wird jemand zur Seite genommen und verprügelt, Freundschaften tun sich zwar nur schwerlich auf, doch umso stärker sympathisiert man mit David, der es gegen Showdown mit einer Seelenwanderung und kleinen, blutigen Gewalteinlagen zu tun bekommt.
Im Gesamtbild leider zu unausgegoren und mit kleinen uninteressanten Sub-Plots angereichert, um wirklich zu beeindrucken.
Unterhaltsam aber für alle, die grundlegend etwas für typische Knastfilme übrig haben.
6 von 10

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