Für das Prequel setzte sich diesmal nicht Hideo nakata auf den Regiestuhl, sondern Norio Tsuruta, der der Reihe auch einen anderen Touch verlieh. Natürlich gibt es hier jede Menge Dinge über die Vorgänger zu erfahren, was ja auch der Sinn eines Prequels sein sollte, aber er beschreitet einen anderen Weg.
Er siedelt seine Hauptfigur Sadako nämlich eher in einem Horrordrama an, was vielerorts aber nicht so gut ankam. Der Film spielt ca. 20 Jahre vor den Ereignissen des ersten Teils und begleitet ein junges Mädchen mit einigen psychischen Problemen in einer Theatergruppe. Sie wirkt für alle ziemlich seltsam, wobei sie einen unglaublich zerbrechlichen und introvertrierten Eindruck macht. Dennoch geschehen seit ihrem Mitwirken in der Gruppe seltsame Dinge, für die man sie verantwortlich macht. Als noch ein merkwürdiger Todesfall hinzukommt, nähert sich langsam eine furchtbare Eskalation.
Wer einfach nur einen Horrorspaß haben will, dürfte bei "Ring 0" nicht über die gesamte Spieldauer Freude entwickeln. Die erste Stunde des Films ist wirklich eher als melancholisches Außenseiterdrama zu sehen, das aber immer wieder durch geschickt platzierte Phänomene, für eine untergründig unheimliche Atmosphäre sorgt. Viel zu verdanken hat man aber auch Hauptdarstellerin Yukie Nakama. Sie verleiht ihrer Figur eine porzellanartige Zerbrechlichkeit, weshalb wir mit ihr zu jedem Zeitpunkt mitfiebern können. Der fast mehr als Horrortragödie angelegte Film, fährt aber nach ca. 1 Stunde das Tempo unglaublich an und entfesselt einen mörderischen Rachegeist, der einen das Fürchten lehrt. Allerdings leidet der Zuschauer inzwischen mehr mit dem Mädchen aus dem Brunnen mit, als er sich jemals hätte träumen lassen.
"Ring 0" entpuppt sich also innerhalb der Trilogie zu etwas Neuartigem und verleiht ihr ein anderes Gesicht. Man erfährt viel über die Hintergründe, aber auch nicht so viel das glücklicherweise genügend Fragen offen bleiben, um seiner Phantasie freien Lauf zu lassen.
Der Film könnte im Grunde sogar völlig eigenständig funktionieren, aber im Kontext der anderen Beiden wirkt er nochmal um einiges mehr. Wer also mit dem Thema sowieso was anfangen kann, wird an "Ring 0" kaum vorbeigehen können. Gefallen wird er aber wahrscheinlich nur, wenn man keinen reinrassigen Gruselfilm erwartet. Ich persönlich sehe in ihm einen fantastischen Abschluß der Reihe und bin fast dazu geneigt, ihn als den besten Vertreter des asiatischen Franchise zu sehen.