Normalerweise werden zweite Teile von Erfolgsfilmen, die Fragen offengelassen haben, dazu benutzt, diese dann zu beantworten. "Ring 2" ist da eine erfreuliche Ausnahme von der Regel, denn am Ende sind weder die brennensten Fragen zu Rachegeist Sadako beantwortet, noch scheint die Ring-Saga rund um das todbringende Video ein Ende nehmen zu wollen.
Als Zuschauer wird man am Ende eher noch verwirrter sein als vorher, denn der Film bietet noch mehr Stoff zum Nachdenken und bietet dabei noch weniger Erklärungen an. Man kann ihn deswegen als hanebüchen abtun oder sich einfach begruseln lassen.
Erfreulicherweise greift der Film die meisten Fäden aus dem ersten Teil wieder auf, indem er alte Personen mit neuen Figuren verknüpft. Ins Zentrum stellt er die Assistentin des am Ende des ersten Teils so grausam gestorbenen Profs, die sich auf die Suche der verschwundenen Asakawa macht, die mit ihrem Sohn Yoichi am Ende von Teil 1 ja die Lösung gefunden hatte, wie man seinen Kopf aus der Schlinge des Fluchs zieht.
Gleichzeitig widmet sich das Skript auch noch dem Mädchen, daß der Pre-Title-Sequenz in Teil 1 beiwohnte, die Freundin des ersten Opfers, die in der Klapse landete.
Der Film zieht den nicht erfüllten Fluch auf diese Leute jetzt auf eine höhere Ebene, indem er denen, die Kontakt mit Sadako hatten, ebenfalls zunehmend seherische oder psychische Kräfte verleiht. Alsbald steht im Zentrum der Handlung der Versuch, die weggeschlossene Masami und den kleinen Yoichi zu retten, bzw. letzteren davor zu bewahren, wie Sadako zu werden. Wie gut, daß unsere Protagonistin ebenfalls einen Draht ins Geisterreich entwickelt und mit ihrem Mentor und Vorgesetzen so in Kontakt bleibt.
Dem Film zu folgen, erfordert große Aufmerksamkeit, denn er wirft mit einer Vielzahl von Figuren um sich, die aus unterschiedlichen Motiven handeln. Die Ärzte wollen das Leben der Angegriffenen retten, die Polizei vermutet in ihnen Gefährliches, ein helfender Reporter schließlich gerät aus Angst in einer Nebenhandlung selbst in die Fänge des Fluchs.
Die dringensten Fragen über Sadakos Identität und Herkunft jedoch klärt der Film nicht. Obwohl er wieder auf die Insel zurückkehrt, in Sadakos Elternhaus. Hier erfährt man immerhin, daß Sadakos Mutter sie nach der Geburt dem Meer überantwortete (in einer Höhle, in der man ungewollte Kinder der Flut opferte), sie später aber doch mit nach Hause brachte (wobei die Frage offenbleibt, ob Sadako wirklich das Kind der Mutter war oder...etwas ganz anderes).
Der Film kulminiert in einem etwas wirren Experiment, das außer Kontrolle gerät und einen kaum erklärbaren, aber visuell stimulierenden und atmosphärisch hochklassigen Höhepunkt zur Folge hat.
Andere starke Szenen drehen sich um Visionen (die Spiegelszene aus dem Video), die im Elternhaus stattfinden und das Video, dass per Gedankenübertragung plötzlich erscheint. Auch der todbringende Blick Sadakos (bzw. ihrer Epigonen) ist wieder dabei.
Die schauspielerischen Leistungen sind dabei endlich mal etwas lebhafter als in Teil 1, wo öfters mal Stillstand herrschte, dafür wirkt dieser Film wie eine wuchernde Phantasie, die nichts erklären will, sondern nur noch mehr Rätsel aufgeben. Insofern ist das Experiment gelungen. (7/10)