Review

Gute Horrorfilme sind etwas Irrationelles. Sie erzählen fantastisch angehauchte Geschichten, vermischt mit der Realität, und wecken so die Neugier, aber auch die Angst des Zuschauers. Ein Spiel mit der Wahrnehmung und mit den Gedanken der Zuschauer.
"Ring 2" versucht es mal wieder, allerdings mit weniger Erfolg, als der originelle erste Teil. Dieser überzeugte durch eine gut durchdachte, einfallsreiche Story, die gerade so viel Hintergründe von sich aus preisgab, dass man genug wusste, um sich richtig stilecht zu gruseln, aber dass genug Fragen offen blieben, um Neugier und Angst im Kopf des Zuschauers selbst zu erzeugen.
Der zweite Teil beginnt, als einige Polizisten aus einem alten Brunnen eine Frauenleiche bergen - Sadako. 30 Jahre wurde der Brunnen nicht geöffnet, aber der Todeszeitpunkt war erst 1 Jahr her. Zudem ist die Reporterin aus Teil 1 mit ihrem Sohn auch nicht auffindbar, während das Video weiter seine Opfer findet. Ein Reporter aus der gleichen Redaktion und die ehemalige Assistentin des Professors versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen. Hilfe verschafft ihnen ein Arzt, der an seiner Patientin (das unter Schock stehende Mädchen, dessen Freundin in Teil 1 starb) telepathische Fähigkeiten untersucht. Der Einfluss Sadakos auf ihre Opfer scheint trotz Videokopien nicht gebrochen...

Viel mehr will ich nicht verraten, da in "Ring 2" viele offen gelassenen Hintergründe aufgedeckt werden, die einem eigentlich auch die Illusion des ersten Teils ein wenig ruinieren. In seiner Logik liegt nämlich das Problem der Fortsetzung: Viel zu viele Dinge werden mit einer arg konstruierten Erklärung versehen, Zusammenhänge entstehen, wo sie irgendwie unpassend wirken. Viel mehr Sinn macht die Geschichte trotzdem nicht, deshalb stören die Pseudoerklärungen auch die Stimmung (völlig lächerlich sind ja die Theorien der Gedankenenergien, die der Arzt äußert und mit einem Glas Wasser beweist...) und kommen einem vor, wie eine kommerzielle Ausbeutung des eigenen Mythos.
Jedoch kann man dem Film trotz seiner inhaltlichen Demontage einen noch vorhandenen Sinn für Suspense nicht abstreiten. Die Grusel-Einlagen, wenn einer im Film mal wieder ganz kurz irgendwas unwirkliches sieht, kommen spannend herüber, auch wenn sie eher unmotiviert eingestreut sind. Die Schauspieler sind auch alle ok, visuell ist "Ring 2" auch wie erwartet schlicht. Nur das Ende steigert sich leider in ein viel zu spektakelhaftes Finale aus telepathischen K(r)ämpfen und Geistererscheinungen. Es lässt einen unzufrieden zurück, auch wenn wir endlich erfahren, wie das mit den Videos und den Opfern wirklich funktioniert (auch wenn man das nicht unbedingt wissen muss).
Man hätte es also bei Teil 1 belassen sollen; dieses zwar einigermaßen spannende, aber unpassende Sequel hätte es nicht gebraucht (darum hätten sich eh die Amis gekümmert ;-)) und es nimmt dem Original zudem noch den "?"-Faktor. 5/10.

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