Ich war verblüfft. Verblüfft, dass diese Fortsetzung hier doch relativ gute Kritiken abbekommen hat. Auf mich wirkt „Ring 2“ wie ein uninspiriertes Sequel, dass mal schnell von einem beliebigen Ersatzregisseur nachgeschoben wurde, weil Hideo Nakata und Hiroshi Takahashi keine Zeit hatten, und der zwar alles daran setzt, seine Ideen zum ersten Teil einzubringen, aber leider keine Ahnung von Nakatas und Takahashis Materie hat. Das Beängstigende ist, dass aber gerade die beiden auch hier wieder für alles verantwortlich zeichneten.
Der Film setzt nur eine Woche nach den Geschehnissen des ersten Teils ein: Asakawas Vater ist wie geplant tot, sie und Yoichi sind verschollen, und Sadakos Leiche wurde mittlerweile geborgen und obduziert. Das beängstigende Ergebnis dieser Obduktion: Der Brunnen war zwar seit drei0ig Jahren versiegelt, Sadako aber erst seit höchstens zwei Jahren tot. Allein der Gedanke, dass sie es irgendwie geschafft hat, dreißig Jahre dort unten in vollkommener Dunkelheit zu überleben verursacht eine Gänsehaut – so unwahrscheinlich es eigentlich klingt. Leider schlägt der Film von da an eine ganz merkwürdige Richtung ein, versucht gezwungen, offene Fragen aus dem ersten Teil zu beantworten und wirft dabei ständig neue auf.
Hauptschwerpunkt ist die Tatsache, dass es zwar Überlebende des Fluchs gibt, diese aber trotzdem fortan in Kontakt zu Sadako stehen und von ständigen Visionen heimgesucht werden. Dabei werden viele Nebenfiguren eingeführt wie etwa ein unsympathischer Polizist, ein Psychiater, der mit den Überlebenden völlig absurde Experimente durchführt oder ein Reporter und Kollege von Asakawa; Hauptfigur ist diesmal Ryujis Assistentin Mai, die versucht, die Hintergründe seines Ablebens aufzudecken.
Was dabei nun ganz negativ aufschlägt, ist dieser pseudowissenschaftliche Ton, der sich durch den ganzen Film zieht, und in einem Experiment gipfelt, das mithilfe jeder Menge Wasser die Wut und Angst des kleinen Yoichi absorbieren soll – frisches Wasser versteht sich, damit so viel Bitterkeit wie möglich aufgenommen werden kann. Hinzu kommt das teils sehr abstruse Auftreten der Figuren, wie beispielsweise der Polizist, der spät abends noch bei Mai vorbeikommt, um ihr in allen Einzelheiten die Hintergründe von Sadakos Tod aufzutischen, wo die arme Frau damit doch eigentlich nüscht zu tun hat. Auch dass Asakawa und Yoichi verzweifelt von der Polizei gesucht werden und Mai ihnen einfach auf einem öffentlichen Platz über den Weg läuft, erscheint sonderbar.
Es sind solche Kleinigkeiten, aber auch das ganze Drumherum, die mir den Film nicht gerade zu einem Genuss werden ließen. Die Handlungsstränge wirken grob zusammengeschustert, der Plot ist hanebüchen und hilft nur dabei, den Sadako-Mythos erheblich zu entzaubern (sogar ihr Gesicht ist am Ende zu sehen), und die Atmosphäre erreicht in keiner Sekunde dieses Gefühl des ausweglosen Grauens, das im ersten Teil noch omnipräsent war.
Was am Ende bleibt, ist ein recht belangloses Werk, das Antworten liefert, die ich nie in der Form haben wollte und Fragen aufwirft, die ich mir nie stellen wollte. Ungefähr so muss Mai sich am Ende fühlen als sie mit Yoichi vor einem Pool steht, in dem drei Leichen schwimmen, und mit etwas verträumtem Blick sagt: „Ein bisschen Angst hab ich noch.“ Was sie durchgemacht hat, war für sie wohl in etwa so spaßig und aufschlussreich wie für mich das Ansehen dieses Films. Abgesehen von ein paar netten Momenten, kann ich „Ring 2“ absolut nichts abgewinnen.