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Eher durch Zufall stieß ich auf den kanadischen Film „Ginger Snaps“ als er vor Jahren eines Nachts einfach so im Fernsehen lief. Ich erwartete nichts, bekam aber viel geboten. Alleine die sehr morbiden Anfangscredits mit den selbst nachgestellten Todesarten der beiden Hauptdarstellerinnen, untermalt von einer herrlich melancholischen Musik, zogen mich sofort in Ihren Bann. Der etwas stiefmütterlich behandelte Werwolf Film bekam jedenfalls eine gelungene Reanimation unter der Regie von John Fawcett.

Die Fitzgerald Schwestern Ginger und die jüngere Brigitte sind absolute Außenseiter. Außer sich selbst lassen sie niemanden an sich ran, auch nicht die eigenen Eltern. Als eines Nachts ein Werwolf Gingers erste Blutung wittert, wird sie von dem Tier angefallen und übel zugerichtet. Sie überlebt den Angriff nur knapp, doch schon bald darauf ändert sich ihr Verhalten gewaltig. Gingers neu entdeckte Sexualität mischt sich mit dem Blutdurst der Bestie zu einem gefährlichen Cocktail. Als sich die ersten Opfer häufen hält nur noch Brigitte zur ihr.

„Ginger Snaps“, was so viel bedeuten kann wie „Ginger beißt zu“, oder auch „Ginger dreht durch“, ist ein beeindruckender Film, der gekonnt die gerade erwachende Sexualität in den Wolfskontext einbindet und teilweise miteinander verschmelzen lässt. Dies gibt dem Film deutlich mehr Substanz als es viele andere Wolffilme geschafft haben. Dazu gesellt sich eine bitterböse aber auch sehr melancholische Grundstimmung, die viel von dem Charme des Films ausmacht. Die bereits erwähnten Anfangscredits zeigen dies perfekt.

Trotz des Werwolf Grundthemas gibt sich der Film eher als Teendrama denn als reinrassiger Horrorfilm, fasst könnte er als Parabel des ungewollten Erwachsenwerdens herhalten. Den urigen Schwestern wird jedenfalls viel Zeit eingeräumt, so dass man sich trotz ihrer krassen Art irgendwie in ihre verstrickte Situationen hineinversetzen kann. Mit zu verdanken ist dies der schnuckligen Katharine Isabelle als Ginger und der auf sehr strange getrimmten Emily Perkins, die die beiden unzertrennlichen Schwestern glaubhaft verkörpern. Emily ist in Wirklichkeit übriges einige Jährchen älter als ihre vermeindlich „ältere“ Filmschwesterkollegin Katharine.

Etwas blass bleiben hingegen die Eltern. So hat der Vater eigentlich gar keine Bedeutung für den Verlauf des Films und auch die Mutter kann sich nicht richtig etablieren. Hier wäre deutlich mehr zu holen gewesen. Gerade an dem Punkt als die Mutter sich voll zu ihren Kindern stellt und auch ihren Mann für sie verlassen würde, werden viele mögliche Richtungen aufgezeigt, letztlich aber keine davon aufgenommen. Wirklich schade. Erfreulicher ist es da schon, dass mit dem Wolfsmythos an sich nicht so altbacken umgegangen wird und unsere Protagonisten nicht den halben Film versuchen das Unvermeidliche herauszufinden. Gut integriert ist in diesem Fall der örtliche Drogendealer Sam, der sich vom Klischee zum Lösungsfinder hochspielt.

Zum Ende hin verliert der Film leider seinen eigentlichen Ton etwas aus den Augen. So wandelt der Film von einer doppelbödigen Sichtweise zu einem bekannten Werwolf Einerlei, mit durchschaubaren Effekten. Lediglich der direkte Schluss mit seiner finalen Einstellung schafft es wieder das Ruder herumzureißen und den Interpretationen freien Lauf zu lassen– was die nachgeschobene Fortsetzung später wieder in die Tonne kloppt.

Trotz einiger kleiner Ausflüge in blutigere Gefilde sollte kein großes Effektkino erwartet werden. Die präsentierten Wolfseffekte kommen zudem nicht an die großen Klassiker wie „The Howling“ und „An American Werewolf in London“ heran, sind aber immerhin noch handgemacht. Eine Tugend die immer mehr in Vergessenheit gerät. Danke dafür.

Neben einigen Ausflügen in den metallischen Tonbereich, untermalt vor allem die eindringliche Musik von Mike Shields den Film. Wirklich eine der Scores, die auch nach dem Film noch lange in Erinnerung bleiben. In Summe also eine runde Sache.
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Fazit: „Ginger Snaps“ ist ein kleines Juwel des Werwolf Films, und war immerhin so erfolgreich, dass er zwei weitere Abenteuer der Fitzgerald Schwestern folgen ließ. Für Freunde des etwas anderen Horrorfilms jedenfalls ein Muss.

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