Review

Ein Werwolf-Film als Metapher für die erwachende Sexualität, kann das funktionieren !?! Die Antwort muss klar lauten, JA, es kann.

Die beiden Schwestern Ginger und Brigitte sind Außenseiter. Morbide Spätzünder in Sachen Sexualität, schließlich sind sie zwar schon um die 16, hatten aber beide noch nicht ihre Periode. Nicht nur wegen ihrer eigenwilligen, düsteren Art, ihrer Todessehnsucht und ihrem ständigen Annecken gegenüber den Klassenkameraden sind sie Ausgestossene. Während ihre Mutter von Tag zu Tag mehr darauf hofft, dass es endlich zur ersten Blutung ihrer Kinder kommt, dass sie endlich "normal" werden, sich so wie ihre Mitschüler für Jungs, Schminke, Tampons, etc. interessieren, werden sie in der Schule gemobbt und belächelt. Dabei hat Brigitte im Gegensatz zu ihrer ein Jahr älteren Schwestern auch noch das Manko das berühmte Mauerblümchen zu sein. Doch gerade dann, als Ginger erste Krämpfe im Unterleib und damit die Vorboten der ersten Periode verspürt, hält das Grauen Einzug in das Heimatstädtchen der Beiden. In wenigen Tagen soll Vollmond sein und je näher dieser Zeitpunkt rückt, desto öfter werden brutal ausgeweidete Tiere (vornehmlich Hunde) gefunden.

Schließlich kommt es wie es kommen muss: Der Mond zeigt sich in seiner ganzen Pracht, Ginger hat ihre erste Blutung und lockt damit eine Bestie an. Einen Werwolf der sich auf sie stürzt, verletzt und kurz darauf überfahren wird.

Ginger überlebt. Schwer blutend und schleppt sie sich mit Brigitte nach Hause. Dort angekommen müssen die beiden feststellen, dass sich die Bisswunden bereits schließen und der Heilungsprozess einsetzt. Ein normaler Hund oder Wolf kann wohl ausgeschlossen werden. Ab diesem Zeitpunkt beginnt sich Brigittes Schwester zu verändern. Ihr Körper wandelt sich, sie bekommt Lust auf Sex und beginnt sich tatsächlich für die Dinge zu interessieren, für die sich jugendliche Mädchen eben interessieren (im Sinne des Klischees: Jungs, Mode-Magazine, Drogen, Parties) - ganz zur Freude der Frau Mutter. Einzig Brigitte ahnt, dass etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht und so entfremden sich die beiden Mädchen, die einst geschworen hatten immer zusammenzuhalten - auch im Tod.

Dass der Biss des Werwolfs für die erste Monatsregel und die Verwandlung zum Tier für die damit einhergehenden körperlichen Veränderungen steht wird im Film an einigen, meist sehr komischen (im Sinne von Lustig !) Szenen deutlich. Etwa, wenn Ginger feststellt dass aus der Bisswunde Haare zu wachsen beginnen und sie unnatürlich viel blutet, mit ihrer Schwester dann zur Schulärztin geht und diese erklährt, es sei völlig normal dass im Zuge der Blutung auch Haare an Stellen wachsen wo zuvor keine waren.>> Du wirst eine Frau, Ginger ! << Einfach wunderbar.

Dieser Humor zieht sich durch den gesammten Film und bleibt positiv in Erinnerung. Nicht nur die Metaphern zur Pubertät, auch allgemein behält der Film einen äußerst schwarzhumorigen Grundton bei.

Die meisten der Schauspieler stellen dabei ihre Charaktäre zwar überzogen dar, aber das fällt kaum auf, da die beiden Jungdarstellerinnen derart bestechend gut spielen, dass alle anderen sowieso zu unbedeutenden Nebenprodukten verkommen. Außerdem sorgt dieses Overacting für ein ständiges Schmunzeln im Gesicht des Zuschauers.

Überhaupt wurde das Drehbuch wohl darauf ausgelegt dass alle um die beiden Schwestern existierenden Charaktäre Klischee pur sind, nur Ginger und Brigitte weigern sich mit Händen und Füßen dagegen, bis eben Ginger gebissen und lagsam aber sicher auch zu eben diesem Klischee wird. Die weite Kluft zwischen Kindheitsidealen und Erwachsenwerden, wir kennen sie etwa auch von <em>Peter Pan, der sich ja weigert erwachsen zu werden, evtl sogar dem kleinen Matzerath (richtig geschrieben ?) aus Günther Grass´ Blechtrommel, dieser Gegensatz wird von den beiden Schauspielerinnen kongenial verkörpert.

Auf narrativer und nicht metaphorischer Ebene erwartet uns leider nicht allzuviel Neues. Gerade in den letzten zehn Minuten wird das klar. Denn oberflächlich betrachtet sehen wir hier nur wieder das altbekannte Prinzip, das Tier infiziert andere Menschen und muss am Ende - bleiben doch alle *SPOILER* Versuche der Heilung erfolglos - getötet werden *SPOILER ENDE*. Auch merkt man dem Film eben in diesen letzten Minuten das äußerst geringe Budget an. Der Werwolf, vorher geschickt durch schnelle Schnitte kaschiert, sieht einfach jämmerlich aus und weiß an keiner Stelle zu überzeugen. Komisch eigentlich, in Anbetracht der Tatsache, dass während des Filmes als eine Art Persiflage ein alter Werwolf-Film, scheinbar aus den 60ern, gezeigt wird, hinter dem sich Ginger Snaps in Sachen Grottigkeit der Maske keinesfalls verstecken muss. Nein, G.S. glänzt nicht durch ein Creature-Design á la Stan Winston, sondern durch die sympathische, ungwöhnliche Handlung - eigentlich ein Teenie-Drama in dem halt zufällig ein Werwolf vorkommt - und die beiden wundervollen Darstellerinnen.

Und auf dieser Ebene ist der Flm tatsächlich ein Kleinod, ein ungeschliffener Diamant den jeder zumindest einmal gesehen haben sollte.

Liebe Metzel-Freunde: In punkto Gewalt siehts nicht so gut aus. Zwar sieht man zu Beginn einige aufgeschlitzte Hundebäuche, aber der Witz ist, G.S. hat eine tolle Story aber miese Effekte, während wir das beim Genre des Splatter-Films ja genau anders herum kennen.

Der schwarze Humor, die superben Actresses und die ungwöhnliche Geschichte kriegen von mir 7,5 von 10 ausgeweideten Hunden.

Wegen der miesen Maske gibts zwei Punkte Abzug.Ud noch einen halben Mnuspunkt weil ich sonst Ginger Snaps 2 keine 8 Punkte geben könnte. Denn der ist tatsächlich (trotz fehlender Pubertäts-Thematik) noch einen Deut besser geworden.

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