Genau zwei Jahre nach „Mercenario – Der Gefürchtete“ blies Regisseur Sergio Corbucci noch mal ins selbe Horn. Das Änderungen unterworfene Genre brachte kaum noch ernst gemeinte Beiträge hervor, Corbucci selbst hatte mit „Leichen pflastern seinen Weg“ seinen letzten nihilistisch-bitteren Western gedreht und ging zwangsläufig mit der Zeit. Ob ihm tatsächlich nur daran gelegen war mit „Lasst uns töten, Companeros“ das Erfolgsrezept noch einmal aufzubereiten, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Fakt ist aber, dass uns der Film zum ersten und leider auch einzigen Mal die beiden Italowestern-Giganten Franco Nero („Django“, „Keoma“) und Tomas Milian („Der Gehetzte der Sierra Madre“, „Von Angesicht zu Angesicht“) zusammen in einem Film bescherte und die Ähnlichkeit zu „Mercenario – Der Gefürchtete“, nicht nur in Bezug auf die Besetzung sondern auch hinsichtlich der Story um die mexikanische Revolution offensichtlich und höchstwahrscheinlich nicht zufällig sind.
Ein Statement zur Politik und Gesellschaft ist Corbucci, der hier wieder selbst am Drehbuch mitschrieb, jedenfalls nicht mehr ganz so wichtig. Seine Auseinandersetzung mit der Revolution, mit angeblichen Reformern, verbohrten Pazifisten und skrupellosen Ausbeutern, die die Schätze ihres Landes verhökern, ist dafür allgegenwärtig. Die Patentlösung hat niemand parat, denn es ist einfacher sich die Schwächen und Irrtümer anderer zunutze zu machen. Nur gut und nur böse funktioniert nicht. Man muss die passende Mischung zwischen Friedfertigkeit und Durchsetzungsvermögen finden. Das gilt damals wie heute.
Diese politischen Wirren, die sich hier schon in einer sehr späten Phase des Wilden Westens abspielen, sind der ideale Nährboden für den schwedischen Waffenhändler Yodlaf Peterson (Nero), der an den ständigen Anruhen und den ausbeutenden, sich als Revoluzzer ausgebenden Banditen ein goldenes Näslein verdient und deshalb auch gleich mit einem ganzen Waggon, vollgepackt mit Waffen, Munition und Sprengstoff von Amerika rüberreist. Sein treuer, nur leider auch feige Kunde General Mongo (José Bódalo, „Django“, „Von Django - Mit den besten Empfehlungen“) steckt allerdings gerade in finanziellen Engpässen, da er einen, so gibt er jedenfalls vor, reichhaltig gefüllten Panzerschrank nicht knacken kann und vom Bankdirektor bis zum Kassierer alle Kenner der Kombination abgeknallt hat. Der Einzige, der jetzt noch weiterhelfen könnte, wäre der oppositionelle Professor Xantos (Fernando Rey, „The French Connection“, „1492: Conquest of Paradise“), ein überzeugter Pazifist, der zurzeit in Ford Yuma gefangen gehalten wird. Da der Schwede als einziger ungehindert die Grenze passieren kann und er sich einen fürstlichen Anteil aus dem Tresor aushandelt, zieht er mit dem misstrauischen wie naiven Basken (Milian), einem Vertrauten Mongos, an seiner Seite los, um Xantos zu befreien.
Auch wenn es die deutsche Synchronisation mal wieder sehr gut mit uns meinte und einige Kalauer dazudichtet, die ursprünglich mit Sicherheit so nicht vorgesehen waren, so ist „Lasst uns töten, Companeros“ ein sehr amüsanter Spaßwestern, dem eben die Originalität fehlt. Sogar Jack Palance („Halleluja... Amigo“, „City Slickers“) kehrt in nahezu der selben Rolle als schmieriger, einhändiger, unsympathischer Killer zurück. „Mercenario – Der Gefürchtete“ scheint hier nahezu omnipräsent.
Dieses Recycling schlägt allerdings weniger negativ als erwartet zu Buche, obwohl Corbucci wesentlich oberflächlicher als früher arbeitet. Denn Franco Nero und Tomas Milian sind in bestechender Form, spielen sich die Bälle zu und tricksen sich aus, dass eine wahre Freude ist dem witzigen Treiben zuzuschauen. Nero ist überheblich, manipulativ, hinterlistig, stets um seinen finanziellen Vorteil bedacht und denkt einen Schritt weiter, während Milian mit Bauernschläue punktet. Die beiden schenken sich nichts, geben sich beleidigende Spitznamen, müssen sich immer wieder gegenseitig aus der Patsche helfen und genießen es sichtlich den anderen in der Klemme zu sehen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt punktgenau, was dem Film einige Sympathien einbringt. Übrigens sammelt an deren Seite eine noch ganz junge Iris Berben frühe Filmerfahrungen.
Darüber hinaus geizt Corbucci nicht mit Reminiszenzen und Insidergags, die vornehmlich Franco Nero zustehen. Vor allem wer sich „Django“ noch einmal vor Augen führt, wird von der Konstellation Nero – Bódalo, dem Einsatz eines Sarges (Milian in Django-Pose!) und dem ausführlichen Bleihagel eines Maschinengewehrs einiges entdecken können. Yodlafs Anreißen eines Streichholzes im Nasenloch eines Unglücklichen weist beispielsweise direkt auf „Mercenario – Der Gefürchtete“, wo Nero das ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit zelebrierte.
Stilvoll und pointiert, gleich eines Buddy-Duos, das dank Bud Spencer und Terence Hills Erfolgshits wenig später immer breitere Akzeptanz innerhalb des Italowesterns fand, kalauern sich die beiden zielstrebig nach Ford Yuma, klauen den Professor und flüchten nach Mexiko ohne Rücksicht auf Verluste. Vor allem der impulsiv handelnde Baske, der auch mal ein Fotoshooting in ein Blutbad verwandelt, treibt den Bodycount in ungeahnte Höhen. Von Running Gags (ein Brüller: die ständige Fragerei nach dem Zweck des geschenkten Dollars) über Zugentführungen (nachdem sie von Revoluzzern ausgeraubt wurden) und geschickten Verkleidungen (Beide versuchen als Mönche verkleidet mit dem Professor im Sarg die Grenze zu überqueren) gilt es für das ungleiche Duo eine irrwitzige Situation nach der nächsten zu überstehen. An Kreativität mangelt es den Film zumindest in diesem Punkt gewiss nicht, zumal die kalauernde Synchronisation, die mir ziemlich gut, weil passend, gefällt, ihren Teil beiträgt.
Die Einsicht für die beiden nicht gerade aus Tugendhaftigkeit handelnden Protagonisten erfolgt spät, aber gerade noch rechtzeitig, um fast schon vergessene Verfolger auszuschalten und sich der Sache selbst zu verschreiben, auch wenn sie dazu dann etwas brauchen und zusätzlich ein Blutbad benötigt wird, indem besonders Franco Nero gewohnt rabiat zur Sache geht und Corbucci dann das Kunstblut auspackt, um ein zwar tragisches, für beiden jedoch versöhnliches Ende einzuleiten.
Inszenatorisch kann man ihm dann auch keinen Vorwurf machen. Von verheerenden Explosionen über teure Sets und der Eisenbahn hat „Lasst uns töten, Companeros“ diverse Schauwerte gepachtet. Zu Ennio Morricones hier zwar nur durchschnittlich motivierter, aber eben immer noch Qualität definierender Arbeit muss eigentlich auch kein weiteres Wort verloren werden. Erneut überraschen tut lediglich der wandelbare Corbucci mit seinem Feingefühl für Situationskomik und Humor. Davon profitieren das sich nichts schenkende Traumduo Nero/Milian nämlich enorm.
Letztlich war für alle Beteiligten, ob vor oder hinter der Kamera, klar, dass der einstige Italowestern mit seiner Ernsthaftigkeit, dem Zynismus und den klassischen Motive von Rache und Gier sich nicht zuletzt dank Italiens Fließbandproduktion überlebt hatte und zur Parodie freigebeben wurde. Auch Sergio Corbucci hatte die Vorzeichen der Übersättigung erkannt und besann sich darauf mit zwei Legenden eben auf die Veränderungen richtig zu reagieren. „Lasst uns töten, Companeros“ ist mit Sicherheit nicht sein bester Western, doch auch bei ihm nahm von da an die Qualität der Filme ab, was kein Grund sein soll diesen nun zu verdammen.
So wenig einfallsreich das Drehbuch auch war, Corbucci schaffte es seine prima aufgelegten Halunken Franco Nero und Tomas Milian so zu instruieren, dass der Zuschauer dank ihrer Wortgefechte, witzigen Einfälle und nicht zuletzt dem stets mit einem Augenzwinkern versehenen Vorgehen prächtig amüsiert. Die Episodenhaftigkeit der Geschichte und ein kaum existierender Spannungsbogen sind zwar stets präsent, fallen so aber nicht mehr so negativ ins Gewicht.
Fazit:
Enorm witziger und unterhaltsamer Italowesternspaß von Sergio Corbucci mit dem Traumduo Franco Nero / Tomas Milian, das sichtlich Spaß daran hat endlich zusammen agieren zu dürfen, nachdem sie über Jahre hinweg das Genre mit dominiert hatten. Die Parallelen zu „Mercenario – Der Gefürchtete“, vor allem bezüglich der Charaktere, sind zwar offensichtlich, trüben die Unterhaltung aber nicht im geringsten. Als politisch motiviert hingegen kann man „Lasst uns töten, Companeros“ hingegen nur noch tertiär bezeichnen, doch die Zeit hatte der Italowestern damals auch bereits hinter sich. So heißt es hier zurücklehnen und dem streitbaren, gänzlich ungleichen Duo, das soviel Wortwitz transportiert und durch unmögliche Situationen manövriert, beiwohnen auf das kein Auge trocken bleibt. Aufgrund der sich um das Genre verdient gemacht habenden Namen, dem hohen Unterhaltungswert und Liebhaberbonus letztlich dann ein guter Beitrag, obwohl rein von der Oberflächlichkeit, damit einhergehender, fehlender Substanz und hinsichtlich „„Mercenario – Der Gefürchtete“ unübersehbarer Ideenlosigkeit einiges im Argen liegt. Fun, not more.