Review

Kurzer Ausflug in den Monumentalfilm von Artur Brauner, in europäischer Kooperation mit Studioul Cinematografic Bucuresti und Documenta-Film, Rom, im Austausch mit anderen Ländern, Finanzen, Umgebung und Kollegen, eine gemeinsame Anstrengung, ein geteilter Aufwand, ein geteilter Lohn. Die Namen zuweilen klangvoll, aus aller Herren Länder auch, die Vorlage damals ein Bestseller in mehreren Bändern, heute unbekannt und vergessen, im Archivar versteckt. Die Regieauswahl mit Siodmak gleichzeitig begrenzt in der Auswahl und verständlich, die ebenbürtige Konkurrenz wie Lang oder Reinl klein und mit anderen Aufgaben beschäftigt:

Das Weströmische Reich ist untergegangen, Italien ist durch die Ostgoten durch König Theoderich dem Großen von Ravenna aus regierend besetzt. Nach seinem Tod übernimmt widerrechtlich seine Tochter Amalaswintha [ Honor Blackman ] die Krone, teilweise unterstützt von den Gotenfürsten, aber sehr zu Unwillen ihrer älteren Schwester Mataswintha [ Harriet Andersson ]. Währenddessen strebt der derzeit amtierende Stadtpräfekt Cethegus [ Laurence Hrvey ] ein unabhängiges Italien und damit die Auflösung des bereits über 30 Jahre dauernden Friedens und der Koexistenz der verschiedenen Völker an, wozu er sich in Byzanz über mehrere Wege wie den Minister Narses [ Michael Dunn ], der Kaiserin Theodora [ Sylvia Koscina ] und damit auch dem Kaiser Justinian [ Orson Welles ] Hilfe besorgt, sowohl in Form einer heimlich in Rom aufgebauten Armee von Prätorianern, als auch eine von Byzanz abgesandte Truppe unter Heermeister Belisar [ Lang Jeffries ]. Cethegus selber hat allerdings auch privat Sorgen, hat sich seine Tochter Julia [ Ingrid Brett ] doch in den gotischen Befehlshaber Totila [ Robert Hoffmann ] verliebt.

Es war eine schwüle Sommernacht des Jahres fünfhundertsechsundzwanzig nach Christus. Schwer lagerte dichtes Gewölk über der dunkeln Fläche der Adria, deren Küsten und Gewässer zusammenflossen in unterscheidungslosem Dunkel: nur ferne Blitze warfen hier und da ein zuckendes Licht über das schweigende Ravenna. In ungleichen Pausen fegte der Wind durch die Steineichen und Pinien auf dem Höhenzug, welcher sich eine gute Strecke westlich von der Stadt erhebt, einst gekrönt von einem Tempel des Neptun, der, schon damals halb zerfallen, heute bis auf dürftige Spuren verschwunden ist. Es war still auf dieser Waldhöhe: nur ein vom Sturm losgerissenes Felsstück polterte manchmal die steinigen Hänge hinunter, und schlug zuletzt platschend in das sumpfige Wasser der Kanäle und Gräben, die den ganzen Kreis der Seefestung umgürteten. Oder in dem alten Tempel löste sich eine verwitterte Platte von dem getäfelten Dach der Decke und fiel zerspringend auf die Marmorstufen, – Vorboten von dem drohenden Einsturz des ganzen Gebäudes.

Das Römische Weltreich ist hier schon verfallen, Schuld mit haben die Germanen, und die Goten, die Legionen haben sich zurückgezogen in die Festung Roms, die Hauptstadt als letzte Bastion. Die "Brandfackeln des Krieges" haben gewütet und sind noch am Lodern, eine Geschichtsstunde wird begonnen, eine Zusammenfassung der Ereignisse durch einen Erzähler, eine Raffung des Textes auf die Wesentlichkeit und eine überschaubare Handlung, wie ein Zusammenschnitt mehrerer Episoden. Erst die Massenszenen, dann die Hervorhebung einzelner Personen, der Herrscher über und Protektor von Italien ist tot, es gibt nun den Kampf um Rom, der Thron ist leer, die Familie gespalten, die Einigkeit bedroht. Abwarten oder Angreifen ist die Überlegung verschiedener Parteien, Verträge sind noch vorhanden, eine Erbfolge, es werden aber bereits Verschwörungen abgehalten, Gesetze gebrochen, Intrigen gesponnen und Verbündete gesucht.

Als großes Drama in anfangs kleineren und vor allem geschlossenen Bauten, in Kulissen, in Studio Eins und Studio Zwei wird die Geschichte begonnen, das Sagen haben hier auch die Frauen, nicht bloß die "Gewandtheit im Schlafzimmer", es ist kein reiner Männerfilm, das Genre des Sandalen-/Togaabenteuers wird durch das weibliche Geschlecht hier auch gefüllt und angetrieben. Die Dialoge erst in Hauptsätzen, auch mit Wiederholung von Gesagten, mit Paraphrasen, mit Variation und Kommentarfunktion. Zwischen Rom und Byzanz spielt das Geschehen, eine riesige Fläche, verschiedene Kulturen, verschiedene Riten und Sitten, mit Exotik wird nicht gegeizt, mit Verlockung und Verführung, mit Luxus, Interessen und Erotik. Mit verschiedenen Größenverhältnissen wird gespielt, buchstäblich und metaphorisch, der Regisseur als "zielbewusster Träumer", mit Blick auch auf den "ästhetischen Gewinn", gleichzeitig (heute) eine Antike und (damals) ein Großprojekt, heute eher das Nachmittagsprogramm für den Ausklang am Wochenende, früher ein modernes Stück.

Nackte Tatsachen gibt es gar auch, in Kuhmilch wird gebadet, oder in Eselsmilch, wer weiß das schon, es wird liebkost und bezirzt, natürlich nur für den eigenen Gewinn. Audienzen werden gewährt, hochoffiziell und privat bis intim, es gibt es viel Persönliches in den Szenen, dann die Öffentlichkeit, teilweise auch in bekannt wirkenden Szenerien. Eine Erzählung über Probleme, und wer sie wie lösen will, die Abwägung von Nutzen und Lasten, ein Schüren von Unfrieden und das Zerschneiden des 'Gordischen Knoten". Verabredungen werden getroffen, Omen heraufbeschworen, ein eingangs seltsam fensterloses, undurchlässiges Geschehen, es wird sich im Inneren aufgehalten, eine Begrenzung der Situation, der Kampf um Rom anfänglich als größeres Theaterstück, mit Festmahlen und Liebesnächten, mit Gedränge auf der Bühne, mit Homer-Zitaten und einem vorgetäuschten Anschlag, zwischen Empfindsamkeit und Tatkraft, mit Ränke und Schmiede, die Inszenierung etwas unpersönlich wirkend, auf die Übersichtlichkeit und das Einfangen all der Komplikationen betont; die Wände haben Ohren.

Dieser Tag, diese Stunde wurden entscheidend für Cethegus: fast ohne seinen Willen ward er durch die Ereignisse fort getrieben zu neuen Stimmungen und Anschauungen, zu Zielen, die er sich bisher nie mit solcher Klarheit vorgesteckt, oder doch nie als mehr denn Träume, die er sich als Ziele eingestanden hatte. Er erkannte sich in diesem Augenblick als alleinigen Herrn der Lage: er hatte die beiden großen Parteien der Zeit, die Gotenregierung und ihre Feinde, die Verschworenen, völlig in seiner Hand. Und in der Brust dieses gewaltigen Mannes wurde die Haupttriebfeder, die er seit Jahrzehnten für gelähmt erachtet, plötzlich wieder in mächtigste Tätigkeit gesetzt: der unbegrenzte Drang, ja das Bedürfnis, zu herrschen, machte sich mit einem Male alle Kräfte dieses reichen Lebens dienstbar und trieb sie an zu heftiger Bewegung. (...) Aber all das befriedigte ihn nicht. Er fühlte den Hauch des Verfalls in aller Kunst und Wissenschaft seiner Zeit. Die Philosophie insbesondere vermochte nur die letzten Reste des Glaubens in ihm zu zerstören, ohne ihm irgendwelche Befriedigung in positiven Ergebnissen zu gewähren. Als er von seinen Studien zurückkam, führte ihn sein Vater nach der Sitte der Zeit in den Staatsdienst ein: rasch stieg der glänzend Begabte von Amt zu Amt. Aber plötzlich sprang er aus.

Von der Ewigen Stadt wird zu Beginn mehr geredet als gezeigt, wenn denn überhaupt, in der deutschen Synchronisation überzeugend, von Riz Ortolani untermalt und das Heroische bespielt, eine Auseinandersetzung mit einem frei laufenden wilden Löwen als die erste Aktionszene, tatsächlich kämpferisch wird es nach und nach und später. Jungfrauen und Helden, Soldaten und Diplomaten, Süßholzraspeln und Warnungen und Drohungen, darstellerisch nützlich, also funktional, nicht unbedingt großmächtig, kein "Geschenk der Götter." Die Führung der Figuren übernimmt dabei Laurence Harvey, überall und nirgends, ein Ball in jedem Spielfeld, die anderen Personen und damit auch die anderen Schauspieler drehen sich um ihn, manche präsenter in der Dramaturgie, manche nur als besseres Cameo, für das Marketing bereitgehalten oder vorübergehend in die Verbannung geschickt.

Zwischendurch geht es dann doch in die freie Natur, auf eine Jagd bspw., einen Ritt oder Lauf durch den Wald, eine Ablenkung für den Zuschauer und ein Amüsement für ein aufblühendes Pärchen, die Gunst der Stunde nutzend, eine Prinzessin und ein Ritter, "Glück für immer." Zwischen Romantik und Naivität pendelnd, zwischen Kinomärchen und Trivialität, zwischen Politik und Liebe, zwischen Rassen und Ständen, bunt koloriert, aber in den Farben leicht gedämpft. "Muss ich erst eine Römerin beleidigen, damit du dich darauf besinnst, dass du ein Gote bist?" Spät wird man auch dran besinnt, dass es sich um einen Aktionsfilm handelt, ein Überfall einer geheimen Streitmacht auf den Kronrat in Unterzahl, folgend kurz Schwertgeklimper, Pferdestunts, Mord und Totschlag; dazwischen wieder das Rascheln der Buchseiten, mal Asbach Uralt, mal mit einem feigen Attentat und einer heimtückischen Täuschung, wenig edel in der Gesinnung.

Als Zweiteiler konzipiert und von vornherein so angelegt, werden die Zügel hier im letzten Drittel angezogen, es wird gebrandschatzt, es wird scheinbar oder tatsächlich revoltiert, der Keim der Saat geht auf, wer Wind sät, wird Sturm ernten. "Worauf warten wir noch, greifen wir an." wird gedrängt und gefordert, die Statisterie aufgaloppiert, zuweilen (See)Schlachten nicht gezeigt, sondern nur davon erzählt, ein Kriegsspektakel Marke Hollywood fingiert, das Schicksal korrigiert oder zu korrigieren versucht, eine wenige schwelgerische Einstellungen gefunden, die Fortsetzung mit einer Brandfläche und einem rauchenden Schlachtfeld vorbereitet, doch noch einmal auf Epos geschielt, mit der Sensationslust des Publikums gespielt; "Jetzt kommt unsere schwerste Stunde: der Kampf um Rom."

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