kurz angerissen*
Dieser schrille Okkultreißer scheint die Hälfte seines Budgets für Nebelmaschinen ausgegeben zu haben, so sehr dampfen die Kessel im fiktiven Örtchen Whitewood, Massachusetts. John Moxey produziert damit atmosphärische Außenaufnahmen, die das Schwarzweiß beinahe schon einer horizontalen Teilung aussetzen (unten Nebel, oben endlose Nacht; am Tage jedenfalls spielt kaum eine Szene) und den Blick auf den Asphalt kaum zulassen. Sehr wirkungsvoll geraten insbesondere die Einstellungen von Dorfbewohnern, die wie angewurzelt einfach bewegungslos dastehen und gen Kamera starren; das hat schon den Charme von „Invasion Of The Body Snatchers“ (1956) und „Village Of The Damned“ aus dem gleichen Jahr. Ebenfalls im gleichen Jahr entstand Hitchcocks „Psycho“, und es fällt schwer, davon auszugehen, dass die dramaturgischen Ähnlichkeiten beider Filme reiner Zufall sind, zumal ein altes Hotel einer der Hauptschauplätze darstellt, gewissermaßen die Kommandozentrale der abenteuerlustigen Studentin in der (vermeintlichen) Hauptrolle.
Trotz der teilweise frappierenden Parallelen sind Bezüge zu den ungleich bekannteren Referenzen mit Vorsicht zu genießen. Die übertrieben eingesetzten Ingredienzien weisen nämlich klar darauf hin, dass man die Chose um verbrannte Hexen, verborgene Kulte und verwunschene Ortschaften besser nicht zu ernst nehmen sollte. Saftige Jump Cuts (etwa eine Erdolchung auf einem Altar, die in den Anschnitt einer Torte übergeht) und ein einsamer Tankstellenwart, der in einem Running Gag immer mehr Städtern den Weg nach Whitewood weisen muss, unterstreichen nochmals dick, dass man sich mit einer gesunden Portion ironischer Distanz auf das Theater einlassen muss, um es bestmöglich genießen zu können. Auch Christopher Lee steigt angemessen theatralisch ein, indem er seinen Studenten voller Inbrunst das Thema seiner Vorlesung demonstriert, was wiederum in einem Match Cut gelöst wird, der vom Kostüm-Prolog in die Gegenwart überleitet.
„City Of The Dead“ bleibt aber durchgehend voller Spannung, weil er es blendend versteht, mit einfachen visuellen Mitteln ein Gefühl omnipräsenter Bedrohung zu erzeugen und weil einige der Trickeffekte und Bildmontagen trotz ihrer Durchschaubarkeit selbst heute noch erstaunlich gut funktionieren. Der Aktionismus sämtlicher Figuren sorgt für ein insgesamt hohes Tempo. Hinzu kommt ein Finale, das zwar logische Fragen aufwirft (warum hetzt man für die letzte Opferung ausgerechnet auf den Friedhof, wenn Kreuze offenbar eine solche Bedrohung darstellen?), allerdings mit reichlich Schauwerten zu Ende geht und dann auch recht bald zum Abspann führt. Eine kleine Perle, die hoffentlich nicht vollständig in Vergessenheit gerät.
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