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Whitewood, 3. März 1692. Die erzürnten Bewohner des kleinen, beschaulichen, abgelegenen Dörfchens ketten die Hexe Elizabeth Selwyn (Patricia Jessel) an einen Pfahl und verbrennen sie bei lebendigem Leibe. Doch bevor die Teufelsanbeterin von den Flammen verzehrt wird, verflucht sie das Dorf und dessen Bewohner. Viele Jahrzehnte später. Die junge, ehrgeizige Okkult-Studentin Nan Barlow (Venetia Stevenson) reist auf Empfehlung ihres Professors Alan Driscoll (Christopher Lee) nach Whitewood, um vor Ort über die damaligen Ereignisse zu recherchieren. Sehr zum Ärger ihres Bruders Richard (Dennis Lotis), der das alles für ausgemachten Humbug hält. Im neuenglischen Dörfchen scheint allerdings tatsächlich Seltsames vor sich zu gehen.

John Llewellyn Moxeys The City of the Dead ist ein kleines Meisterwerk des Gothic Horrors. Der von Desmond Dickinson exquisit in kontraststarkem Schwarzweiß fotografierte Film erzählt seine simple und nicht sonderlich originelle Geschichte so ungeheuer stimmungsvoll, daß man sich glatt fragt, wieso dieser famose Streifen nicht in einem Atemzug mit solch stilvollen Klassikern wie La Maschera del Demonio (Die Stunde, wenn Dracula kommt) oder La Vergine di Norimberga (Das Schloß des Grauens) genannt wird. Aus beinahe jedem Bild trieft diese zum Schneiden dichte, schauerliche Atmosphäre des sanften Grusels hervor. Man nehme nur mal die wunderbare Sequenz, in der unsere Heldin Nan abends über den Dorfplatz spaziert. Er herrscht eine gespenstische, unnatürliche Stille. Die wenigen Dorfbewohner begutachten die hübsche junge Frau skeptisch mit sinisterem Gesichtsausdruck, bleiben wie versteinert stehen und starren sie ungeniert an. Der dichte, kniehohe Bodennebel (der Nebel ist sowieso allgegenwärtig!) verschluckt die Füße zur Gänze, wodurch es scheint, als ob die Körper wie Geister schweben. Herrlich. Überhaupt herrscht hier eine ähnlich beunruhigende Stimmung, wie man sie aus so manchen Schilderungen von H.P. Lovecraft kennt. Anstatt in Whitewood könnte man sich z. B. ohne weiteres auch in Dunwich oder Innsmouth befinden. Es ist ein stetes Gefühl der vagen Bedrohung; man spürt, daß hier etwas nicht stimmt ("For Whitewood, time stands still", meint eine Bewohnerin), daß die Heldin in großer Gefahr schwebt, aber man kann diese Ahnung erstmal nicht genau begründen.

Neben den schon genannten Ingredienzien sorgen auch zwielichtige Gestalten, die sich in Luft aufzulösen scheinen, kapuzenverhüllte Menschen, die langsam durch Nacht und Nebel schreiten, ein unheimliches Hotel, aus dessen Kellergewölbe mysteriöse Gesänge schallen sowie ein unterirdischer Geheimgang, der neben riesigen Spinnennetzen und deren achtbeinige Bewohner noch die eine oder andere zusätzliche Überraschung bereithält, für Gänsehaut. Die Schauspieler machen ihre Sachen gut. Venetia Stevenson ist sympathisch, hübsch und sexy (die kurze Sequenz, in der sie sich umzieht, ist ganz bezaubernd!), wenn auch reichlich naiv. Patricia Jessel überzeugt ebenso wie der großartige Christopher Lee, dessen bloße Präsenz den Film schon gehörig aufwertet. Obwohl The City of the Dead komplett in Studio-Sets gedreht wurde und das Budget recht knapp bemessen war, ist das Ergebnis eine wahre Augenweide. Die Idee zu diesem grandiosen Mood Piece stammte von Milton Subotsky, und produziert wurde der Film von Vulcan Productions, einer Gesellschaft, aus der kurz darauf die kultige und wesentlich bekanntere Produktionsfirma Amicus Productions hervorging. Nach knapp achtzig Minuten klingt The City of the Dead mit einem erstklassigen Finale in einer Gruft bzw. auf einem Friedhof aus, das noch mal alle Register zieht. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Tatsache, daß der Film einige Parallelen zu einem Werk des großen Alfred Hitchcock aufweist. Durchaus möglich also, daß man hier frech drei, vier Ideen geklaut hat. Das ändert aber nichts daran, daß es sich bei The City of the Dead um ein meisterliches Schauerstück handelt.

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