Es ist erfreulich, wie derzeit Filme auf dem "Golden Age" des Horrorfilms wieder einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. So kann jeder die eine und andere Perle für sich selbst entdecken. Für mich ist "Horror Hotel" eine derartige Perle. Auch wenn er ein B-Movie ist, besticht er durch eine ansprechende Geschichte und eine handwerklich ordentliche Machart.
Der Film beginnt ohne langes Federlesen. Am Ende des 17. Jahrhundert verbrennen die Bürger des kleinen Nestes Whitewood eine Mitbürgerin als Hexe. Filmisch kommt der Mob sehr gut rüber. Zuerst tut einem die arme "Hexe" leid, die auch noch von ihrem Mann (?) verleugnet wird. Dann merken wir, dass der Mob Recht hat und das Paar wirlich mit Luzifer im Bunde steht. Schon schafft es die Kamera, die Furcht der Bevölkerung einzufangen (die Regiearbeit wirkt fast schon expressionistisch). Egal, die Hexe brennt und wir kommen zur damaligen, noch schwarz weißen Gegenwart.
Christopher Lee berichtet als Dozent an einem College von der Verbrennung der Hexe in Whitewood. Er weckt das Interesse einer seiner Studentinnen, die sich zu Studienzwecken und auf Empfehlung vom guten Lee (er wurde in Whitewood geboren) im "Raven's Inn" vor Ort einquartiert. Wir kriegen schnell spitz, dass der Inn, der dem Film seinen Namen gibt, von der vor fast 300 Jahren verbrannten und wieder auferstandenen Hexe geleitet wird (ihr illoyaler Partner ist auch dabei) und voll mit angereisten Hexen ist. Sie bereitet dort Opferzeremonien vor. Voila, wir haben ein geeignetes gefunden - Studentin ab.
Als zweites Opfer soll mit zeitlichem Verzug die Enkelin des örtlichen Pastors dran glauben. Das verhindern der Bruder des ersten Opfers und ihr damailiger Freund, nun Quasiwitwer. Die ganze Satanistenbrut, zu der, wen wunderts, auch Christopher Lee gehört, wird ein Opfer der Flammen.
Es ist schön, dass der Film noch schwarz-weiß gedreht wurde. Das ist halt nach wie vor die beste Färbung für Gothik-Horror. Und mit Gothik-Elementen wird nur so geast. Nebel bis zu den Knien, Spinnenweben in Tonnen, Hexensabbat in Kutten mit Dämonendolch, der obligatorische Pastor (hier blind, wird gerne genommen) und eine unscheinbare Nebenperson, die vor der Gefahr warnen und dafür den Löffel abgeben, Friedhofszenen - alles da. Gewürzt mit einem sich in Luft auflösenden Mitfahrer und dem dringend erforderlichen Hexen-Hokuspokus ergibt sich eine schöne Mischung. Wirklich gut.
Was mir gut gefallen hat, ist dass die Studentin, die man sonst am ehesten als bedroht, aber nicht gefährdet ansehen würde (dafür ist das Schnuckelchen zu intensiv eingeführt worden), sang- und klanglos geopfert wird. Und das Ende hat großes Behagen hinterlassen. Wie der sterbende Ex-Freund das Kreuz aus dem Boden zieht und damit die Hexen abfackelt ist filmisch exzellent umgesetzt.
Was noch erwähnenswert wäre ist die schon rührende Naivität einiger Handlungsstränge. Das sucht ein Bruder seine Schwester, stellt fest, dass sie hin und er in tödlicher Gefahr ist, und ist trotzdem seelisch ausgeglichen genug, sich spontan und gegenseitig unsterblich in das zweite Opfer zu verlieben. Unglaublicher Kitsch, der aber vertretbar ist.
Noch zum Abschluss zwei Worte zu Christopher Lee. Nicht berauschend.
"Horror Hotel" ist ein Film, der dem Genrefan spaß macht. Schnell gesehene, leichte Kost, die ordentlich unterhält. Für mich 8 von 10 Punkten.